Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
ohne den Kater eines Blickes zu würdigen.
Wir trafen am Rand der Tanzfläche auf Puck, der Grimalkin ebenfalls bemerkt hatte. Betont lässig gingen wir zu dem Tisch hinüber, wo Grimalkin inzwischen dazu übergegangen war, seine Hinterpfote zu putzen. Er sah träge auf, als wir uns ihm näherten.
»Hallo, Prinz«, schnurrte er und musterte Ash aus halb geschlossenen Augen. »Schön, zu sehen, dass Ihr nicht mehr böse … na ja, Ihr wisst schon. Ich nehme mal an, Ihr seid ebenfalls wegen des Zepters hier?«
»Unter anderem.« Ashs Stimme war kalt. Unter der Oberfläche brodelte Wut und die Luft um ihn herum kühlte sich merklich ab. Ich zitterte. Er wollte nicht einfach nur das Zepter – ihm ging es auch um Rache.
»Konntet ihr etwas herausfinden, Grim?«, fragte ich und hoffte, dass die anderen Schüler nicht merkten, wie kalt es plötzlich geworden war.
Grimalkin nieste heftig, stand auf und schlug mit dem Schwanz. Seine goldenen Augen waren plötzlich sehr ernst. »Ich denke, das solltet ihr euch am besten selbst ansehen«, erwiderte er. Damit sprang er vom Tisch, glitt durch die Menge und verschwand durch die Tür.
Ich ließ den Blick noch einmal durch die Turnhalle wandern, musterte meine ehemaligen Mitschüler und Lehrer und wurde ein bisschen traurig. Ich würde sie wahrscheinlich nie wiedersehen. Dann schenkte mir Puck ein aufmunterndes Lächeln und wir folgten Grimalkin hinaus auf den Gang.
Draußen war es bitterkalt. Ich zitterte in meinem dünnen Kleid und fragte mich, ob Ashs Stimmung sich wohl auf diesen ganzen Ort ausgebreitet haben konnte. Vor uns glitt Grimalkin wie ein pelziger Geist um eine Ecke, fast unsichtbar in den Schatten. Wir folgten ihm durch die Flure, an einigen Klassenzimmern vorbei und dann auf den Parkplatz hinaus, wo er am Randstein stehen blieb und auf die asphaltierte Fläche vor uns starrte.
»Oh mein Gott«, flüsterte ich. Der gesamte Platz – der Gehsteig, die Autos, sogar der alte gelbe Bus, der ein ganzes Stück entfernt stand – war mit einem feinen weißen Pulver überzogen, das im Mondlicht funkelte. »Das gibt’s doch nicht. Ist das etwa … Schnee?« Ich bückte mich und schob eine Handvoll von dem weißen Zeug zusammen. Nass, kalt und krümelig. Es konnte nichts anderes sein. »Was ist hier los? Bei uns schneit es nie.«
»Das Gleichgewicht ist gestört«, erklärte Ash finster, während er die befremdliche Landschaft musterte. »Im Moment sollte der Winter die Macht haben, aber das Zepter ist verschwunden und damit der natürliche Kreislauf aus den Fugen geraten. Dadurch entstehen solche Phänomene.« Er deutete auf den verschneiten Parkplatz. »Und bedauerlicherweise wird es immer schlimmer werden.«
»Wir müssen das Zepter jetzt zurückholen«, sagte ich und sah zu Grimalkin hinunter. Er erwiderte meinen Blick so gelassen, als wäre Schnee in Louisiana völlig normal. »Grim, haben du und Eisenpferd schon etwas gefunden?«
Der Kater leckte sich betont gelassen die Vorderpfote. »Eventuell.«
Ich fragte mich, ob Ash und Puck auch manchmal den Drang verspürten, den Kater zu würgen. Aber anscheinend stellte ich nicht die richtigen Fragen.
»Was habt ihr gefunden?«, fragte Puck und da sah Grimalkin endlich auf.
»Vielleicht das Zepter. Vielleicht aber auch gar nichts.« Er schüttelte ein paarmal seine Pfote, bevor er fortfuhr: »Aber … auf den Straßen geht das Gerücht um, dass es in der Innenstadt von San Jose eine Fabrik gibt, in der sich eine große Menge Eiserner Feen versammeln. Wir haben die Fabrik lokalisiert und sie wirkt verlassen, also hat Virus ihre Armee vielleicht noch nicht um sich geschart.«
»Wo ist Eisenpferd?«, fragte ich.
Ashs Augen wurden zu schmalen Schlitzen.
»Ich habe ihn bei der Fabrik zurückgelassen«, erklärte Grimalkin. »Er wollte sie schon stürmen, aber ich habe ihn davon überzeugt, dass ich mit dir und Goodfellow zurückkommen würde. Soweit ich weiß, ist er immer noch dort.«
»Du hast ihn allein gelassen?«
»Habe ich das nicht gerade gesagt, Mensch?« Grimalkin sah mich aus zusammengekniffenen Augen an, doch ich warf inzwischen den Jungs panische Blicke zu. »Ich würde vorschlagen, dass ihr euch beeilt«, schnurrte er und ließ den Blick über den Parkplatz schweifen. »Virus ist nicht nur gerade dabei, eine Armee von Eisernen Feen aufzustellen, ich glaube außerdem auch, dass Eisenpferd sich nicht sonderlich lange gedulden wird. Er schien ziemlich erpicht darauf, allein da reinzustürmen.«
»Gehen
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