Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Titel: Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
Vom Netzwerk:
morgen um acht im Büro.«
    »Kathi, das …«
    »Fahr heim. Schmeiß dich in die Badewanne. Trink ein Bier! Bis morgen.« Kathi rauschte hinaus.
    Badewanne klang eigentlich gut. Leider wurde daraus nichts, weil das Wasser auf dem Hof kalt blieb. Himmel, wenn jetzt auch noch die Heizung kaputtging – gar nicht vorzustellen!
    Ihr Handy ging, als sie schon im Bett lag. Er war dran und beschwerte sich, dass er nun in Rovereto ganz allein in einem seltsamen Designhotel liege, das Nerocubo heiße und quasi fast auf der Autobahn stehe. Dass er gleich das Tagebuch lesen werde, wobei er sich durchaus Besseres für die Nacht vorstellen könne. Sie alberten eine Weile hin und her, Irmi ließ jede Vorsicht fallen und erzählte von ihrem Verdächtigen. Dass er darauf bestand, nicht geschossen zu haben – obwohl er nachweislich vor Ort gewesen war, die Waffe im Kofferraum gehabt hatte und felsenfest behauptete, sein Auto abgesperrt zu haben.
    »Das glaubt ihm natürlich keiner!«, schloss Irmi.
    Er hörte die Zwischentöne sehr wohl. »Du glaubst ihm? Die anderen glauben ihm nicht, oder?«
    »Ja«, sagte Irmi genervt. »Weil ich eine Idiotin bin.«
    »Find ich nicht. Ich meine, wenn du etwas weiter ins Wesen der Autoknacker eindringen möchtest: Die haben längst Peilsender, mit denen sie den Schließvorgang eines Autos unterbrechen. Dann können sie den Wagen in aller Seelenruhe klauen. Jemand hätte deinen Verdächtigen beobachten und das Schließen verhindern können. Dann kann er geschossen und die Waffe zurückgelegt haben. Ich weiß ja nicht, in welchem zeitlichen Umfang du dich bewegst, aber so was geht relativ einfach.«
    Irmi war wie elektrisiert. »Das haut mich jetzt etwas um.«
    »So bin ich! Umhauend und immer zu Diensten!« Er lachte. »Bella, ich muss jetzt mit so einem Doppeldottore essen gehen. Ich lese später dein Buch. Buona notte, carissima.«
    Als er aufgelegt hatte, war Irmi immer noch platt. Da hätte eine Person Tommys Auto geöffnet, die Waffe genommen, geschossen, die Waffe wieder hineingelegt und wäre verschwunden. Eigentlich unglaublich und doch … Wem traute sie das zu? Von Brennerstein, klar! Oder Wallner senior? Würde der seinem eigenen Sohn einen Mord anhängen? So manipulativ, wie dieser Mann war: ja!
    Kathi war am nächsten Morgen pünktlich und hatte Neuigkeiten dabei. Ein Onkel von ihr lebte in Innsbruck und war Militärhistoriker. Auch so ein honoriger Mann, und in einem kleinen Land wie Österreich, in einem kleinen Bundesland wie Tirol und erst recht in Innsbruck kannte man sich. Kathis Onkel war recht schnörkellos und hatte Karl Wallner als »a g’scheits Arschloch« bezeichnet, erzählte sie auf der Autofahrt nach Innsbruck. Das war für einen bekannten Wissenschaftler nicht unbedingt ein angemessener Sprachduktus, der Spruch war aber von Herzen gekommen. Wallner war wohl einer, der immer was zu stänkern hatte. Auf höchstem Niveau natürlich.
    »Der Onkel hat gesagt, der Wallner habe an vorderster Front gestanden, als Rudi Wach seine Statue dann doch aufstellen durfte.«
    Weil Irmi einerseits gerade um die Kehre am Zirler Berg kurbelte und zudem wohl etwas sparsam schaute, erklärte Kathi: »Auf der Innbrücke steht seit Oktober 2007 eine Christusstatue, die der lokale Künstler Rudi Wach schon in den Achtzigerjahren für genau diesen Platz konzipiert hatte. Aber Jesus hatte keinen Lendenschurz um, und das fanden auch 2007 einige skandalös. Darunter auch Wallner, und der hat seinen Bekanntheitsgrad genutzt, und fast wäre der INRI abgehängt worden. Der Onkel meinte, dass sich Wallner immer hervortut, wenn es um die Erhaltung der Tradition und der Werte ginge. Der hat es wohl sogar geschafft, in den Bars in den Viaduktbögen eine Halloweenfete zu verhindern, weil Halloween so böse amerikanisch sei und nichts mit dem ach so schönen Brauchtum in Tirol zu tun habe.«
    Das klang interessant. Ein Brauchtumsbewahrer mit Einfluss – so ein Mann würde alles tun, um das Ansehen seines Bruders zu schützen. Alles?
    Kathi hatte zudem den österreichischen Kollegen Helmut Stöckl aktiviert. Vielleicht machte die Tiroler Uniform Eindruck auf den Herrn Professor. Das war natürlich alles irgendwie inoffiziell und informell und hatte auch damit zu tun, dass Helmi Stöckl einst mit Kathi liiert gewesen war. Kurz nur, aber Kathi war immer nur sehr kurz liiert. Ein Zufall war ihnen zupass gekommen, denn der große Professor Dr. Wallner hatte eine großzügige Donation an eine polizeinahe

Weitere Kostenlose Bücher