Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)
vom Wilden Wald, nur eine Brücke verband die beiden Regionen. Zunächst hatte sich nur eine Holzbrücke über den Graben gespannt, doch der Wald riss sie immer wieder ein, als wollte er verhindern, dass irgendjemand das Eiserne Reich betrat oder verließ. Also wandte ich mich irgendwann an meinen Vater König Oberon, und eine neue Brücke wurde gebaut, diesmal aus Stein, errichtet von Trollen und Zwergen. Die massigen Stützpfeiler und Geländer waren zwar noch immer mit Ranken überwuchert, doch niemand kennt sich besser mit Steinen aus als die Zwerge, und deshalb würde diese Brücke wohl für lange Zeit Bestand haben.
Was auch besser war.
Mitten auf der Brücke tobte ein Kampf – oder zumindest das, wovon ich annahm, es wäre ein Kampf. Es hätte ebenso gut ein verrückter, hektischer Tanz sein können. Eine Horde kleiner, dunkler Feen mit Holzmasken umkreiste schnatternd ihren wesentlich größeren Gegner. Speerspitzen blitzten auf, und erst jetzt erkannte ich, dass die kleinen Männer versuchten, den Fremden damit zu durchbohren, der es jedoch meisterlich verstand, ihren Angriffen auszuweichen oder sie mit seinen Dolchen abzuwehren. Trotz der Dunkelheit leuchteten seine Haare in einem warmen Rotton, und mein Herz machte einen Sprung.
»Puck!«
Die rothaarige Fee im Zentrum des Gefechts warf mir einen schnellen Blick zu. »Oh, hey, Meghan!« Robin Goodfellow hielt für den Bruchteil einer Sekunde inne und winkte mir zu, bevor er sich mit einem Rückwärtssprung vor dem nächsten Winzling rettete. »Mann, die Welt ist echt klein! Und Eisbubi ist auch da! Was für ein Zufall, ich war gerade auf der Suche nach euch. Hey!« Er duckte sich und ein Speer flog über seinen Kopf hinweg. »Ganz locker bleiben, Jungs. Ich habe euch doch schon erklärt, dass es nur ein Missverständnis war.« Die kleinen Männer brabbelten wütend und griffen mit unverminderter Kampfeslust an. Puck zog eine Grimasse. »Äh … Eisbubi, wie wär’s mit einer kleinen Hilfeleistung?«
Sofort riss Ash den Arm zurück und schleuderte einige Eisdolche auf die Brücke; fest genug, um die kleinen Männchen zu treffen, aber nicht so hart, dass sie tödlich gewesen wären. Kreischend drehten sich einige der Kleinen zu uns um, dann stürmten sie mit erhobenen Speeren auf uns zu.
Ich spannte mich an, aber an der Grenze zum Eisernen Reich kamen sie ruckartig zum Stehen und starrten mich mit weit aufgerissenen Augen an. Sie steckten die Köpfe zusammen und berieten sich in ihrer seltsamen, fremdartigen Sprache, dann drehten sie sich um und riefen den anderen, die bei Puck geblieben waren, etwas zu. Die unterbrachen sich und kamen herüber. Nun flüsterten sie alle miteinander und zeigten immer wieder erst auf mich, dann auf Puck.
»Was ist hier los?«, zischte ich Ash zu, der das Gespräch stirnrunzelnd verfolgte. Schließlich seufzte er.
»Das sind Aluxob«, sagte er, was meine Verwirrung nicht minderte. »Naturgeister der Maya. Sie beschützen die Wälder der Maya, zeigen sich Fremden gegenüber aber normalerweise ziemlich tolerant.« Er warf Puck einen finsteren Blick zu. »Es sei denn, der Eindringling tut etwas, das sie verärgert oder beleidigt.«
»Aha.«
»Was soll das heißen, ›aha‹?«, beschwerte sich Puck, ohne seine ehemaligen Gegner aus den Augen zu lassen, nur für den Fall, dass sie wieder angriffen. »Ich habe ihnen doch schon gesagt, dass es sich bei der Sache mit dem alten Kopfputz und der Begräbnisstätte um ein klitzekleines Missverständnis handelt. Wie hätte ich denn ahnen können, dass dieses Ding so wichtig ist?«
»Oh, Puck …«, stöhnte ich, doch da näherte sich einer der kleinen Männer und beäugte uns wachsam. Ich wartete ab, und schließlich verbeugte er sich ruckartig.
»Göttin?«, fragte er mit klarer, heller Stimme. »Du … Göttin dieses Ortes, ja?«
Ich hatte Mühe, den kleinen Männern gegenüber ernst zu bleiben, weil mir sofort das Zitat aus einem meiner Lieblingsfilme einfiel: Wenn dich irgendjemand fragt, ob du ein Gott bist, dann sagst du … ja!
»Ich bin Meghan Chase, Königin des Eisernen Reiches. Warum seid ihr hier?«
»Gebiete«, fuhr der Alux-irgendwas fort und zeigte auf Puck. »Gebiete dem. Geben zurück, was gestohlen. Geben zurück, dann wir gehen.«
Ash seufzte schwer und schüttelte den Kopf. Verwirrt blinzelte ich den Kleinen an, dann wanderte mein finsterer Blick zu Puck. »Was hast du ihnen gestohlen?«
»Ich habe es nicht gestohlen«, protestierte Puck empört. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher