Ploetzlich blond
dazu passenden BH, eine Jeans, die sich an meinen (Nikkis) Körper schmiegte wie eine zweite Haut und ein T-Shirt, auf dem in rosa Schnörkelschrift BABY SOFT stand, und das wenig von dem verdeckte, was der BH betonte. Ziemlich ungewohnt, wenn man bedenkt, dass ich mir meine T-Shirts immer so gekauft hatte, dass sie das versteckten , was Nikkis BH hervorhob.
Ich lief schnell vom Bad ins Ankleidezimmer und griff nach einem Paar Sketchers – den flachsten Schuhen, die ich darin finden konnte.
Dann warf ich noch einen letzten Blick auf das Zimmer, das jetzt anscheinend mein Zimmer war, aber bei mir in einer Million Jahren nicht so ordentlich ausgesehen hätte. Ich ging zur Tür, öffnete sie und …
… wurde schon wieder attackiert.
Aber das war nicht so schlimm, weil es sich diesmal nicht um zwei F von Ns in OP-Kitteln handelte. Meine Angreiferin war höchstens zwanzig Zentimeter groß und geschätzte zwei Kilo schwer. Sobald ich aus Nikkis Zimmer kam, raste sie wie eine flauschige weiße Kanonenkugel mit rosa Zunge auf mich zu.
»Tut mir leid«, rief Lulu aus der Küche, als sie sah, wie ich mich bückte und das aufgeregt winselnde Hündchen auf den Arm nahm. »Ich hatte total vergessen, dass ich sie in meinem Zimmer eingeschlossen hatte. Schau nur, wie sie sich freut, dich wiederzuhaben! An Cosabella erinnerst du dich aber schon noch, oder? Du hast sie schließlich nach deiner Lieb-lings-Unterwäsche-Marke getauft.«
Tja, nur habe ich gar keine Lieblings-Unterwäsche-Marke. Okay, außer vielleicht H&M.
Natürlich erinnerte ich mich an sie, und zwar von Lulus Be such bei mir im Krankenhaus. Da war die kleine Hündin auch schon so ausgeflippt, mich zu sehen – und diesmal war es dasselbe. Sobald ich mich auf das weiche weiße Sofa fallen ließ, sprang sie auf meinen Schoß, wedelte begeistert mit ihrem kleinen Stummelschwänzchen und stellte sich auf die Hinterläufe, um mir übers Gesicht zu lecken.
Das machte mir jedoch nichts aus. Wirklich nicht. Nach dem Schock, den ich erlebt hatte, tat es eigentlich sogar ganz gut, ein bisschen das Gesicht geleckt zu bekommen.
»So.« Brandon setzte sich mir gegenüber auf die Couch und betrachtete mich mit forschender Miene. Allerdings nicht weil er sich überlegte, wie er es anstellen könnte, mich noch einmal zu küssen (leider). »Jetzt mal Klartext. Wer hat dir das angetan, Nikki? Sag mir die Wahrheit. War es al-Quaida?«
»Brandon!«, kreischte Lulu aus der Küche.
»Na ja.« Brandon zuckte mit den Schultern. »Wenn man der westlichen Welt einen Schlag versetzen will, ist das Gesicht von Stark – eines der beliebtesten Models Amerikas – doch ein geeignetes Ziel.«
»Die von al-Quaida wissen bestimmt nicht, wie man Leuten das Gehirn wäscht«, behauptete Lulu, die hinter der Koch insel aus schwarzem Granit stand. »Aber die Scientologen kennen sich mit so was aus.«
Brandon sah mich ernst an. »Waren es die Scientologen, Nikki?«
»Okay«, sagte ich und rieb mir die Schläfen – ich meine, Nikki Howards Schläfen, die jetzt aber anscheinend meine waren. »Wir müssen eine Sache klarstellen. Ich weiß, dass ich aussehe wie Nikki Howard. Und ich weiß, dass ich mich anhöre wie Nikki Howard. Ich sitze zwar in diesem Moment in Nikki Howards Loft und trage ihre Klamotten, während ihr Hund mir das Gesicht ableckt, aber ich bin nicht Nikki Howard, alles klar?«
»Alles klar«, sagte Brandon. »Bloß … dass du eben doch Nikki Howard bist.«
»Nein, bin ich nicht«, widersprach ich. »Ehrlich gesagt weiß ich genausowenig wie ihr, was eigentlich passiert ist. Aber eins weiß ich genau: Ich bin nicht Nikki.«
»Wie soll das möglich sein?«, wollte Lulu wissen. Sie kam hinter ihrer Kochinsel hervor, und ich bemerkte, dass sie ein Tablett mit Essen trug. Mit viel Essen.
Der Duft, den dieses Essen verströmte, war köstlich.
Das war völlig widersinnig, denn als ich das Essen sah, (nachdem Lulu das Tablett vor mich auf die Marmorplatte des Couchtisches gestellt hatte) stellte ich fest, dass nichts dabei war, auf das ich jemals Appetit gehabt hätte – in der Vergangenheit jedenfalls nicht. Auf dem Teller lag nur der versprochene gegrillte Zackenbarsch, also ein Fisch, und Fisch hatte ich noch nie gemocht. Daneben stand ein Schälchen mit Suppe, bei der es sich wohl um aufgewärmte Misosuppe handelte, wenn man nach den darin schwimmenden Tofuwürfelchen und grünen Algen urteilte. Ich hasse Tofu, von Algen ganz zu schweigen. Also: Kotz.
Dazu gab es einen
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