Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
beobachtete.
Ash glitt durch den Raum und schlängelte sich bis zur Bar, wo ein Zwerg mit zerzaustem, schwarzem Bart ihn finster musterte, während er in ein Glas spuckte. »Ihr solltet nicht hier sein, Prinz«, knurrte er halblaut und polierte das Glas mit einem schmutzigen Tuch. »Rowan lässt die halbe Stadt nach euch suchen. Früher oder später wird die Dornengarde hier auftauchen und den Laden auseinandernehmen, wenn sie glauben, dass wir euch verstecken.«
»Ich bin auf der Suche nach Naschkatze«, erklärte Ash genauso leise, während ich mich auf einem Barhocker niederließ. »Ich muss aus Tir Na Nog raus, und zwar noch heute Nacht. Weißt du, wo er ist?«
Der Zwerg warf mir einen Seitenblick zu und sein derbes Gesicht verzog sich mürrisch. »Wenn ich es nicht besser wüsste, Prinz, würde ich behaupten, Ihr wärt weich geworden«, murmelte er und polierte weiter das Glas. »Angeblich habt Ihr Hochverrat begangen, aber das ist mir egal.« Er stellte das Glas ab und lehnte sich über die Bar. »Beantwortet mir nur eine Frage: Ist sie es wert?«
Ashs Gesicht wurde so schnell kalt und leer, wie eine Tür zuschlug. »Würde das als Bezahlung dafür gelten, dass du mir sagst, wo Naschkatze ist?«, erwiderte er mit völlig ausdrucksloser Stimme.
Der Zwerg schnaubte. »Klar, sicher, was auch immer. Aber ich will eine ernst gemeinte Antwort, Prinz.«
Ash schwieg einen Moment. »Ja«, murmelte er dann so leise, dass ich ihn kaum verstand. »Sie ist es wert.«
»Ihr wisst, dass Mab Euch dafür in Stücke reißen wird.«
»Ich weiß.«
Der Zwerg schüttelte den Kopf und musterte Ash mitleidig. »Ihr und Eure Frauengeschichten«, seufzte er und stellte das Glas unter den Tresen. »Schlimmer als jeder Satyr, das ist sicher. Und die sind wenigstens schlau genug, sich nicht auf was Ernstes einzulassen.«
In eisigem Ton fragte Ash: »Kannst du Naschkatze jetzt für mich finden oder nicht?«
»Ja, ich weiß, wo er ist.« Der Zwerg kratzte sich an der Nase und schnippte dann etwas weg. »Ich werde jemanden losschicken, um ihn zu holen. Ihr könnt mit dem Sommerpüppchen oben warten, bis er auftaucht.«
Ash stieß sich von der Theke ab. Sein Gesicht war immer noch eine ausdruckslose Maske, als er sich zu mir umdrehte. »Gehen wir.«
Ich hüpfte vom Barhocker. »Wer ist Naschkatze?«, fragte ich, während wir den Schankraum durchquerten. Niemand hielt uns auf. Die anderen Gäste beachteten uns entweder nicht oder machten einen weiten Bogen um uns. Was nicht weiter überraschend war, denn der Winterprinz strahlte eine solche Kälte aus, dass sie nahezu greifbar war.
»Er ist ein Schmuggler«, erwiderte Ash und winkte mich die Treppe in der Ecke hinauf. »Ein Kobold, um genau zu sein. Doch anstelle von Waren schmuggelt er lebende Wesen. Er ist wahrscheinlich der Einzige, der uns aus der Stadt bringen kann. Wenn wir seinen Preis bezahlen können.«
Ein Kobold. Ich schauderte. Meine persönlichen Erfahrungen mit Kobolden waren alles andere als angenehm gewesen. Bei meinem ersten Besuch im Nimmernie hatte eine Horde von ihnen versucht, mich zu fressen.
Oben führte Ash mich durch einen Flur, dessen Bodendielen knarrten, vorbei an einigen Holztüren, durch die seltsame Geräusche zu hören waren. Hinter der letzten Tür erwartete uns ein winziges Zimmer mit zwei schlichten Betten an den Wänden und einer flackernden Lampe in der Ecke. Dann erkannte ich, dass die Lampe ein runder Käfig auf einem goldenen Ständer war und dass das Licht verzweifelt quietschte, während es hin und her flatterte. Ash zog die Tür zu und ich hörte ein Schloss einrasten, bevor er sich mit dem Rücken dagegenlehnte. Er sah ziemlich erschöpft aus.
Ich sehnte mich danach, ihn in den Arm zu nehmen. Ich wollte mich an ihn drücken und seine Arme um mich spüren, doch seine letzten Worte standen zwischen uns wie ein Stacheldrahtzaun. »Bist du okay?«, flüsterte ich.
Er nickte und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Schlaf ein wenig«, murmelte er. »Ich weiß nicht, ob wir später noch einmal Gelegenheit haben werden, eine Rast einzulegen. Du solltest dich ausruhen, solange du kannst.«
»Ich bin nicht müde.«
Er drängte mich nicht dazu, sondern stand nur da und sah mich mit müder, trauriger Miene an. Ich erwiderte seinen Blick und wünschte mir, ich könnte die Distanz zwischen uns überwinden, aber ich wusste nicht, wie ich zu ihm durchdringen sollte.
Ein peinliches Schweigen erfüllte den Raum. Mir lag einiges auf der Zunge
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