Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht
hätte alles für dich getan. Aber du konntest ja nicht aufhören, an sie zu denken. An einen Menschen! Du hast zugelassen, dass ein Mensch meinen Platz einnimmt.« Endlich erschien sie wieder, und nun war ihr Gesicht verzerrt vor Hass und in ihrem Blick brannte die Eifersucht. »Dann kannst du jetzt auch für sie sterben !«
Zu spät erkannte ich, wen sie eigentlich ansah, doch trotzdem wirbelte ich herum und riss das Schwert hoch. Ich war zu langsam. Eine Schwertspitze bohrte sich in meine Schulter und aus dem Spiegel hinter mir trat der andere Ash hervor und schleuderte mich gegen die Wand.
Das Brennen in meiner Schulter war so stark, dass ich fast die Waffe fallen gelassen hätte. Lächelnd schob der andere Ash seine Klinge noch tiefer in mein Fleisch und nagelte mich so an der Wand fest. Ich schob den Schmerz beiseite, wechselte die Schwerthand und zielte auf seine Brust, doch er riss seine Klinge los und wehrte den Schlag ab, als habe er ihn kommen sehen.
Mit vollkommen identischen Bewegungen umkreisten wir einander, und fast kam es mir so vor, als würde ich wieder in einen Spiegel blicken. Mit einem Lächeln stürmte der andere Ash auf mich zu, ein Angriff, der mir vollkommen vertraut war, weil ich ihn schon tausendfach geführt hatte. Ich drehte mich weg und schlug dabei nach seinem Kopf, doch er duckte sich bereits, als ich zu der Bewegung ansetzte. Schließlich kreuzten wir in der Mitte des Korridors die Klingen, blaue Funken flogen, als wir wieder und wieder aufeinander einschlugen, die Angriffe blockten und parierten. Das Scheppern unserer Schwerter hallte durch den langen Gang.
Der andere Ash wich geschmeidig zurück und führte den nächsten Schlag gegen mich. »Du kannst mich nicht besiegen«, sagte er, als ich seine Attacke abwehrte. Mit klirrenden Klingen trieben wir einander durch den Korridor. Ash Zwei verzog keine Miene. »Ich bin du«, fuhr er fort. »Ich kenne all deine Geheimnisse, all deine Schwächen. Und im Gegensatz zu dir kann ich ewig so weitermachen.« Seine Hand schoss vor und ein Eisspeer flog auf meine Brust zu. Ich wirbelte herum und antwortete mit einer Ladung von Dolchen. Er trat gelassen in einen Spiegel, das Eis prallte gegen das Glas und überzog es mit einem feinen Netz aus Rissen.
Ich wartete einen Moment, um zu sehen, ob er wieder auftauchen würde. Als er sich nicht zeigte, lief ich zurück zu Ariella, die zusammengesunken an der Wand lehnte. Puck kämpfte noch immer gegen seine beiden Doppelgänger, die ihn mit einem wilden Grinsen abwechselnd attackierten. Irgendwo in der Dunkelheit des zweiten Ganges konnte man über die Kampfgeräusche hinweg das Knurren und Heulen der beiden Wölfe hören. Plötzlich ertönte ein schrilles, hohes Fiepen, bei dem sich mir der Magen umdrehte. Ich war oft genug auf der Jagd gewesen, um einen Todesschrei zu erkennen, wenn ich ihn hörte.
»Ari!« Als ich mich über sie beugte, hob sie den Kopf und verzog schmerzerfüllt das Gesicht. »Nicht bewegen, ich bin schon da.«
Aus einem der Spiegel schoss eine Schar kreischender Raben hervor, umkreiste mich und attackierte mit Krallen und Schnäbeln mein Gesicht. Schützend hob ich einen Arm und schlug wild auf die Vögel ein. Blut und Rabenteile fielen auf mich herab, bevor der letzte Vogel zurückwich und sich in einem Wirbel aus Federn in eine wohlbekannte, grinsende Gestalt verwandelte.
»Wo willst du denn hin, Eisbubi?« Grinsend wich der andere Puck meinem Schlag aus. »Du darfst noch nicht gehen, jetzt wird die Sache doch erst interessant.«
»Geh mir aus dem Weg, Goodfellow«, drohte ich, aber der andere Puck lachte nur.
»Meine andere Hälfte scheint im Moment ziemlich beschäftigt zu sein, deshalb dachte ich mir, ich komme kurz vorbei und sage Hallo. Sha, la, la, la, lee «, trällerte er, während er seine Dolche zog. » Wer von uns ist das wahre Ich? « Wieder schenkte er mir dieses dämonische Grinsen und ließ seine Waffen herumwirbeln. »Du darfst nur einmal raten, Prinz.«
»Hey, Eisbubi«, rief der echte Puck, der immer noch mit seinen beiden Doppelgängern zugange war, »hör auf, mit meinem bösen Zwilling herumzuspielen – du hast doch deinen eigenen!«
Frustriert blickte ich zu Ariella, die hinter dem falschen Puck lag, der mir absichtlich den Weg zu ihr versperrte. Mir gefror das Blut in den Adern. Ariella, die Eiskönigin, kniete neben ihrem Zwilling und beobachtete ihn mit einem grausamen Lächeln, während sie eine Hand auf seine Kehle drückte. Ariella wehrte
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