Plötzlich blond - Superbeauty in Gefahr - Plötzlich blond; 3
gewesen.
Aber ich hatte es auch nicht ertragen können, sie heulend auf der Rückbank der Limousine sitzen zu sehen, mit der wir vom Flughafen in die Stadt gefahren waren. (Na ja, wir alle, außer Frida, die einen Charterflug zurück nach Florida nahm, um den Rest der Woche im Cheerleader-Camp zu verbringen.)
Ich will doch nur hübsch sein.
Hatte ich mir nicht die ganze Zeit, in der ich in unserem Wohnzimmer saß und hoffte, Christopher würde mich als etwas anderes wahrnehmen als nur als jemanden, mit dem man gut Journeyquest spielen konnte, in gewisser Weise gewünscht, ich wäre auch ein bisschen hübscher? Frida war dagegen immer diejenige gewesen, die solche Sachen auch ausgesprochen hatte.
»Ich wünschte, ich wäre hübsch«, hatte sie einmal gesagt und geseufzt, während sie ein doppelseitiges Foto von Nikki Howard in irgendeinem total lächerlichen, zwanzigtausend Dollar teuren gold-metallic-farbenen Kleid im Elle -Magazin betrachtete.
Und Mom, die feministische Professorin für Frauenstudien an der NYU , hatte bei solchen Gelegenheiten stets dieselbe verärgerte Antwort parat.
»Mach dich doch nicht lächerlich, Schatz«, sagte sie immer. »Das Aussehen spielt keine Rolle. Was zählt, ist, was für ein Mensch du bist, was für einen Charakter man hat.«
Darauf erwiderte Frida dann immer schnippisch: »Klar. Die ganzen Jungs interessieren sich ja so was von für meinen Charakter, Mom.«
»Gutes Aussehen ist nicht von Dauer«, dozierte Mom dann weiter. »Intelligenz hingegen besitzt man ewig.«
»Aber du hältst mich doch für hübsch, oder? Oder, Mom?«
»Schatz«, lautete die übliche Antwort meiner Mutter, wobei sie ihre Hand auf Fridas Wange legte. »Ich bin überzeugt, dass du und deine Schwester euch zu zwei starken, unabhängigen jungen Frauen entwickelt. Und das werdet ihr hoffentlich für immer bleiben.«
Ob Frida überhaupt je aufgefallen war, dass Mom auf diese Frage nie direkt geantwortet hatte?
Ich hatte jedenfalls vorhin Nikkis Hand gedrückt und ganz sanft gesagt: »Nikki. Du wirst eine Weile bei Gabriel Luna bleiben, bis wir eine Lösung gefunden haben.«
Gabriel war von der Sache nicht allzu begeistert gewesen, als ich ihn aus dem Flugzeug anrief und ihm verkündete, die komplette Familie Howard würde eine Weile bei ihm wohnen.
Andererseits hatte er mir auf Lulus Weihnachtsparty aber auch seine Hilfe angeboten, falls irgendwas schiefgehen würde.
Tja, jetzt brauchten wir eben seine Hilfe. Wir konnten ja schließlich Nikki und Steven und ihre Mom nicht in ein Hotel abschieben. Denn mit Sicherheit würde Stark jede unserer Kreditkarten überwachen lassen.
Wenn wir sie dagegen direkt vor Robert Starks Nase versteckten, in diesem supersicheren Apartment in dem neuen Wolkenkratzer? (Dorthin hatte Gabriel Luna fliehen müssen, um den Horden von kreischenden Fans zu entkommen.) Gabriel war schließlich ein Künstler, der auf Starks eigenem Label veröffentlicht wurde. Das war einfach genial, auch wenn Gabriel so seine Zweifel hatte … Nicht nur, weil er befürchtete, Stark könnte das herausfinden, sondern auch, weil er nicht unbedingt gern für Nikki den Gastgeber spielte. Immerhin hatte sie ihn praktisch angespuckt und sich in seinem Schlafzimmer eingesperrt, als er freundlich zu ihr gesagt hatte: »Schön, dich wiederzusehen.«
»Na«, hatte Gabriel gemeint. »Das läuft ja alles ganz prima.«
In der Limousine hatte ich Nikki versichert: »Ich werde alles tun, damit du die ganzen Sachen wiederbekommst, die du verloren hast.«
»Ehrlich?« Sie war zu mir herumgewirbelt, um mich aus tränenüberströmten Augen anzusehen. »Auch mein Gesicht? Wirst du mir auch mein Gesicht zurückgeben?«
»Äh, na ja«, hatte ich etwas verblüfft gestammelt und unwillkürlich die Hand an meine Wange gelegt. Beziehungsweise an Nikkis Wange, wie ich wohl korrekterweise sagen sollte. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir das geben kann, Nikki. Aber dein Geld und deine Wohnung – all diese Dinge gehören dir.«
Sie drehte sich sofort wieder zum Fenster der Limousine.
»Dann gibt es zwischen uns nichts zu bereden«, hatte sie kalt erwidert. »Denn alles, was ich will, ist, wieder hübsch zu sein.«
Fast wie meiner Mom war mir nicht gleich das Richtige eingefallen, das ich hätte sagen sollen. Denn hübsch zu sein, das war das Einzige, was ich ihr nicht geben konnte. Weil nämlich ein hübsches Äußeres etwas ist, um das man sich selbst bemühen muss.
Während ich nun so auf Nikkis Bett im
Weitere Kostenlose Bücher