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Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Titel: Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Brennerstein, oder?«
    »Wissen Sie, wie es in mir aussieht?«, konterte er.
    Das hier war eine Posse. Sie und Kathi sahen kein Land. Sie hatten nichts, aber auch rein gar nichts, was sie ihm nachweisen konnten.
    »Und was war mit dem zweiten Buch von Regina?«, fragte Irmi.
    »Wie meinen?«
    »Na, diese Familiengeschichte. Aus Reginas Aufzeichnungen geht hervor, dass sie mit Ihnen über ihre Familie gesprochen hat.« Das war erstunken und erlogen, aber würde das Vögelchen hoffentlich zum Singen bringen. Kathi bewahrte gottlob die Contenance.
    »Ja, gut, sie hat mit der Behinderung ihres Bruders und dem frühen Tod ihrer Mutter gehadert. Beides hätte ihrer Meinung nach verhindert werden können.«
    »Waren Sie da anderer Meinung?«
    »Wie will ich eine ferne Vergangenheit bewerten? Über Menschen urteilen? Ich war nicht dabei.«
    »Aber die Vergangenheit reicht in die Gegenwart, schließlich richtet sich Reginas Hauptanklage gegen einen Gynäkologen, dessen Bruder ausgerechnet der Vater von Thomas Wallner ist.«
    Dem Anwalt war anzusehen, dass ihm die Situation entglitt. Bisher hatten sie alles so gut eingeübt.
    »Haben Sie mit Thomas Wallner über das zweite Buchprojekt gesprochen?«, fuhr Irmi fort.
    Von Brennerstein überlegte ein bisschen zu lange.
    Wieder pokerte Irmi hoch. »Sie haben nicht mit Thomas Wallner, sondern mit seinem Vater darüber gesprochen, nicht wahr?«
    »Ja, ja, Sie haben recht. Karl Wallner ist ein Jagdfreund, sein Anwesen grenzt an unsere Ländereien an. Ich habe mit mir gerungen, bei Gott.«
    »Warum?«
    »Ich wusste lange nicht, dass Tommy der Sohn von Karl ist. Karl hält sich, was seinen Sohn betrifft, sehr bedeckt. So viel Kontakt haben wir auch gar nicht, als dass ich Einblick in seine persönlichen Verhältnisse hätte. Er ist ein feiner Waidmann, dafür schätzt man sich. Der Junge hat ihn wohl ziemlich enttäuscht. Aber als ich die Zusammenhänge begriff, sah ich es als meine Pflicht an, Karl Bescheid zu geben.«
    »Das Pflichtgefühl mal wieder! Und wie hat er reagiert?«, wollte Irmi wissen.
    »Er war natürlich schockiert.«
    »Vor allem weil Reutte ihm nun ein Sträßchen widmet!«
    »Nun, ich habe mit mir gerungen, wie gesagt. Aber dann fand ich es durchaus legitim, dass ein Mann von Ehre erfährt, dass sein Bruder verunglimpft wird. Da wird eine Straße nach ihm benannt, und später erscheint ein Buch mit diesem verunglimpfenden Inhalt über seinen Bruder. Da machen sich doch alle unmöglich. Ich sah es als meine Pflicht an, auch ich bin ein Ehrenmann.«
    Dass von Brennerstein vergleichsweise viel sprach, war sicher ein Zeichen von Unsicherheit, dachte Irmi.
    »Nun gut, Sie bestätigen also das Alibi von Herrn von Brennerstein?«, fragte Irmi den Anwalt.
    »Selbstredend, ich gebe das auch gerne schriftlich zu Protokoll. Ich hoffe, wir konnten Ihnen weiterhelfen?«
    Am meisten würde es mir helfen, wenn ich dir mit dem nackten Arsch ins Gesicht spränge, dachte Irmi, lächelte aber stattdessen und sagte: »Sicher.«
    Kaum waren die beiden draußen, brach es aus Kathi hervor: »So eine Scheiße!«
    »Allerdings.«
    »Was machen wir denn jetzt?«, fragte Kathi.
    Von Brennerstein hatte sie wieder ausgetrickst und manipuliert: Denn nun hatte er die Schuld erst recht auf Tommy abgewälzt oder auch auf dessen Vater, der sicher so ehrpusselig war, dass er keine Schmähschrift über seinen Bruder lesen wollte.
    »Wir reden jetzt noch mal mit Tommy!«, beschloss Irmi.
    Der sah inzwischen wirklich schlecht aus. Gefängnisaufenthalte waren für Bewegungsmenschen einfach nicht geeignet. Tommy gab nun auch zu, mit seinem Vater gesprochen zu haben. Der Vater hatte ihn nach dem Anruf des Herrn von Brennerstein tatsächlich aufgesucht, nach drei Jahren zum ersten Mal. Dabei hatte Vater Wallner vermutlich auch einen Einblick in die sagenhafte »Ordnung« bekommen, die sein Sohn bezüglich seiner Waffen einhielt.
    »Was wollte dein Vater?«
    »Hallo sagen …«, kam es gedehnt von Tommy.
    »Tommy, es reicht! Einfach mal Hallo sagen! Nachdem er dich verstoßen hatte, weil du ein dämlicher Loser bist, der sein ganzes Leben lang nix auf die Reihe kriegt.« Kathis Stimme war schrill.
    Er schluckte schwer am Klops des »dämlichen Losers«. Das Gefühl hatte ihn sicher durch sein Leben begleitet, sein Vater würde ihm das oft genug gesagt haben. Ihn spüren lassen, dass er eines Herrn Professor Wallner nicht würdig war. Solche Verletzungen sitzen tief, sind Brandmale, die lediglich ein wenig

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