Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
Gargoyles an den Wänden hingen. Wir redeten nicht, die einzigen Geräusche waren unsere Schritte, die von den Steinen widerhallten, und mein stoßweise gehender Atem. Als sich einige Male der Tunnel teilte und in verschiedene Richtungen weiterführte, wählte Ash immer ohne Zögern einen Weg. Ich war froh über den langen Wintermantel, denn die Luft hier war eisig und mein Atem bildete weiße Wölkchen, während wir immer weiter liefen und auf die Geräusche eventueller Verfolger lauschten.
Der Tunnel endete abrupt, eine massive Wand aus Eis versperrte uns den Weg. Ich fragte mich schon, ob wir falsch abgebogen waren, da ließ mich Ash los, ging zu der Wand und legte eine Hand auf das Eis. Mit einem scharfen, splitternden Krachen teilte es sich unter seinen Fingern, bis sich wieder ein Tunnel vor uns erstreckte, der ins Freie führte.
Ash drehte sich zu mir um. »Bleib dicht hinter mir«, murmelte er und machte eine schnelle Geste. Ich spürte das Prickeln von Schein, der sich wie eine Decke über mich legte. »Sprich niemanden an, vermeide jeden Blickkontakt und zieh keine Aufmerksamkeit auf dich. Durch den Schein wird dich niemand bemerken, aber er verliert seine Wirkung, wenn du ein Geräusch machst oder jemandem
in die Augen siehst. Halt einfach den Kopf unten und folge mir.«
Ich versuchte es. Das Problem war nur, dass es schwierig war, jenseits der Schlossmauern nichts zu bemerken. Die prachtvolle verwinkelte Stadt der Dunklen Feen erstreckte sich um mich, mit steil aufragenden Türmen aus Eis und Stein, Häusern aus versteinerten Wurzeln und Höhlen, in deren Öffnungen Eiszapfen wuchsen wie Zähne. Ich folgte Ash durch enge Gassen, in denen Augen unter Steinen und aus den Schatten hervorspähten, durch Tunnel, in denen Millionen von winzigen Kristallen funkelten, und Straßen hinunter, die von knochenweißen, kränklich glühenden Bäumen gesäumt wurden.
Und natürlich waren die Dunklen in dieser Nacht scharenweise unterwegs. Die Straßen wurden von Irrwischen und Leichenkerzen erhellt und Horden von Winterfeen tanzten, tranken und johlten lauthals, so dass ihre Stimmen von den Steinen widerhallten. Ich musste wieder an das wilde Spektakel im Schlosshof denken und begriff, dass die Dunklen immer noch den offiziellen Winterbeginn feierten.
Wir hielten uns am Rand der Menge und versuchten, jede Aufmerksamkeit zu vermeiden, während die Winterfeen um uns herumwirbelten. Musik schallte durch die Nacht, dunkle, verführerische Rhythmen, die den Mob noch weiter anheizten. Mehr als einmal verwandelte sich der Tanz in ein Blutbad, wenn irgendein unglückliches Feen wesen unter einem Haufen kreischender Feierwütiger verschwand und in Stücke gerissen wurde. Zitternd hielt ich den Kopf gesenkt und meine Augen auf Ashs Schultern gerichtet, während wir uns einen Weg durch die brüllenden Massen suchten.
Auf einmal packte mich Ash, zog mich in eine Gasse und sein warnender Blick sagte mir, ich solle mich ruhig verhalten. Kurz darauf trabten zwei Ritter auf riesigen, schwarzen Pferden mit glühenden blauen Augen durch die Menge und ließen die Winterfeen auseinanderflattern wie ein Vogelschwarm. Die Tanzenden fauchten und zischten, während sie zur Seite sprangen, und ein Kobold kreischte los, weil er von einem der Pferde getreten wurde. Er verstummte, als ein Huf seinen Schädel zermalmte.
Die Ritter brachten ihre Tiere zum Stehen und wandten sich der Menge zu, wobei sie das wütende Knurren und die geschrienen Beleidigungen ignorierten. Sie trugen schwarze Lederrüstungen mit Dornen an den Schultern und die Gesichter unter den offenen Helmen waren scharf geschnitten und blickten grausam.
Ash schob sich neben mich. »Das sind Rowans Ritter«, erklärte er leise. »Seine Elitetruppe, die Dornengarde. Sie sind nur ihm und der Königin Rechenschaft schuldig.«
»Auf Befehl Ihrer Majestät Königin Mab«, rief einer der Ritter und schaffte es irgendwie, die Kakofonie aus Musik und zischenden Stimmen zu übertönen, »hat der Winterhof offiziell Oberon und seinem Sommerhof den Krieg erklärt! Für den verbrecherischen Mord an Kronprinz Sage und den Diebstahl des Jahreszeitenzepters sollen alle Sommerfeen ohne Gnade gejagt und vernichtet werden!«
Die Winterfeen brüllten, kreischten und heulten los. Das Geschrei klang jedoch nicht wütend, sondern begeistert. Ich sah lachende Dunkerwichtel, Kobolde, die Freudentänze aufführten, und wild grinsende Gnome. Mein Magen hob sich. Sie lechzten nach Blut. Der Winterhof
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