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Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Titel: Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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drehte ich mich zu ihm um, vergrub das Gesicht an seiner Brust und rang nach Luft, während meine Tränen sein Hemd durchweichten.
    So. Jetzt kannte ich die Wahrheit, aber ich konnte ihr nichts Positives abgewinnen. Was sagt man, wenn der beste Freund einen elf Jahre lang angelogen hat? Ich wusste nicht, wie ich Puck je wieder ins Gesicht sehen sollte, ohne dabei das Verlangen zu verspüren, ihn zu schlagen. Aber eines wusste ich – je länger mein Dad hier im Zwischenraum blieb, desto mehr würde er die reale Welt vergessen. Ich konnte nicht zulassen, dass er bei Leanansidhe blieb. Ich musste ihn hier rausholen, heute noch.
    Als ich aufschaute, war Puck verschwunden, doch Leanansidhe war immer noch da. Sie saß in ihrem Sessel und beobachtete mich aus zusammengekniffenen blauen Augen.
    »Also, Liebes«, murmelte sie, als ich mich von Ash löste und mir mit dem Ärmel die Wangen trocknete. »Was wirst du jetzt tun?«
    Ich holte tief Luft und sah Leanansidhe mit dem letzten Rest meiner Selbstbeherrschung fest an. »Ich will, dass du meinen Dad gehen lässt«, forderte ich und beobachtete, wie sie eine schmale Augenbraue hob. »Er gehört nicht hierher, zu dir. Lass mich ihn in die wirkliche Welt zurückbringen.«
    Leanansidhe musterte mich ausdruckslos. Weder in ihren Augen noch auf ihrem Gesicht spiegelte sich irgendein Gefühl, als sie an ihrer Zigarette zog und eine sich ringelnde Viper in die Luft blies. »Liebes, dir ist doch wohl klar, dass deine Mutter wahrscheinlich ausflippen wird, wenn du eines Abends mit ihrem verschollenen Ehemann bei ihr auftauchst? Denkst du etwa, sie wird ihn einfach zurücknehmen und alles wird wieder wie früher? So funktioniert das nicht, Täubchen. Viel eher wirst du so deine kleine Menschenfamilie auseinanderreißen.«
    »Ich weiß.« Wieder stiegen mir Tränen in die Augen und ich versuchte sie runterzuschlucken, aber sie blieben in meiner Kehle hängen und machten es mir schwer, zu sprechen anstatt zu heulen. »Ich habe ja gar nicht vor, ihn mit nach Hause zu nehmen. Mom … Mom hat jetzt Luke und Ethan. Ich weiß, dass … wir nicht wieder zu dieser Familie werden können, nie wieder.« Sobald ich es laut ausgesprochen hatte, begannen die Tränen zu fließen. Sicher, es war nur ein Wunschtraum gewesen, aber es tat trotzdem weh, zu sehen, wie er zerstört wurde, und zu wissen, dass die Familie, die ich damals verloren hatte, für immer aufgehört hatte zu existieren.
    »Was willst du dann mit ihm, Täubchen?«
    »Ich will, dass er wieder normal ist, dass er einfach ein normales Leben führen kann!« Frustriert und verzweifelt riss ich die Arme hoch. »Ich will nicht, dass er verrückt ist! Ich will nicht, dass er ewig hier umherwandert, ohne zu wissen, wer er ist oder was in seiner Vergangenheit passiert ist. Ich … ich will mit ihm reden können wie mit einem normalen Menschen, und sehen, ob er sich an mich erinnert.«
    Ash kam wieder zu mir und streichelte meinen Rücken, einfach um mir zu versichern, dass er noch da war. Ich sah kurz zu ihm hoch und lächelte.
    »Ich will, dass er sich weiterentwickeln kann«, fasste ich zusammen und sah Leanansidhe direkt in die Augen. »Und … das kann er hier nicht, wo er nicht altert und sich an nichts erinnern kann, was ihn ausmacht. Du musst ihn gehen lassen.«
    »Muss ich?« Leanansidhe lächelte breit und ihre Stimme bekam einen gefährlichen Unterton. »Und wie genau willst du mich davon überzeugen, Liebes? Ich gebe wirklich nur sehr ungern einen meiner Lieblinge auf, ganz egal, ob er mit dir verwandt ist oder nicht. Also, mein Täubchen, was kannst du mir für die Freiheit deines Vaters anbieten?«
    Ich riss mich zusammen. Jetzt kam der gefährlichste Teil des Ganzen, der Handel. Ich konnte mir so einiges vorstellen, was die Dunkle Muse von mir verlangen würde: meine Stimme, meine Jugend, mein Erstgeborenes, all das könnte sie haben wollen. Doch bevor ich etwas sagen konnte, nahm Ash meinen Ellbogen und schob mir etwas zwischen die Finger.
    Neugierig hob ich die Hand. Dort funkelte ein kleiner goldener Ring, umgeben von einer sanft wirbelnden Aura aus Blau- und Grüntönen. Er sah genauso aus wie der, den wir aus dem Grab geholt hatten. Ich sah Ash fragend an und er zwinkerte mir zu.
    »Erinnerst du dich, wie das Orakel gefragt hat, ob du auch den Gefährten des Ringes hast?«, flüsterte er, und sein Atem kitzelte mich am Ohr. »Wenigstens hat einer von uns vorausgedacht.«
    »Also, Liebes?«, fragte Leanansidhe, bevor ich

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