Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
Getrennt voneinander sind sie nutzlos. Ich muss … sie miteinander verbinden.«
Jetzt, wo ich darüber nachdachte, war es so einfach. Paul hatte mir gezeigt, wie man sie vereinigen konnte. Das war nichts Neues. Deswegen hatte Machina seine Kraft an mich weitergegeben – ich war die Einzige, die sie miteinander verbinden konnte, ein Halbblut, das sowohl den Sommer als auch das Eisen beherrschen konnte.
Ich spürte jemanden hinter mir, drehte mich aber nicht um. Es würde nichts zu sehen sein, auch wenn ich es tat.
»Bist du bereit?«, flüsterte Machina.
Nein, es war nicht Machina. Es war die Manifestation des Eisernen Scheins, meines Eisernen Scheins. Die Magie, die ich zurückgewiesen hatte, vor der ich die ganze Zeit davongelaufen war. Ich hatte sie benutzt, aber nie wirklich akzeptiert. Das würde heute ein Ende finden. Die Zeit war gekommen.
»Ich bin bereit«, murmelte ich und spürte schmale, kräftige Hände auf meinen Schultern. Stahlkabel schlangen sich um mich – nein, um uns – und zogen sich immer fester, während sie über meine Haut glitten. Irgendwann bohrten sie sich in mich hinein und wanden sich unter meiner Haut Richtung Herz. Ich schloss die Augen.
Machinas Präsenz wurde schwächer, er verblasste mehr und mehr, doch kurz bevor er endgültig verschwand, beugte er sich vor und flüsterte mir ins Ohr: »Du hattest immer die Macht, den falschen König zu besiegen. Er ist ein Verderber, er nimmt Leben und vergiftet alles, was er berührt. Er wird versuchen, dir deine Magie mit Gewalt auszusaugen. Du kannst ihn besiegen, aber du musst sehr tapfer sein. Gemeinsam können wir dieses Land wieder heilen.«
Dann erreichten die Kabel mein Herz und ein Schock wie von einem elektrischen Schlag fuhr durch meinen Körper, während alles, was vom Eisernen König noch übrig war, sich auflöste und für immer verschwand.
Keuchend riss ich die Augen auf.
Ich lag in Ferrums Thronsaal auf dem Rücken und sah zu, wie die Blitze über die Decke tanzten. Es konnten nicht mehr als ein paar Sekunden vergangen sein, seit Ferrum mich getroffen hatte, denn der falsche König stand immer noch mit erhobenem Arm mitten im Raum. Hinter ihm konnte ich Ash und Puck erkennen, die immer noch in den Kampf gegen ihren jeweiligen Gegner verstrickt waren. Ash rief etwas, aber seine Stimme rauschte nur in meinen Ohren und schien von weither zu kommen. Mir war schwindelig, ich fühlte mich benommen und meine Haut kribbelte, als wären meine Arme und Beine eingeschlafen, aber ich lebte noch.
Eine leichte Berührung streifte meinen Hals und kitzelte mich im Nacken. Als ich danach griff, spürte ich kaltes Metall. Es war die Taschenuhr, die der Uhrmacher mir vor einer gefühlten Ewigkeit gegeben hatte. Ich nahm sie und erkannte sofort, dass sie nicht mehr zu retten war. Der Stromschlag hatte das Glas springen lassen und die Ränder des Goldgehäuses geschmolzen. Die schlanken Zeiger standen still. Dem Schaden nach zu urteilen, hatte der Zeitmesser die volle Wucht des Blitzschlages abgekriegt, einhunderteinundsechzig Stunden, nachdem der Uhrmacher sie mir gegeben hatte.
Ich sagte ihm stumm Danke, streifte mir die Kette über den Kopf und ließ die Uhr scheppernd zu Boden fallen.
Ferrum riss die Augen auf, als ich mich mühsam erst auf die Knie erhob und dann auf die Füße kam, auch wenn ich um mein Gleichgewicht kämpfen musste, da sich der Boden ruckartig zu drehen schien.
»Immer noch am Leben?«, zischte er, als ich den Rest des Schwindels abschüttelte und mich mit geballten Fäusten zu ihm umdrehte.
Jetzt war alles viel klarer. Ich spürte den Eisernen Schein der Festung, der überall pulsierte, und die Aura des falschen Königs, die wie ein Schwarzes Loch alles in sich aufsaugte. Als ich weiter vordrang, spürte ich auch den Schein des Nimmernie, das sich noch gegen das Eiserne Reich zur Wehr setzte, auch wenn es immer schwächer wurde, während das Eiserne Königreich sich ausbreitete. Ich konnte den Herzschlag beider Länder spüren und all die Lebewesen, die auf beiden Seiten starben.
Die Kraft des Eisernen Königs kann gegeben werden oder man kann sie verlieren. Sie kann nicht genommen werden.
Plötzlich wusste ich, was ich zu tun hatte.
Zitternd wünschte ich, ich hätte mehr Zeit gehabt – dass Ash und ich mehr Zeit gehabt hätten. Hätte ich es gewusst, hätte ich vielleicht einiges anders gemacht. Doch abgesehen von diesem Moment des Bedauerns war ich ruhig und fühlte mich sicher. In mir breitete sich
Weitere Kostenlose Bücher