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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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zerbrach das Glas. Die Magie entschwebte in die Luft, gleißendes Licht umfing uns, und für einen Moment wurde alles weiß.
    Das Licht erlosch – und die Geräusche der Menschenwelt setzten ein: brummende Motoren, Verkehrslärm, Hupen und Schritte auf Asphalt. Blinzelnd sah ich mich um und versuchte mich zu orientieren. Wir befanden uns in einer engen Gasse zwischen zwei Gebäuden, an den Mauern standen überquellende Müllcontainer, neben denen sich weitere Abfälle türmten. In einem großen Karton regte sich eine zerlumpte Gestalt und murmelte verschlafen vor sich hin. Sie drehte uns den Rücken zu und scheuchte dabei eine große Ratte auf, die an der Mauer entlang flüchtete.
    »War ja klar.« Puck wich naserümpfend einem Lumpenhaufen aus, in dem sich die Maden wanden. »Ich weiß , dass es auch in der Menschenwelt noch Haine, Wälder und Wildnis gibt, und wo landen wir? In einer vergammelten, rattenverseuchten Gasse. Ist ja großartig.«
    Grimalkin sprang auf einen Müllcontainer. Er fiel in dieser Umgebung erstaunlicherweise überhaupt nicht auf, sondern wirkte wie eine Straßenkatze, die ihr Revier überwachte. »Nicht weit von hier gibt es einen Steig«, erklärte er gelassen, während er vorsichtig über die Kante balancierte. »Wenn wir uns beeilen, können wir noch vor Sonnenuntergang dort sein. Folgt mir.«
    »Moment mal, du weißt jetzt schon , wo wir sind?«, fragte Puck fassungslos, während wir über Müllsäcke und Schrott stiegen, um die Gasse zu verlassen. »Wie geht das denn, Kater?«
    »Die meisten Großstädte sind sich ziemlich ähnlich, Goodfellow.« Grimalkin saß bereits auf dem Bürgersteig und blickte mit träge zuckendem Schwanz zu uns zurück. »Es gibt überall Steige, man muss nur wissen, wo man suchen muss. Außerdem bin ich eine Katze.« Damit machte er sich auf den Weg.
    »Warte mal, Eisbubi«, hielt mich Puck zurück, als ich ihm folgen wollte. »Du hast etwas vergessen.« Er deutete auf das Schwert an meiner Seite. »Normale Menschen laufen nicht mit großen, spitzen Waffen durch die Stadt. Und wenn sie es tun, erregen sie damit jede Menge Aufmerksamkeit. Gib es besser mir, zumindest, bis wir den Wilden Wald erreichen.«
    Als ich zögerte, verdrehte Puck genervt die Augen. »Ich schwöre, dass ich es nicht verlieren, in den Gully werfen oder einem Obdachlosen schenken werde. Komm schon, Ash. Das gehört nun einmal zum Menschsein dazu, du musst dich anpassen.«
    Widerstrebend gab ich ihm das Schwert samt Scheide und Gürtel, den sich Puck sofort über die Schulter schlang. »Na, war doch gar nicht so schlimm, oder?«
    »Wenn du es verlierst …«
    »Ja, ja, dann bringst du mich um. Alter Hut, Eisbubi.« Kopfschüttelnd schob Puck mich voran. »Nach dir.«
    Wir traten aus der Gasse auf einen überfüllten Bürgersteig hinaus, doch die Menschen hasteten vorbei, ohne uns eines Blickes zu würdigen. Über uns ragten gigantische Konstruktionen aus Glas und Stahl in den Himmel und funkelten in der Abendsonne. Hupende Autos schoben sich durch den Verkehrsstrom wie große Metallfische und der Gestank von warmem Asphalt, Rauch und Abgasen hing in der Luft.
    Es waren sehr subtile Veränderungen, doch ich spürte sie sofort. Die Welt war nicht mehr ganz so klar wie früher. Die Konturen waren leicht verschwommen, die Farben nicht mehr so strahlend. Auch die Geräusche waren dumpfer; das Stimmengewirr um mich herum war zu einem Brei menschlicher Laute geworden, und ich konnte nicht mehr einzelne Gespräche herauspicken, indem ich einfach nur zuhörte.
    Sobald ich einen Schritt machte, rannte jemand in mich hinein und drängte mich wieder zurück. »Pass doch auf, wo du hinläufst, Vollidiot«, fauchte der Mensch und warf mir im Vorbeihasten einen finsteren Blick zu. Ich blinzelte irritiert, reihte mich dann aber in den Strom ein und folgte Grimalkin, der sich gekonnt zwischen den unzähligen Füßen und Beinen hindurchschlängelte. Niemand schien ihn zu bemerken, ebenso wenig wie Puck, der durch Schein getarnt neben mir ging. Selbst in der dichtesten Menge machten sie einen Bogen um ihn oder traten beiseite, manchmal auch erst im letzten Moment, ohne dabei zu ahnen, dass sich ein Feenwesen unter ihnen befand. Ich hingegen zog einige Blicke auf mich – neugierige, anerkennende und provozierende –, während ich mir einen Weg durch die Menge suchte, ohne allzu viel herumgeschubst zu werden. Es war gut, dass Puck mein Schwert genommen hatte. Sonst wäre ich vielleicht in Versuchung geraten,

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