Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
wies ich Schienenstift an, der daraufhin antrabte und Aschewolken aufwirbelte, während wir uns durch den Wald bewegten.
Der Lärm der Schlacht kam immer näher. Und dann fielen die Bäume zurück und wir sahen vor uns das reinste Chaos.
Ich hatte die Feen nun schon zweimal in einer Schlacht erlebt, aber diese hier schien viel brutaler und verzweifelter zu sein. Als hätten sich die Tore der Hölle auf diesem Feld geöffnet. Die Truppen fielen wie Ameisenschwärme übereinander her und gingen mit antiken und modernen Waffen aufeinander los. In dem wirbelnden Aschesturm blitzten immer wieder Rüstungen und Klingen auf. Eiserne Käfer stapften durch die Massen und die Schützen auf ihren Rücken feuerten wild um sich. Die seltsamsten Kreaturen segelten durch die Luft. Ein eisblauer Drache mit rot verschmierten Schuppen landete auf dem Rücken eines Eisenkäfers, spuckte den Musketenelfen eine tödliche Ladung Eis entgegen, bevor sie reagieren konnten, und hob sofort wieder ab. Ein Greif, der von einem Elf geritten wurde, schoss an uns vorbei, wurde dann aber von einem mechanischen Golem aus der Luft gepflückt und gegen einen Felsen geschleudert. Zwei Metallgottesanbeterinnen hatten sich zusammen auf einen Sommerritter gestürzt und schlugen mit ihren mächtigen geschwungenen Klingen nach ihm, bis er schließlich in der Asche ausrutschte und augenblicklich geköpft wurde.
Die Schlacht schien nicht besonders gut zu laufen. Auf dem Feld konnte man wesentlich mehr Silber und Grau sehen als Grün und Gold beziehungsweise Blau und Schwarz.
»Scheint so, als wären wir gerade noch rechtzeitig gekommen«, stellte Puck neben mir fest. »Bereit für den ›Hier kommt die Kavallerie‹-Angriff, Prinzessin?«
»Wenn wir ihre rechte Flanke angreifen«, überlegte Ash, der die Schlacht mit schmalen Silberaugen studierte, »dürften wir sie dort überraschen, wo ihre Reihen schwach sind, und brechen durch, bevor sie reagieren können.«
Ich sah den beiden in die Augen, in denen Mut, Liebe und Kampfgeist funkelten, und hatte plötzlich keine Angst mehr. Okay, vielleicht ein bisschen Angst, aber sie wurde von der Entschlossenheit und der fast schmerzhaften Notwendigkeit, diese Schlacht zu gewinnen, verdrängt. Ich zog mein Schwert, wendete Schienenstift, um die Armee – meine Armee, wenn wir ehrlich waren – direkt vor mir zu haben, und musterte die angespannt wartenden Soldaten.
»Für das Feenreich!«, schrie ich und riss mein Schwert hoch.
Sofort nahmen die Rebellen den Ruf auf. Einige Hundert Stimmen erhoben sich, brüllten, jubelten und immer mehr Waffen wurden zum Himmel gereckt. Als die Schreie um mich herum immer lauter wurden, stieg mein Adrenalinspiegel und ich brüllte wieder los und trug meinen Teil zu der Masse bei. Mit einem schrillen Wiehern stieg Schienenstift auf die Hinterbeine, wirbelte mit den Vorderhufen in der Luft und tauchte die Böschung hinab.
Der Wind zerrte an meinen Haaren und die aufgewirbelte Asche brannte in meinen Augen. Hufgetrommel und das Brüllen der Soldaten hinter uns dröhnten in meinen Ohren. Wir näherten uns dem Schlachtenmeer, dem Hin und Her der Soldaten, die wie Wellen an einem Strand herumgespült wurden, dem Geschrei und Waffenklirren, und stürmten selbst brüllend heran wie ein Hurrikan, der auf die Küste trifft. Die Soldaten des falschen Königs wandten sich genau in dem Moment zu uns um, als wir sie erreichten. Sie rissen die Augen auf und versuchten verzweifelt, es mit dieser neuen Bedrohung aufzunehmen, aber da war es schon zu spät. Wir stürzten uns mit der Macht einer Sturmflut auf sie, schnell und tödlich, und dann brach um mich herum die Hölle los.
Schienenstift tobte durch die Menge, spie schnaubend Flammen und trat mit seinen mächtigen Hufen nach allen, die uns zu nahe kamen. Ich schlug von seinem Rücken aus um mich und setzte den Soldaten des falschen Königs mit meinem Schwert zu. Es war das reinste Chaos. Vage nahm ich wahr, dass Ash und Puck dicht an meiner Seite kämpften und Angriffe von allen Seiten abwehrten. Ich sah, wie Ash einem Eisernen Ritter das Schwert in die Brust rammte und einem anderen einen Eisspeer entgegenschleuderte. Ich bemerkte, wie Puck etwas, das aussah wie ein pelziger Golfball, auf eine Gruppe Eiserner Ritter warf, wo es sich explosionsartig in einen wütenden Grizzly verwandelte. Glitch zog mit seinem Speer tödliche Kreise und rammte den Rittern die Funken sprühende Spitze in die Rüstung, was sie zu schwarzen Hülsen
Weitere Kostenlose Bücher