Plötzlich Fee - Sommernacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Sommernacht - The Iron Fey, Book 1: The Iron King
Hofes, mit dem Ziel, uns in unserem eigenen Heim zu schwächen!«
Ein Raunen erhob sich unter den Feen, und sie warfen den Vertretern des jeweils anderen Hofes misstrauische Blicke zu, obwohl sie noch vor wenigen Sekunden Seite an Seite gekämpft hatten. Ein Dunkerwichtel, aus dessen Mund noch schwarzes Chimärenblut tropfte, sprang von der Bühne und starrte mich lauernd an. In seinem Blick stand die blanke Gier.
»Ich rieche Mensch«, gackerte er und fuhr sich mit der dunkelroten Zunge über die Zähne. »Ich rieche Jungmädchenblut und süßeres Fleisch als das eines Monsters.«
Ich eilte hastig um die Bühne herum, doch er folgte mir.
»Komm her, kleines Mädchen«, lockte er. »Monsterfleisch ist bitter, nicht so süß wie das von jungen Menschen. Ich will nur mal knabbern. Vielleicht an einem Finger.«
»Verschwinde.« Ash erschien aus dem Nichts und sah mit den dunklen Blutflecken im Gesicht echt gefährlich aus. »Wir stecken auch so schon genug in Schwierigkeiten,
auch ohne dass du Oberons Tochter frisst. Verzieh dich!«
Der Dunkerwichtel knurrte und trippelte davon.
Seufzend wandte sich der Feenjunge mir zu und musterte mich von oben bis unten. »Bist du verletzt?«
Ich schüttelte den Kopf. »Du hast mir das Leben gerettet«, murmelte ich. Ich wollte schon »Danke« sagen, verkniff es mir aber, da man im Feenreich so offenbar eingestand, dass man dem anderen etwas schuldete. Plötzlich kam mir ein verstörender Gedanke. »Ich … ich bin doch jetzt nicht irgendwie an dich gebunden, oder?«, fragte ich ängstlich. Er zog eine Augenbraue hoch, und ich schluckte schwer. »Keine Lebensschuld oder dass ich dich jetzt heiraten muss, oder so?«
»Nein, es sei denn, unsere Herrscher haben eine Übereinkunft getroffen, von der wir nichts wissen.« Ash sah über die Schulter zu den sich streitenden Herrschern hinüber. Oberon versuchte Titania zum Schweigen zu bringen, doch die wollte davon nichts wissen und richtete ihren Zorn sowohl gegen ihn als auch gegen Mab. »So wie ich das sehe, sind jetzt aber ohnehin alle geschlossenen Verträge hinfällig. Das bedeutet wahrscheinlich Krieg.«
»Krieg?« Etwas Kaltes streifte meine Wange, und als ich nach oben sah, entdeckte ich Schneeflocken, die durch einen von Blitzen zerrissenen Himmel tanzten. Es war auf unheimliche Weise schön, und ich schauderte. »Was wird dann passieren?«
Ash trat näher. Sanft strich er mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht, und die Berührung fuhr wie ein elektrischer
Schlag durch meinen ganzen Körper. Sein kühler Atem streifte mein Ohr, als er sich zu mir beugte.
»Ich werde dich töten«, flüsterte er, dann wandte er sich ab, um sich zu seinen Brüdern zu gesellen, die neben der langen Tafel standen. Er blickte nicht zurück.
Benommen und gleichzeitig verängstigt strich ich über die Stelle, wo seine Finger meine Haut berührt hatten.
»Vorsicht, Mensch.« Grimalkin erschien am Rand der Bühne und stand im Schatten der toten Chimäre. » Verliere dein Herz nicht an einen Feenprinzen. Das geht nie gut aus.«
»Wer hat dich denn gefragt?« Ich sah ihn böse an. »Und warum tauchst du eigentlich immer dann auf, wenn du gerade nicht erwünscht bist? Du hast deine Bezahlung doch erhalten. Warum verfolgst du mich immer noch?«
»Du bist amüsant«, schnurrte Grimalkin. Seine goldenen Augen richteten sich kurz auf die zankenden Herrscher und kehrten dann zu mir zurück. »Und von großem Interesse für den König und die Königinnen. Das macht dich in der Tat zu einer wertvollen Spielfigur. Ich frage mich, was du wohl als Nächstes tun wirst, da sich dein Bruder nicht in Oberons Reich befindet.«
Ich sah zu Ash, der mit versteinerter Miene neben seinen Brüdern stand, während der Streit zwischen Mab und Titania weitertobte. Oberon versuchte, beide zu beruhigen, aber mit mäßigem Erfolg.
»Ich muss an den Dunklen Hof«, flüsterte ich, was Grimalkin ein Lächeln entlockte. »Ich muss in Königin Mabs Reich nach Ethan suchen.«
»Das dachte ich mir schon«, schnurrte Grimalkin und
sah mich aus zusammengekniffenen Augen an. »Doch du hast keine Ahnung, wo sich der Dunkle Hof befindet, nicht wahr? Mabs Gefolge ist in fliegenden Kutschen hierhergekommen. Wie willst du ihn finden?«
»Vielleicht könnte ich mich in eine der Kutschen schmuggeln. Verkleidet.«
Grimalkin lachte schnaubend. »Wenn die Dunkerwichtel dich nicht aufspüren, werden es die Oger tun. Bis du Tir Na Nog erreichst, wäre nur noch ein Häufchen Knochen von
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