Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

er. »Wir waren nie dazu bestimmt, mit ihr zusammen zu sein. Lass los. Lass los und gib dich der Dunkelheit hin. Nur so können wir überleben.«
    »Halt’s Maul«, knurrte ich lediglich und ging zum Angriff über.
    Mühelos parierte er meinen Hieb und führte einen Schlag gegen mein Gesicht. Ich wich aus, und eine Zeit lang umkreisten wir uns schweigend, immer auf der Suche nach Schwächen des Gegenübers. Da bot sich allerdings wenig Angriffsfläche. Dieser Gegner kannte jede meiner Bewegungen, all meine Kampftechniken, und auch wenn ich dasselbe über ihn sagen konnte, war es nicht gerade hilfreich gegen jemanden zu kämpfen, der haargenau wusste, was ich dachte, und zwar noch bevor es mir bewusst wurde.
    »Du kannst mich nicht besiegen.« Ash Zwei lächelte kalt, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Und dir läuft die Zeit davon. Das Tor wird sich bald schließen, ich hingegen habe alle Zeit der Welt.«
    Ich wich einen Schritt zurück und prallte dabei gegen Puck, der sich offenbar gerade von seinen beiden Doppelgängern zurückzog.
    »Hey, Eisbubi«, grüßte er mich. Ich spürte seinen schnellen Atem an meinem Rücken. »Das wird langsam langweilig. Sollen wir tauschen?«
    Ich wehrte einen Hieb von Ash Zwei ab und schlug zurück. »Gibt es eigentlich noch irgendetwas, das du ernst nimmst?«
    »Ich meine es ernst. Ducken!«
    Ich duckte mich, und sofort flog ein Dolch über mich hinweg, nur knapp an meinem Ohr vorbei. Ein falscher Goodfellow lachte fröhlich, was mörderische Wut in mir auflodern ließ. »Na schön«, knurrte ich, brachte mein Schwert in einem weiten Bogen nach vorn und trieb Ash Zwei so einen Schritt zurück. »Auf drei. Eins … zwei … drei!«
    Wir wirbelten in einer halben Drehung nach links und übernahmen so jeweils den Platz des anderen – und die dazugehörigen Spiegelbilder. Die zwei falschen Pucks blinzelten noch überrascht, als ich mich bereits wutentbrannt auf sie stürzte. Einer von ihnen zog etwas aus der Tasche und warf es mir entgegen, doch ich hatte unzählige Male gegen Puck gekämpft und kannte sämtliche Tricks. Die pelzige Kugel wurde zu einem quiekenden Dachs, der direkt auf meinen Kopf zuschoss, doch ich erwischte ihn noch im Flug. Er löste sich in ein paar verwobene Zweige und Tannennadeln auf. Ohne weiter auf das Gestrüpp zu achten, stieß ich mein Schwert in Robin Goodfellows Brust.
    Er zerstob in wirbelndes Herbstlaub, der letzte falsche Puck sprang heulend durch diesen Blättervorhang und stach wild mit seinem Dolch nach mir.
    »Das kommt mir irgendwie bekannt vor, Eisbubi«, stellte der falsche Puck mit einem brutalen Grinsen fest, während wir aufeinander einschlugen. »Meinst du denn, du hast diesmal genug Mumm, um es auch durchzuziehen?«
    Meine Antwort bestand in einem Hieb gegen seinen Kopf, der sein Ziel jedoch knapp verfehlte, weil mein Gegenüber sich rechtzeitig abwandte. »Oho, das war ja fast schon leidenschaftlich.« Seine Augen funkelten spöttisch, als er sich wieder zu mir umdrehte. »Aber glaub bloß nicht, dass ich es dir aufgrund unserer gemeinsamen Vergangenheit leichtmachen werde. Ich bin nicht wie meine andere Hälfte – schwach, erbärmlich, beschränkt …«
    »Laut, unerträglich, unreif«, fügte ich hinzu.
    »Hey!«, meldete sich der echte Puck von hinten und wich geschickt einem Hieb von Ash Zwei aus. »Ich kann euch hören, ihr zwei!«
    Der andere Puck lachte so voller Grausamkeit, dass es mich anwiderte. »Das ist das Problem mit meiner anderen Hälfte«, erklärte er dann und trieb mich mit einigen wilden Attacken zurück. »Irgendwann im Laufe der Jahrhunderte hat er es geschafft, sich ein Gewissen zuzulegen, und damit wurde er unerträglich langweilig. Wenn er hier stirbt, wird es nur noch mich geben. Und genauso sollte es auch sein.«
    »Interessant.« Grimalkin erschien vor einem der Spiegel. »Ich weiß nicht, wer mehr an meinen Nerven zerrt: der echte Goodfellow oder seine Kopie.«
    »Nun ja, bedenkt man, dass sie ein und dieselbe Person sind«, merkte ein zweiter, vollkommen identischer Grimalkin an, der sich neben dem ersten materialisierte, »sollten wir jedenfalls dankbar sein, dass nur einer von ihnen übrig bleiben wird, wenn das hier vorbei ist.«
    »Allerdings. Zwei Goodfellows wären mehr, als die Welt verkraften kann.«
    »Allein beim Gedanken daran läuft es mir kalt über den Rücken.«
    »Das hilft uns kein bisschen, Grimalkin!«, schrie der echte Puck, dann duckte er sich unter einem wilden Hieb hindurch, der