Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
der Lava fühlte meine Haut sich an, als würde sie sich von den Knochen lösen, wenn ich nur daran kratzte, und ich traute mich nicht zu nahe ans Ufer heran. Einmal stolpern oder ausrutschen und es würde ein böses Ende nehmen.
Die Lava brodelte träge und verzog sich zu zähen, hypnotischen Mustern aus Orange und Gold, die in diesem höllischen Glühen seltsam schön erschienen. Kurz packte mich das irre Verlangen, einen Stein über die leuchtende Oberfläche springen zu lassen. Ich entschied dann aber, dass das wahrscheinlich keine gute Idee war.
»Das Schmelzbecken«, sagte eine Stimme hinter mir und Grimalkin erschien auf einem Felsen. Seine Schnurrhaare glühten rot. Ich war erleichtert, ihn zu sehen, auch wenn ich wusste, dass er gut allein auf sich aufpassen konnte. »Im Zentrum der Obsidianebenen. Eisenpferd hat mir davon erzählt. Das hier war sein Land, damals, als König Machina regierte.«
»Eisenpferd.« Ich lehnte mich gegen den Felsen und schaute auf den See hinaus. Der Felsblock war so warm, dass ich es sogar durch meine Rüstung spüren konnte. »Ich wünschte, er könnte hier sein und das sehen«, murmelte ich und stellte mir vor, wie das riesige Pferd aus schwarzem Metall stolz auf der anderen Seite des Sees stand. »Ich wünschte, wir hätten ihn nach Hause bringen können.«
»Es hat keinen Zweck, sich das Unmögliche zu wünschen, Mensch.« Grimalkin setzte sich und legte den Schwanz um seinen Körper, dann starrten wir gemeinsam auf den See hinaus. »Eisenpferd wusste, was er zu tun hatte. Lass dich nicht durch menschliche Schuldgefühle von deinen Pflichten ablenken, das hat Eisenpferd auch nicht getan.«
Ich seufzte. »Das war es, was du mir sagen wolltest, Grim? Lade dir nicht die Schuld für den Tod eines Freundes auf?«
»Nein.« Der Kater zuckte mit einem Ohr, stand auf und sah mich durchdringend an. »Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass ich gehe. Ich wollte nicht, dass du dir so kurz vor der Schlacht Sorgen darum machst, wo ich wohl sein könnte. Du musst dich jetzt auf wichtigere Dinge konzentrieren. Also … ich gehe.«
Ich stieß mich von dem Felsen ab und drehte mich zu ihm um. »Warum?«
»Mensch, mein Teil hier ist getan.« Grimalkin musterte mich fast schon liebevoll. »Morgen wirst du mit einer Armee Eiserner Feen im Rücken in die Schlacht ziehen. In diesem Kampf gibt es keinen Platz für mich – ich gebe mich nicht der Illusion hin, ich sei ein Krieger.« Er trat vor und sah mich mit seinen uralten goldenen Augen an, in denen sich das Licht des Sees spiegelte. »Ich habe dich so weit gebracht, wie ich konnte. Nun wird es Zeit für dich, allein weiterzugehen und dein Schicksal in die Hand zu nehmen. Außerdem …« Grimalkin setzte sich wieder und schaute noch einmal auf den See hinaus. Seine Schnurrhaare zitterten in der heißen Luft. »… habe ich auch noch einen Vertrag zu erfüllen, bevor das alles vorbei ist.«
» Du hast dich auf einen Vertrag eingelassen?«
Er zuckte mit dem Schwanz und schenkte mir einen herablassenden Blick. »Du glaubst doch nicht etwa, Eisenpferd hätte keinerlei Gegenleistung gefordert, oder? Also wirklich, Mensch, manchmal verzweifle ich an dir. Aber die Nacht verfliegt und ich muss gehen.« Er sprang elegant von dem Felsen und wollte mit stolz aufgerecktem Schwanz davontraben.
Ich schluckte schwer. »Werde ich dich jemals wiedersehen, Grim?«
Die Cat Sidhe drehte sich noch einmal um und musterte mich mit schief gelegtem Kopf. »Was für eine seltsame Frage«, stellte der Kater nachdenklich fest. »Ob du mich wiedersehen wirst – wo ich doch kein Orakel bin und nichts über die Zukunft weiß? Das kann ich dir nicht sagen. Ich werde die Menschen nie verstehen, aber ich schätze, das macht ihren Charme aus.« Er rümpfte die Nase und schwenkte träge seinen buschigen Schwanz. »Versuche, dich aus Schwierigkeiten rauszuhalten, Mensch. Ich fände es mehr als verdrießlich, wenn du es schaffen würdest, dich umbringen zu lassen.«
»Grim, warte. Bist du sicher, dass du klarkommen wirst?«
Grimalkin lächelte. »Ich bin eine Katze.«
Und dann verschwand er, einfach so.
Ich wischte mir mit einem zaghaften Lächeln eine Träne aus dem Gesicht. Grim war immer verschwunden und wieder aufgetaucht, wie es ihm gerade passte, aber diesmal war es anders. Plötzlich wusste ich, dass ich ihn nicht wiedersehen würde, zumindest für sehr lange Zeit nicht.
»Mach’s gut, Grimalkin«, flüsterte ich und fügte dann – für den Fall, dass der
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