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Plattenbaugefühle: Jugendroman

Plattenbaugefühle: Jugendroman

Titel: Plattenbaugefühle: Jugendroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jannis Plastargias
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er endlich etwas mehr als einen Satz sagen wird, ich wünsche mir, dass er mich auch etwas fragt, etwas über mich wissen will, über mein Berlin, über meine Hobbies …
    »Da ist was los! Kommt, schnell!«
    An uns rennt Elias vorbei, ich höre Afyons Befehlton, ein »Komm!« haftet an meinen Ohren, ich sehe seine großen Schritte, er rennt, ich bekomme alles mit, es passiert etwas um mich herum – aber was?
    Es ist dunkel, ich kann ein paar Schemen erkennen, höre Gekreische, Schläge. Mädchen stehen herum und schreien irgendetwas Unverständliches, es ist nicht Deutsch. Elias und Mohammed gehen zwischen die Meute, drei Jungs schlagen sich. Afyon schaut neugierig zu, wirkt, als ob er etwas damit zu tun hat. Ich bin in seiner Nähe. Einer der Jungs, die sich gerade geprügelt haben, bemerkt ihn plötzlich. Sein Blick ist sehr finster.
    »Verschwinde, du Schwuchtel!« schreit er ihm ins Gesicht, und im gleichen Moment bäumt sich Afyon auf, volle Pulle, will auf ihn losstürzen, Elias und Mohammed stehen schon bereit, halten ihn auf.
    »Nimm ihn mit«, sagt Mohammed, der gar nicht Mohammed heißt, zu mir, zeigt auf Afyon, der vor Wut kocht, ich lege instinktiv meinen Arm um ihn, mit fragendem Blick durchsuche ich die Gesichter der Anwesenden, um Antworten zu finden.
    Ich ziehe den sportlichen Körper Afyons an mich heran, doch wuchtig nimmt er meinen Arm wieder weg, läuft vorwärts Richtung Gebäude weg, ich renne hinterher, im Hintergrund höre ich laute Diskussionen der Jungs. Was bedeutet das? Automatisch dringen die Andeutungen von Aris und Danny in meinen Kopf.
    Ich erreiche ihn im Chillmo, die meisten sind aufbruchbereit.
    »Afyon, was ist passiert?«
    »Muss nach Hause«, sagt er leise.
    In seinem Gesicht ist die Verärgerung deutlich sichtbar, er nuschelt ein kaum hörbares »Tschüss«, schaut mich so merkwürdig dabei an, als hätte er tausend Wörter noch bereit, doch irgendetwas hindert ihn, mir Erklärungen zu geben. Er geht. Ich möchte am liebsten in seinen Augen versinken, doch es ist sinnlos ihm hinterherzulaufen.
    »Komm, Jonas!« ruft mich Shad M., der mit einigen Jungs angefangen hat, das Chillmo aufzuräumen. Ich mache, was ich kann, doch zwischen Tische rücken und Stühle stapeln schwebe ich in Gedanken an Afyon davon.
    »Ich verstehe nicht, was mit den Jungs los war!«
    »Was?«
    »Die, die sich verprügelt haben!«
    Shad M. ist fassungslos über das Benehmen der Anderen, ich werde aus meinen Gedanken gerissen und starre ihn an.
    »Da läuft etwas bei den Türken!« sagt er skeptisch und setzt den letzten Stuhl beiseite.
    »Und was hat Afyon damit zu tun?« Diese Frage brannte mir bereits die ganze Zeit unter den Nägeln.
    »Mann, Jonas, ich weiß nicht, was Afyon damit zu tun hat. Sie reagieren immer so komisch, wenn er kommt ...«, er sucht nach Worten, schaut nach rechts, schaut nach links, niemand der mithört, »sie streiten und prügeln sich«, flüstert er mir zu, »dann kommt Afyon dazu und sie hören auf«. Er hebt die Schulter, »was soll das?« sagt er nachdenklich.
    »Das fragst du den Falschen. Ich kenne mich in Kranichstein nicht aus«, erwidere ich schulterzuckend, als ob er eine Antwort von mir erwartet hätte.
    Er tätschelt mich an der Schulter. Verwirrt laufe ich nach Hause, ohne zu verstehen, was passiert ist.

    Samstagabend sitze ich in Aarons Partykeller, trinke Bier, schaue mir mit den anderen Videos an, zähle die Stunden, bis es hell wird und breche früh am Morgen auf.
    »Jonas, wo bist du?« Danny klingt besorgt am Telefon.
    »Ich fahre ins Stadion.«
    »Ach ja, heute ist Sonntag«, er versucht sich an unser gestriges Gespräch zu erinnern, bevor er mit Giovanna eine kuschelige Ecke gefunden hatte, »doch so früh am Morgen?«
    »Danny, es ist bald 11 Uhr.«
    »Ja, ja«, sagt er fast spöttisch, »und das Spiel fängt erst um 12 Uhr an! Du hättest wenigstens mit uns frühstücken können.«
    Ich schweige für einen Moment, schaue zu, dass ich an der richtigen Haltestelle aussteige, die Tram schaukelt mich hin und her.
    »Und das alles wegen Afyon!« kichert er mir ins Ohr und fügt ironisch dazu: »Muss Liebe schön sein!«
    »Du wirst es wohl am besten wissen!« antworte ich spontan, »bis später!« verabschiede ich mich und lege auf.

    Mein erstes Mal im Stadion und ich bin total aufgeregt. So ein großes Spielfeld – da verschwinden die Jugendlichen fast auf dem Grün. Es gibt eine Tribüne. Die Zuschauer scheinen Familienmitglieder und Freunde der Spieler

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