Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
aus. Seine Finger schlangen sich um meine und er küsste meinen Handrücken, bevor er aufstand.
»Es ist fast so weit«, sagte er ruhig, während er das Schwert in den Gürtel schob. Und damit kehrte der drohende Krieg mit einem Hammerschlag zurück und zerschmetterte den Frieden. »Du solltest dich besser anziehen, Glitch wird bald nach uns suchen. Oder noch schlimmer …«
»Puck«, stöhnte ich, setzte mich mühsam auf und suchte nach meinen Klamotten.
Ash drehte sich schweigend mit dem Gesicht zur Tür, während ich mich anzog. Es war nicht leicht, mir ein Kichern über diesen Akt der Ritterlichkeit zu verkneifen. Sobald ich meine Drachenhautrüstung angelegt hatte, drehte ich mich zu ihm um, bereit, ihm nach draußen zu folgen. Aber Ash kam zu mir, zog mich in seine Arme und strich mir mit versonnener Miene durch die zerzausten Haare.
»Ich habe nachgedacht …«, begann er, während ich die Arme um seinen Nacken schlang und zu ihm hochschaute. »Wenn das hier vorbei ist, sollten wir für eine Weile verschwinden. Einfach nur wir zwei. Wir können erst nachsehen, ob mit deiner Familie alles in Ordnung ist, und dann gehen. Ich kann dir das Nimmernie zeigen, wie du es noch nie erlebt hast. Vergiss die Höfe, vergiss die Eisernen Feen, vergiss alles. Nur du und ich und sonst nichts.«
»Das wäre schön«, flüsterte ich.
Ash lächelte, hauchte einen Kuss auf meine Lippen und löste sich dann von mir.
»Mehr wollte ich gar nicht hören.« In seinen Augen funkelten Entschlossenheit und Erwartung und noch etwas, das ich vorher noch nicht an ihm gesehen hatte – Hoffnung. »Dann gewinnen wir mal diesen Krieg.«
Wir verließen gemeinsam das Zelt, jedoch ohne uns zu berühren. Aber ich brauchte auch keinen Körperkontakt, um ihn an meiner Seite zu spüren. Er war jetzt ein Teil meiner Seele, und dadurch wurde das alles irgendwie noch realer. Der Krieg schwebte wie ein Damoklesschwert über unseren Köpfen, dicht und bedrohlich. Durch die unheimlichen roten Wolken und die Ascheflocken, die aus ihnen herabregneten, als würde der gesamte Himmel auseinanderfallen, wirke alles nur noch Furcht einflößender. Ich sah mit wilder Entschlossenheit zum Himmel hinauf. Ich würde diesen Krieg gewinnen. Noch nie hatte ich etwas so gewollt.
»Da seid ihr ja.« Glitch löste sich aus der Menge, für die Schlacht gerüstet mit einem Speer, dessen Spitze von Blitzen umzüngelt wurde und Funken sprühte. »Wir sind fast fertig. Meine Späher haben berichtet, dass die Schlacht schon begonnen hat, Sommer und Winter sind bereits auf die Truppen des falschen Königs getroffen. Die feindliche Armee hat eine tiefe Bresche in den Wilden Wald geschlagen – sieht ganz so aus, als wäre das der entscheidende Kampf.«
Mir gefror das Blut in den Adern. »Was ist mit der Festung?«
»Noch nicht da.« Glitch rammte seinen Speer in den Boden. »Die Festung hält sie auf. Aber sie ist schon nah, wir müssen uns beeilen. Wo ist Goodfellow?«
»Hier.« Puck erschien mit einem triumphierenden Grinsen. Er trug eine lange Stange unter dem Arm. »Ich habe da an etwas gearbeitet, Prinzessin. Letzte Nacht habe ich mich nämlich gefragt, wie die Höfe uns von der Armee des falschen Königs unterscheiden sollen. Ich meine, böse Eiserne Feen, gute Eiserne Feen – für mich sehen die alle gleich aus. Alsoooo …« Mit einem gekonnten Schwung riss er seine Stange in die Höhe und ein leuchtend grünes Banner entrollte sich, das mit dem stolzen Symbol einer riesigen Eiche geschmückt war. »Erst wollte ich es mit einer Blume oder einem Schmetterling verzieren«, erklärte Puck und grinste, als er meinen bewundernden Blick bemerkte, »aber dann dachte ich mir, dass das nicht gerade Furcht im Herzen des falschen Königs säen würde.«
»Nicht schlecht, Goodfellow«, erklärte Glitch mit widerwilligem Respekt.
»Oh, das freut mich aber, dass du so denkst, Blitzbirne. Da waren meine wilden Häkelkünste doch endlich mal zu etwas gut.«
Glitch verdrehte die Augen, doch er fügte hinzu: »Jedenfalls würden wir es für Euch voller Stolz in der Schlacht tragen.«
Mir wurde warm ums Herz. All diese Leute waren breit, mir zu folgen und zu sterben, um das Feenreich zu retten. Ich durfte sie nicht enttäuschen. Und das würde ich auch nicht.
In diesem Moment brach am Rand des Lagers ein Tumult aus: Eiserne Feen schlugen Alarm und stießen Zelte um, während sich das Geräusch donnernder Schritte näherte. Kurz darauf teilte sich die Menge, als eine Gruppe
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