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Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Titel: Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Weibets, sie schießt sehr gut, erzählt man sich. Hat bessere Strecken als die Männer. Hat Ahnung vom Forst.«
    Für a Weibets, ja klar! Für eine Frau nicht schlecht.
    »Und was fanden andere?«
    »Dass sie zu g’schnappig war, sich zu sehr eingemischt hat.«
    »Bei forstwirtschaftlichen Fragen? In der Frage Wald vor Wild?«
    Bernhard sah Irmi genau an. Gerade so, als müsse er seine Schwester ganz genau betrachten, um sie wirklich zu erkennen. Sie waren wie ein altes Ehepaar, grüßten sich, sprachen wenig, meist nur Small Talk. Ab und zu mussten sie Dinge wie Versicherungen und Steuern besprechen. Sie pöbelten sich an, weil einer mal wieder vergessen hatte, den Kühlschrank zu füllen. Wobei eigentlich immer Irmi den Kühlschrank füllte. Selten saßen sie mal auf ein Bier auf der Hausbank oder wie heute in der Küche zusammen. Auch Irmi hätte die Augen schließen müssen, um sich die Silhouette ihres Bruders vorzustellen, sein Gesicht. Was trug er? Was hatte er die letzen Tage angehabt? Sie lebten ihre Leben, die nur ab und zu eine Schnittmenge ergaben.
    »Wenn es um Wald vor Wild geht, hast du dir ja wieder eine schöne Szene herausgesucht!«, brummte Bernhard nach einer Weile.
    Auch Irmi musterte ihn genauer als sonst. Er stand kurz vor seinem Fünfzigsten und war damit fünf Jahre jünger als sie. Er würde immer ihr kleiner Bruder bleiben, obwohl er immerhin eins fünfundachtzig groß war. Mit den Jahren hatte er ein paar Falten mehr und einige Haare weniger bekommen. Die Geheimratsecken machten allmählich mehr Platz für sein Gesicht. Außerdem hatte er ein bisschen zugelegt, aber sie hatten halt beide dieses Notzeitgen: Sie aßen beide eher wenig und sahen doch immer so aus, als würden sie im Schweinsbraten schwelgen. Lissi, die wirklich rund war, hatte immer gesagt: »Sei froh, Irmi, denn wenn du mal krank wirst, fallst ned gleich vom Stangerl.« Dabei hatte Irmi gar nicht vor, in nächster Zeit krank zu werden.
    »Nach einem betrügerischen Gänsebaron geht es diesmal um die hohe Jagd.«
    »Die hohe Jagd. Das ist lange her!«
    »Bloß weil du immer noch so ein Kügelchen in deinem Allerwertesten hast«, versuchte Irmi einen Scherz.
    Dabei war diese Geschichte gar nicht so witzig. Manche Jagdpächter hatten nämlich offenbar eine interessante Ansicht von Freiwild. Bernhard hatte die Realität im Allerwertesten – in Form einer Schrotkugel, die im Gegensatz zu zig anderen nicht hatte entfernt werden können. Er hatte sich des Vergehens schuldig gemacht, in der Dämmerung noch ein paar Zäune an einem Waldrand kontrolliert zu haben. Es war bis zum Prozess gekommen, und der Jäger hatte recht bekommen. Was laufe Bernhard auch noch in der Dämmerung herum?, hatte es geheißen. Bei Schrot könne schließlich immer mal was abprallen. Der Jäger hatte sogar den Jagdschein behalten dürfen. Es war sicher kein Zufall, dass der Richter auch Jäger gewesen war. Und gerade Irmi wusste, dass recht haben nicht recht bekommen war. Und dass Recht mit Gerechtigkeit nur sehr weitläufig verwandt war. Bernhard hatte jedenfalls den Pachtvertrag mit besagtem Jäger nicht verlängert.
    Vor ein paar Jahren war Irmi mit Lissi mal in der Landvolkshochschule bei der Wies gewesen – inklusive einer Kirchenbesichtigung natürlich. Als sie gerade aus dem Portal traten, dachten sie, der Krieg sei ausgebrochen. Was dann aber zu sehen war, war ein flüchtendes Reh, und immer wieder ertönten neue Schüsse, die erst nach dem fünften Mal endeten. Das Reh war mittlerweile fast im Biergarten des Gasthofs Moser, als es schließlich zusammenbrach. Der Jager sei mehr oder weniger blind und taub, erfuhr man und dass Jäger immer einen Kugelfang benötigten, sprich: sicher sein mussten, dass Fehlschläge in den Boden gingen und keine Menschen gefährdeten. Hier wäre als sicherer Kugelfang eine Gruppe Japaner sehr gut infrage gekommen …
    »Blinde Jager, taube Jager. Blinde und gleichzeitig taube Jager, die sind ein Ärgernis, auch für meinen Arsch. Aber das ist ja gut ausgegangen. Das ist nicht das Problem.«
    Irmi wartete.
    »Dieses ganze Konstrukt der Bayerischen Staatsforsten, das ist das Problem«, schimpfte Bernhard drauflos.
    Irmi wartete immer noch.
    »Warum sagst nichts?«, wetterte Bernhard.
    »Du willst mir doch was sagen.«
    »Hör mal zu, Schwester, was ich dir sagen will, ist, dass du da auf verlorenem Posten stehst. Wenn die Staatsforsten damit zu tun haben, dann viel Spaß. Das ist ein richtiges Wirtschaftsunternehmen,

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