Ploetzlich blond
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Aber die hübschen Mädchen an der Tribeca Highschool reden grundsätzlich nicht mit mir. Außer wenn sie mich im Gang anraunzen, dass ich gefälligst aus dem Weg gehen soll.
»Du kannst dir nicht vorstellen, was ich alles unternommen hab, um rauszukriegen, wo du steckst. Ist dir klar, dass sie Sicherheitsleute vor dem Aufzug postiert haben, damit keiner reinkommen kann? Wahnsinn! Es ist schwieriger, dich zu besuchen, als im Pastis einen Tisch zum Sonntagsbrunch zu reser vieren«, erzählte sie aufgeregt. »Ich hab mich durchs Treppenhaus hochgeschlichen und mich auf der Toilette versteckt, bis die Luft rein war. Zum Glück hatte ich die neue UsWeekly dabei. Die hab ich den Schwestern am Empfang heimlich auf den Schreibtisch gelegt, um sie abzulenken und unauffällig an ihnen vorbeizukommen. Nur gut, dass Britney mal wieder auf dem Cover war, sonst hätte das nie geklappt.«
Allmählich dämmerte mir, woher ich dieses Mädchen kannte. Sie hatte mich gar nicht in der Schule im Flur angeraunzt, ich solle gefälligst aus dem Weg gehen, sondern war auf den Titelseiten von Fridas Zeitschriften gewesen.
Das Mädchen war Lulu Collins, die Tochter von Tim Collins, dem berühmten Regisseur, dessen Verfilmung von Jour neyquest viel Geld eingespielt hatte … und die so unsäglich schlecht war, dass ich fast die Lust an meinem Lieblingsspiel verloren hätte.
Was um alles in der Welt hatte Lulu Collins an meinem Bett zu suchen?
»Ich hab alle gefragt, wo du bist«, erzählte sie. »Aber keiner wollte mir sagen, was mit dir los ist. Deshalb hab ich beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Ich meine, was hätte ich denn tun sollen? Kelly ist zwar bestimmt sauer, wenn sie das mitkriegt, aber das ist mir egal. Schließlich bin ich deine beste Freundin. Wie kommt die überhaupt dazu, mir zu verheimlichen, was mit meiner besten Freundin los ist? Ehrlich gesagt hab ich auch das ewige Gejaule nicht mehr ausgehalten. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sie dich vermisst hat, echt nicht. Deswegen hab ich sie mitgebracht, damit sie dich wenigstens mal sehen kann. Ich weiß schon, dass das gegen die Vorschriften verstößt, aber hey, Vorschriften sind dazu da, gebrochen zu werden.«
Mit diesen Worten griff Lulu Collins in ihre riesengroße Ledertasche und zog … Nikki Howards flauschiges weißes Hündchen hervor. Sie setzte es mir ohne Umschweife auf die Brust.
Ich sage nur so viel: Dieser Hund ist vor lauter Begeisterung, mich zu sehen, regelrecht ausgeflippt. Dabei war ich bisher nie jemand, mit dem Hunde so furchtbar viel anfangen können. Ich finde sie zwar süß, aber meine Eltern waren immer dagegen, dass wir uns einen anschaffen, solange unsere Wohnverhältnisse so unsicher sind (also, solange Dad nur an den Wochenenden bei uns in Manhattan wohnt). Deshalb habe ich kaum Erfahrung mit Hunden.
Aber dieser Hund … also, so was habe ich echt noch nie erlebt … Dieser Hund liebte mich. Er sprang winselnd auf mir herum, leckte mir verzückt übers Gesicht, riss dabei irgendwelche Kabel ab …
»Oh Gott!«, rief Lulu, als eines der Geräte neben meinem Bett wie verrückt zu piepsen anfing. »Scheiße, was … wie stöpselt man das Ding wieder ein? Oh, hier … kleb dir das schnell wieder auf die Stirn. LOS, MACH SCHON!«
Ich wusste erst gar nicht, wovon sie redete. Aber dann sah ich, dass das Kabel an einem Pflaster befestigt war. Ich klatschte es mir auf die Stirn und das Piepsen hörte schlagartig auf. Lulu entspannte sich.
»Puh!«, stöhnte sie. »Oh Mann, was für ein Stress! Ich sag dir, als ich die Typen gesehen hab, die den Eingang zu deiner Station bewacht haben, bin ich mir vorgekommen, als würde ich ins Cave wollen und ausnahmsweise nicht auf der Gästeliste stehen. Na ja, egal. Jetzt bin ich ja hier. Hab ich schon gesagt, dass Kelly niemandem verraten wollte, was mit dir los ist? Die Presse steht natürlich Kopf. Krass, was die so über dich schreiben, Nik. Das ist echt unglaublich. Wenn mich jemand fragt, sag ich jedes Mal bloß ›Kein Kommentar‹. Ich weiß ja noch, was letztes Mal los war. Aber du siehst echt viel besser aus als damals. Echt wahr. Obwohl du nicht geschminkt bist. Cosy, hör auf, sie abzulecken.«
Als es mir endlich gelang, mir den sabbernden Hund aus dem Gesicht zu reißen, sah ich etwas, das mich davon ablenkte, dass der Hund mich abschleckte und ein Mädchen auf mich einredete, das so tat, als würde sie mich kennen, obwohl das gar nicht stimmte:
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