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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Reue den zerstörten Spiegel.
    »Tja, dieses Spiel kann man auch zu zweit spielen, Eisbubi«, murmelte er kopfschüttelnd. Er schenkte mir ein trockenes, wenn auch leicht gequältes Grinsen. »Irgendwie hatte das eine therapeutische Wirkung, oder nicht?«
    »Idiot«, erwiderte ich nur, um meine Erleichterung zu verbergen. Er bemerkte sie trotzdem und sein Grinsen wurde breiter, während ich peinlich berührt eine mürrische Miene aufsetzte. »Komm schon, noch sind wir hier nicht raus.«
    »Nein, ihr könnt nicht gehen!«, zischte es hinter mir. Ich wirbelte herum und riss mein Schwert hoch, als die andere Ariella aus einem der Spiegel trat. Ihre toten Augen waren hasserfüllt.
    Gleichzeitig zischte etwas an mir vorbei und die falsche Ariella erstarrte, als plötzlich der Schaft eines Pfeils aus ihrer Brust ragte. Noch während sie zusammenbrach, griff sie nach mir, dann löste sie sich auf, der Pfeil fiel zu Boden und zersprang.
    Ariella hockte neben dem Wolf auf dem Boden, die Sehne an ihrem erhobenen Bogen vibrierte noch. Sie sah mich mit entschlossener Miene an und nickte nur.
    »Tja, das war doch lustig«, verkündete Puck, während wir an den zwei Grimalkins vorbei zu den anderen liefen. Die beiden Kater trugen genau dieselbe nachdenkliche Miene zur Schau. »Ich wollte schon immer mal sehen, wie ich in einer furchtbaren Eisexplosion umkomme. Die Nummer hast du bei unseren Duellen nie gebracht, Eisbubi«, fuhr er nörgelnd fort.
    »Heb dir das für später auf«, erwiderte ich schnell. »Wir müssen weiter.«
    »Es ist zu spät.«
    Wir drehten uns zu den beiden Grimalkins um, die nun mit hoch erhobenen Schwänzen auf uns zukamen. »Ihr seid gescheitert«, erklärte einer von ihnen und musterte uns herablassend. »Eure Zeit ist um. Das Tor wird sich jeden Moment schließen.« Und wie es sich für Grimalkin gehörte, verschwand er.
    »Moment mal.« Puck zeigte auf den verbliebenen Kater. »Welcher Grimalkin ist denn nun …?«
    »Wir haben keine Zeit, Puck! Komm schon!«
    Wir hetzten durch den verspiegelten Korridor, begleitet von unseren Spiegelbildern, die nun wieder ganz normal waren. Endlich verbreiterte sich der Gang zu einem runden Raum. Hier standen Säulen, die zu einer hohen, gewölbten Decke aufragten. Gegenüber, am Ende eines weiteren langen Ganges, konnte ich einen großen, rechteckigen Lichtfleck sehen.
    Der bereits schrumpfte.
    Während wir durch den runden Raum stürmten, füllte sich dieser plötzlich mit Stimmen. Leises Stöhnen und Wehklagen ertönte, das sogar die Kerzen an den Wänden flackern ließ. Aus Wänden und Boden stiegen bleiche, durchscheinende Gestalten auf und griffen nach uns. Ein Troll, der sich aus einer maroden Säule löste, hängte sich an meinen Gürtel und versuchte, mich zu Boden zu ziehen. Als ich mit dem Schwert nach seinem Arm schlug, löste der sich in Nebel auf. Heulend wich der Troll zurück, doch sein Arm nahm wieder Gestalt an und verwuchs mit seiner Schulter, sodass er sofort wieder nach mir greifen konnte. Ich wich ihm aus und rannte weiter Richtung Tor.
    Immer mehr Geister erschienen und versuchten uns zu packen, sie griffen nach unseren Kleidern und Gliedmaßen, sobald wir in Reichweite kamen. Offenbar wollten sie uns nicht verletzen, sie hängten sich einfach nur an uns und hielten sich fest, bis wir uns mit Gewalt befreiten. »Bleeeeeiiiiib«, hauchten sie, wenn sie uns ihre geisterhaften Hände entgegenstreckten und an uns zerrten. »Du kannst nicht gehen. Bleib bei uns, bei jenen, die gescheitert sind. Dein Sein kann hier bei uns ewig verweilen.«
    Mit einem trotzigen Knurren löste sich der Wolf aus der Gruppe und sprintete voraus. Doch für den Rest von uns war es zu spät. Noch während wir auf den letzten Korridor zuliefen, erkannte ich, dass wir es nicht schaffen würden. Das leuchtende Rechteck hatte sich zu einem schmalen Spalt verkleinert und das steinerne Tor senkte sich knirschend von der Decke herab. So nah. Wir waren so nah dran, und nun lief uns im letzten Augenblick die Zeit davon.
    Als der Wolf das Tor erreichte, war es gerade noch weit genug geöffnet, um sich hindurchzuschieben. Er warf sich mit gesengtem Kopf in die Öffnung, doch statt hindurchzukriechen, presste er seine breiten Schultern gegen die Unterkante des Tors und blieb breitbeinig in dem Spalt stehen. Keuchend verkeilte er die Pfoten im Torrahmen und stemmte sich dem unnachgiebigen Druck des Tors entgegen. Und völlig überraschend kam die mächtige Steinplatte zum Stehen.

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