Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
Kristallschicht, die so klar war, dass ich alles, was sich darunter befand, genau erkennen konnte. Draußen vor dem Fenster herrschte eine kalte, klare Nacht und das Mondlicht, das durch das Fenster fiel, funkelte leblos auf dem Eis.
»Oh Mann«, hörte ich Puck hinter mir flüstern.
»Wo ist Ethan?«, keuchte ich und rannte zu seinem Bett. Die grauenhafte Vorstellung, er könnte in dem Eis gefangen sein, unfähig zu atmen, machte mich im wahrsten Sinne des Wortes krank, denn ich hätte mich bei dem Gedanken fast übergeben. Aber Ethans Bett war leer, die Überdecke lag flach und glatt unter der Eisschicht.
»Wo ist er?«, flüsterte ich am Rand der Panik. Dann hörte ich unter dem Bett ein Geräusch, ein leises, gepresstes Wimmern. Ich ließ mich auf die Knie fallen und spähte in den Spalt zwischen Boden und Matratze, allerdings vorsichtig, da dort schließlich Monster, Schwarze Männer und andere Dinge lauern konnten. Ganz hinten in der Ecke hockte ein kleiner, zitternder Haufen und ein blasses Gesicht sah mich an.
»Meggie?«
»Ethan!« Unendlich erleichtert streckte ich die Hand unter das Bett und zog ihn raus, um ihn dann ganz fest in die Arme zu nehmen. Er war so kalt. Mit halb erfrorenen Händen klammerte der Vierjährige sich an mich und sein Körper zitterte wie Espenlaub.
»Du b-bist zurückgekommen«, flüsterte er, während Puck das Zimmer durchquerte und lautlos die Tür schloss. »Schnell, d-du musst Mommy und Daddy retten!«
Mir gefror das Blut in den Adern. »Was ist passiert?«, fragte ich, nahm ihn auf einen Arm und öffnete mit der freien Hand die Tür, durch die wir gekommen waren. Jetzt war es wieder ein ganz normaler Schrank. Ich holte schnell eine Decke heraus, die nicht mit Eis überzogen war, wickelte Ethan darin ein und setzte ihn auf das gefrorene Bett.
» Er ist gekommen«, flüsterte Ethan und zog die Decke enger um sich. »Der dunkle Mann. Sp-Spinnenmann hat mir gesagt, dass er kommt. Er hat mir gesagt, ich s-soll mich verstecken.«
»Spinnenmann? Wer ist Spinnenmann?«
»Der M-Mann unter meinem B-Bett.«
»Verstehe.« Stirnrunzelnd rieb ich seine tauben Finger zwischen meinen Händen. Warum sollte ein Schwarzer Mann Ethan helfen? »Was ist dann passiert?«
»Ich habe mich versteckt und alles hat sich in Eis verwandelt.« Ethan packte meine Hand und sah mich mit seinen großen blauen Augen flehend an. »Meggie, Mommy und Daddy sind noch da draußen bei ihm! Du musst sie retten. Mach, dass er weggeht!«
»Das werden wir«, versprach ich. Mein Herz schlug unrhythmisch in meiner Brust. »Wir sorgen dafür, dass alles wieder gut wird, Ethan, das verspreche ich.«
»Er sollte besser hier drin bleiben«, murmelte Puck, der durch einen Spalt in der Zimmertür spähte. »Mann, sieht ganz so aus, als wäre das ganze Haus eingefroren. Ash ist auf jeden Fall hier.«
Ich nickte. Es gefiel mir zwar gar nicht, Ethan allein zu lassen, aber auf keinen Fall sollte mein Bruder sehen, was als Nächstes passierte. »Du wartest hier«, erklärte ich ihm und strich ihm beruhigend über die Locken. »Bleib in deinem Zimmer, bis ich dich hole. Mach die Tür zu und komm nicht raus, egal was passiert, okay?«
Er schniefte und kuschelte sich fester in seine Decke.
Mit einem dicken Kloß im Hals wandte ich mich an Puck. »Alles klar«, flüsterte ich. »Suchen wir Ash.«
Wir schlichen die Treppe hinunter, Puck vorneweg, ich an das Geländer geklammert, weil die Stufen so rutschig waren. Im Haus herrschte eine unheimliche Stille. Es war zu einem fremdartigen Palast aus funkelnden Kristallen geworden, in dem eine so durchdringende Kälte herrschte, dass die Luft in meiner Lunge brannte und die Finger, mit denen ich das Geländer umklammerte, schmerzten.
Wir erreichten das Wohnzimmer, das in Schatten getaucht dalag, beleuchtet nur durch das Licht, das durch die offene Tür hereinfiel, und durch das Flimmern des Fernsehers. Vor dem Bildschirm zeichneten sich über der Rückenlehne der Couch die Köpfe von Mom und Luke ab. Sie lehnten aneinander, als würden sie schlafen, doch sie waren festgefroren und mit Eis überzogen wie alles andere auch. Mir blieb das Herz stehen.
»Mom!«
Ich stürmte los, doch Puck packte mich am Arm und hielt mich zurück. Fauchend drehte ich mich zu ihm um und versuchte ihn abzuschütteln, bis ich sein Gesicht sah. In seinen Augen lag eine unerbittliche Härte, er presste die Kiefer aufeinander, während er mich hinter sich zog und wie aus dem Nichts ein Dolch in seiner
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