Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht
langen, rötlich braunen Haaren und grünen Augen hängen, das sich in einer Ecke gerade mit einer Dryade unterhielt. Sie blickte kurz zu ihm herüber, lächelte schüchtern und wandte sich dann hastig ab, als wäre er völlig uninteressant. Doch immer wieder kehrte ihr Blick zu ihm zurück, und mein Sohn wurde ganz zappelig.
»Kierran«, sagte ich warnend, woraufhin er so verlegen grinste, als hätte ich ihn mit der Hand in der Keksdose erwischt. »Vergiss das mal ganz schnell wieder. Du kennst die Regeln.«
Er seufzte und wurde von einem Moment auf den anderen vollkommen ernst. »Ich weiß«, murmelte er und wandte sich von dem Mädchen ab. »Aber das ist so unfair. Warum sollte sich der Einzelne den Vorurteilen unterwerfen, die zwischen unseren Reichen herrschen?«
»So ist es nun einmal«, erwiderte ich, während wir uns zwischen den Grüppchen hindurchschoben, zu denen sich der Feenadel zusammengefunden hatte. Mit einem Ausdruck der Geringschätzung und Verachtung in ihren Gesichtern machten sie uns Platz. »Und das wirst du auch nicht ändern, ganz egal, wie sehr du es versuchst. So ist es schon, seit das Feenreich existiert.«
»Dich konnte das aber nicht aufhalten«, wandte Kierran ein. Oberflächlich klang er ruhig und sachlich, doch in seiner Stimme schwang Trotz mit. Dem musste ich ein Ende machen, jetzt und hier. Ich wollte nicht, dass mein Sohn sich etwas in den Kopf setzte, das seinen Tod bedeuten konnte.
Ich blieb stehen und zwang ihn, ebenfalls anzuhalten, dann beugte ich mich ganz nah zu ihm. Erst sah ich ihn nur durchdringend an, dann fragte ich ihn mit leiser, rauer Stimme: »Willst du denn wirklich so sein wie ich?«
Ein paar Sekunden lang hielt er meinem Blick stand, dann schaute er zu Boden. »Vergib mir, Vater«, murmelte er. »Das war unangemessen.« Er konnte mir nicht mehr in die Augen sehen, doch ich starrte ihn weiter an, bis er sich schließlich verbeugte und einen Schritt zurücktrat. »Ich werde mich deinen Wünschen und den Gesetzen dieses Reiches beugen. Ich werde keinerlei Kontakt zu Sommer oder Winter haben, der über die üblichen diplomatischen Bemühungen hinausgeht.« Erst dann blickte er auf und sah mich mit eisigen, blauen Augen an. »Und nun entschuldige mich bitte, Vater. Ich werde zur Königin gehen und sie über deine Ankunft informieren.«
Ich nickte. Ein Sieg war es, ja, aber er schmeckte schal. Kierran verbeugte sich noch einmal und verschwand dann in der Menge. Dabei strahlte er eine Kälte aus, die mich frösteln ließ.
Ich suchte mir eine einsame Ecke und lehnte mich dort an die Wand, um mit einer gewissen Nostalgie die schönen, gefährlichen, brutalen Wesen um mich herum zu mustern. Vor gar nicht allzu langer Zeit war ich einer von ihnen gewesen.
Dann geriet Bewegung in die Menge, und durch einen Spalt zwischen den Gruppen konnte ich die Tanzfläche sehen.
Meghan, meine wunderschöne, unveränderliche Feenkönigin, schwebte über das Parkett, ebenso elegant und graziös wie der restliche Adel hier. Und ihr Partner, der noch ebenso attraktiv und bezaubernd war wie vor zwanzig Jahren, war niemand anderes als Puck.
Mir wurde übel und ich umklammerte meinen Stock so fest, dass ich einen Krampf im Arm bekam. Ich konnte kaum noch atmen. Puck und Meghan wirbelten über die Tanzfläche, tauchten immer wieder zwischen den anderen Paaren auf, und sie hatten nur Augen füreinander. Sie lachten fröhlich, ohne sich um die Menge zu kümmern, die sie anstarrte, oder um mich, der ich in meiner Ecke Qualen litt.
Schließlich stieß ich mich von der Wand ab und drängte mich durch die Menge, ohne auf die geknurrten Flüche zu achten, mit denen man mich bedachte. Ich schob die Hand unter den Mantel und packte den Schwertgriff. Der stechende Kälteschmerz kam mir gerade recht. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte, und es war mir auch egal. Mein Gehirn hatte sich abgeschaltet, mein Körper handelte automatisiert, völlig instinktiv. Bei jedem anderen als Puck … aber es war Puck, der da mit meiner Königin tanzte. Ich sah rot vor Wut und begann das Schwert zu ziehen. Natürlich war ich Robin Goodfellow in einem Kampf nicht gewachsen, und mein Unterbewusstsein wusste das auch, aber meine Gefühle hatten mich überwältigt und ich konnte an nichts anderes mehr denken als daran, wie meine Klinge Pucks Herz durchbohrte.
Als ich mich der Tanzfläche näherte, wirbelte Puck Meghan gerade im Kreis herum. Ihr silberblondes Haar flog nur so, und sie legte lachend den Kopf
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