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Ploetzlich blond

Titel: Ploetzlich blond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot Katarina Ganslandt
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dass Dad sie noch nie so hatte weinen sehen. Er sah nämlich völlig erschüttert aus und sagte: »Alles wird gut, Karen. Alles wird gut.«
    Zum Glück ging da der Mann in dem weißen Kittel um meine sich schluchzend in den Armen liegenden Eltern herum und sagte freundlich: »Hallo, Emerson. Ich bin Dr. Holcombe.«
    »Hallo«, grüßte ich zurück. Ich räusperte mich, was aber nichts half, weil meine Stimmbänder anscheinend gar nicht belegt waren. »Wieso klingt meine Stimme so komisch?«, fragte ich ihn.
    Dr. Holcombe hatte inzwischen eine dünne Taschenlampe aus seinem Kittel gezogen und leuchtete mir damit in die Augen. »Hast du irgendwelche Schmerzen?«, erkundigte er sich. Ich wusste nicht, ob er meine Frage bewusst ignorierte oder ob er mich nicht verstanden hatte. Meine Stimme klang so komisch, dass ich mich selbst kaum verstand.
    Die Frau im weißen Kittel mit der dunklen Hochsteckfrisur stellte sich mir als Dr. Higgins vor und sagte: »Kannst du bitte mal mit den Zehen wackeln, Emerson?«
    Es war schwer – ich war immer noch unglaublich müde –, aber ich wackelte brav mit den Zehen.
    »Was habe ich eigentlich?«, wollte ich wissen.
    »Könntest du bitte mit den Augen der Spitze meines Zeigefingers folgen, Emerson?«, bat Dr. Holcombe mich. »Nein, nicht den Kopf bewegen, nur die Augen.«
    Also folgte ich der Bewegung seines Zeigefingers mit den Augen. Ich konnte jetzt alles ganz klar erkennen. Nirgendwo war auch nur die kleinste Amöbe in Sicht.
    »Hören Sie, ich weiß, dass ich im Krankenhaus bin«, versuchte ich es noch einmal. »Aber wozu brauche ich diese ganzen Kabel und Schläuche? Und warum klingt meine Stimme so komisch?«
    »Immer auf meinen Zeigefinger gucken«, sagte Dr. Holcombe und leuchtete mir in die Augen, während ich mit meinem Blick seinem Zeigefinger folgte.
    »Kannst du bitte meine Hand drücken, Emerson?«, bat Dr. Higgins mich.
    Ich drückte ihre Hand.
    »Ich mache mir ein bisschen Sorgen, verstehen Sie?«, sagte ich. Da Mom immer noch weinte und Dad immer noch versuchte, sie zu trösten, blieb mir nichts anderes übrig, als mich mit meinen Befürchtungen an diese beiden Ärzte zu wenden, die ich gerade erst kennengelernt hatte. »Wie lange habe ich in der Schule gefehlt? Habe ich viel verpasst? Wissen Sie, ich bin nämlich in allen Fächern in besonderen Kursen für Hochbegabte, und da hinkt man ganz schnell hinterher, wenn man länger fehlt.« Und weil ich fand, dass ich mich immer noch komisch anhörte, fragte ich noch einmal: »Was ist mit meiner Stimme los?«
    »Darüber sprechen wir später.« Dr. Holcombe schaltete seine Taschenlampe aus. »Alles zu seiner Zeit, Emerson.«
    »Em«, sagte ich. »Ich werde Em genannt.«
    »Natürlich.« Dr. Holcombe lächelte und schob die Taschenlampe in seine Kitteltasche zurück. »So. Wie wäre es, wenn du dich jetzt wieder ein bisschen ausruhst? Deine Eltern sind überglücklich, dass es dir so gut geht …« Er warf einen Blick auf meine Eltern und schaute betreten weg, als er feststellte, dass sie immer noch schluchzten. »Nun, sie haben sich große Sorgen um dich gemacht und sind jetzt natürlich sehr erleichtert, dass es dir so gut geht. Du kannst ruhig wieder einschlafen, wenn du willst.«
    Ich war zwar immer noch ziemlich müde, aber der Gedanke an die Schule ließ mir einfach keine Ruhe. Dr. Holcombes Satz: »Alles zu seiner Zeit« hatte mich alles andere als beruhigt. Mir kam der Verdacht, dass ich eine ganze Menge Stoff würde nachholen müssen. Und weshalb hatte niemand auf meine Frage geantwortet, wieso meine Stimme sich so selt sam anhörte?
    Die Ärztin mit der Hochsteckfrisur machte sich an den Kabeln zu schaffen und auf einmal wurde ich wieder unheimlich müde. Also schloss ich die Augen, um noch ein kleines Nickerchen zu machen.
    Als ich die Augen das nächste Mal aufschlug, war es spät am Abend, und in dem Sessel an meinem Bett saß der wahrscheinlich hübscheste Junge, den ich je gesehen hatte.

»Oh, du bist wach«, sagte er, als er merkte, dass ich ihn anstarrte. Und dann lächelte er.
    In diesem Augenblick wusste ich genau, wie es sich anfühlen muss, wenn man in Journeyquest endlich über Level 46 hinauskommt. Ich hatte auf einmal leichte Atembeklemmungen.
    Dass gleichzeitig eine der Maschinen neben meinem Bett anfing, rasend schnell im Takt meines Herzschlags pieeep pieeep pieeep zu machen, war natürlich auch nicht gerade beruhigend.
    »Oh Gott!« Das Lächeln erstarb und der Typ warf einen erschrockenen Blick

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