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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Er hatte sich die hellen Haare im Nacken zusammengebunden und wirkte so älter und strenger als sonst. Die markanten Wangenknochen und die spitzen Ohren, die seine wahre Natur verrieten, waren nun nicht mehr verborgen. Stolz aufgerichtet und reglos stand er da, halb im Schatten und halb im Licht. Er wirkte unmenschlich und wunderschön – ein wahres Feenwesen.
    Der Anführer der Dunkerwichtel blinzelte überrascht, als der Eiserne Prinz so plötzlich auftauchte. »Prinz Kierran«, knurrte er dann leicht nervös. »Welch eine Überraschung, dich hier zu sehen. Wir hatten gerade vor … äh …«
    »Ich weiß, was ihr vorhattet.« Kierrans Stimme klang so kalt, dass sie frappierende Ähnlichkeit hatte mit der eines gewissen Winterprinzen aus längst vergangenen Tagen. »Den Prinzgemahl der Eisernen Königin zu bedrohen, stellt ein Verbrechen dar, das mit dem Tod bestraft wird. Oder denkt ihr, nur weil er ein Mensch ist, würde ich euch am Leben lassen?«
    Das tat weh. Nur ein Mensch. Nur ein schwacher, unwichtiger Sterblicher. Doch Kierran sah mich nicht an. Sein eisiger Blick war auf die Dunkerwichtel geheftet, die fauchend die Zähne fletschten. Ihr Anführer richtete sich demonstrativ auf und befahl spöttisch: »Okay, Jungs, achtet nur auf …«
    Metall blitzte, als Kierrans Arm so schnell vorschoss, dass es kaum zu sehen war. Der Anführer blinzelte, verstummte mitten im Satz und riss den Mund auf, als hätte er den Faden verloren. Die anderen Dunkerwichtel wirkten verwirrt, bis der Kopf ihres Anführers von dessen Schultern fiel und mit einem dumpfen Knall auf dem Boden landete.
    Kreischend wandte sich die Horde zur Flucht. Doch Kierran war bereits mitten unter ihnen und ließ seine eiserne Klinge in kleinen, tödlichen Kreisen herumwirbeln. Ich wusste genau, welch ein gnadenloser Kämpfer er war. Immerhin war ich sein Lehrer gewesen, und meine Lektionen waren auf fruchtbaren Boden gefallen. Während ich dabei zusah, wie mein Sohn die Dunkerwichtel niedermachte – mühelos und ohne Gnade schlachtete er sie ab –, spürte ich einerseits eine Art grausamen Stolz, andererseits bildete sich in meiner Brust ein harter Klumpen der Bitterkeit. Einst war ich das gewesen.
    Und würde es nie wieder sein.
    Sekunden später war es vorbei. Blitzschnell und mit klar kalkulierter Präzision vernichtete Kierran die gesamte Horde. Ich hatte den Jungen gut ausgebildet. Der letzte Dunkerwichtel zerfiel noch in seine Einzelteile, als Kierran seine Klinge bereits schwungvoll in die Scheide schob und sich grinsend zu mir umdrehte.
    »Vater.« Er verbeugte sich, was sein spitzbübisches Lächeln jedoch nicht verbergen konnte. Erstaunlich, wie schnell er sich vom eiskalten Killer in einen sympathischen jungen Prinzen verwandeln konnte. Am Eisernen Hof war Kierran allseits beliebt, besonders bei den Damen, die seinem teuflischen Charme kaum widerstehen konnten.
    »Kierran.« Ich nickte anerkennend, auch wenn mir sein triumphierender Blick nicht so recht gefiel. »Was machst du denn hier?«
    Mein Sohn grinste breit. »Die Königin war besorgt, weil du noch nicht aufgetaucht warst. Da habe ich ihr angeboten, nach dir zu sehen, nur für den Fall, dass du vielleicht in Schwierigkeiten stecken würdest. Sie meinte, dir würde schon nichts passieren, weil Glitch ja bei dir sei, aber ich war der Meinung, man solle besser auf Nummer sicher gehen. Also …« Demonstrativ sah er sich in dem leeren Korridor um. »Wo steckt Glitch eigentlich? Hast du ihn zuhause gelassen? Ich wette, das passt ihm gar nicht.«
    »Er wartet in der Kutsche.« Ich winkte Kierran heran und nahm seinen Arm, damit er mich in dem blutverschmierten Flur stützen konnte. Die Leichen verschwanden bereits und verwandelten sich in Schlamm, Blutegel und andere Scheußlichkeiten. Dunkerwichtel hinterließen bei ihrem Tod nie etwas Angenehmes. »Und kein Wort zu deiner Mutter, verstanden?«
    »Natürlich nicht«, versicherte Kierran, doch er grinste immer noch.
    Gemeinsam betraten wir den Ballsaal, der von einem eisigen Ende bis zum anderen mit Sommer- und Winterfeen gefüllt war. Auch Eiserne Feen waren hier, aber nur vereinzelt, und sie hielten sich von der Menge fern, da Sommer und Winter ihnen immer wieder feindselige Blicke zuwarfen. Düstere, melodramatische Musik lag in der Luft, und auf der Tanzfläche in der Mitte des Raums wirbelten Dutzende von Höflingen herum.
    Kierran sah sich suchend im Raum um. Schließlich blieb sein Blick an einem schlanken Sommermädchen mit

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