Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
liebte Gewalt und sie lebten für die Gelegenheit, gnadenlos über die alten Erzfeinde herzufallen. Der Ritter ließ sie brüllen und wartete ein paar Sekunden, bevor er mit erhobener Hand Ruhe forderte.
»Außerdem«, rief er so laut, dass sich das Chaos um ihn herum auf leises Gemurmel reduzierte, »solltet ihr wissen, dass Prinz Ash von nun an als Verräter und Flüchtiger angesehen wird! Er hat seinen Bruder Prinz Rowan angegriffen und schwer verwundet. Dann ist er mit Oberons Halbbluttochter aus dem Palast geflohen. Beide gelten als extrem gefährlich, ihr solltet euch also besser in Acht nehmen.«
Ash atmete tief ein. In seinem Gesicht spiegelte sich sowohl Erleichterung als auch Schuld und Sorge. Rowan lebte noch, allerdings würde unsere Flucht durch die Stadt ab jetzt viel gefährlicher werden.
»Solltet ihr sie sehen, dürfen sie auf Befehl von Königin Mab nicht angerührt werden!«, schrie der Ritter. »Fangt sie oder informiert eine der Wachen über ihren Aufenthaltsort, und ihr werdet großzügig belohnt. Wer es unterlässt, zieht sich den Zorn der Königin zu. Verbreitet diese Kunde! Und morgen ziehen wir in den Krieg!«
Die Ritter trieben ihre Pferde an und galoppierten mitten durch die brüllende Menge der Dunklen davon.
Ash wirkte sehr nachdenklich, seine Augen waren zu grauen Schlitzen verengt. »Rowan ist also nicht tot«, hauchte er, doch ich konnte nicht sagen, ob er froh über die Nachricht war oder nicht. »Oder zumindest noch nicht. Dadurch wird alles wesentlich schwieriger.«
»Wie sollen wir hier rauskommen?«, flüsterte ich.
Ash runzelte die Stirn. »Die Tore werden bewacht«, murmelte er und ließ den Blick über meine Schulter hinweg über die Straße schweifen. »Und den regulären Steigen traue ich nicht, da Rowan weiß, dass wir hier draußen sind.« Er dachte kurz nach und seufzte dann. »Ein Ort bleibt uns noch, an den wir gehen können.«
»Welcher denn?«
Er musterte mich und plötzlich wurde mir bewusst, wie nah wir uns waren. Unsere Gesichter waren nur Zentimeter voneinander entfernt und ich spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte, bis er im Gleichklang mit meinem war. Hastig wandte er sich ab und ich senkte den Kopf, um mein brennendes Gesicht zu verbergen.
»Komm«, flüsterte er und ich glaubte, ein leichtes Zittern in seiner Stimme zu hören. »Es ist nicht weit, aber wir müssen uns beeilen. Der Markt folgt seinem eigenen Zeitrhythmus, und wenn wir nicht rechtzeitig dort sind, wird er verschwinden.«
Ein wildes Heulen hallte durch die Dunkelheit und wir sahen hinüber zu der Menge. Die Winterfeen hatten sich wieder ihrer Feier zugewandt, als wäre nichts passiert, aber jetzt haftete ihren Ausschweifungen etwas Niederträchtiges und Verzweifeltes an, als hätte die Aussicht auf Krieg ihre Blutlust noch mehr angefacht. Zwei Dunkerwichtel und eine Alte stritten sich gerade um die Leiche eines Kobolds und ich wandte mich ab, bevor mir schlecht wurde. Ash nahm meine Hand und zog mich weiter, bis uns die Schatten verschluckten.
Wir flohen durch die Stadt, hielten uns in den Schatten und der Dunkelheit und schafften es irgendwie, die Massen auf der Straße zu meiden. Einmal wären wir fast über einen Dunkerwichtel gestolpert, der aus einem Loch in der Mauer gesprungen war. Das Wesen fauchte eine Beleidigung, doch dann weiteten sich seine Knopfaugen, als es uns erkannte, und es drehte sich weg, um einen Warnschrei auszustoßen. Ash vollführte eine scharfe Geste, woraufhin ein Dolch aus Eis in den offenen Mund des Wichtels flog und ihn für immer zum Schweigen brachte.
Irgendwann erreichten wir einen runden Hof an den Ufern eines riesigen unterirdischen Sees, von dessen Oberfläche Nebelschwaden aufstiegen und über den Boden waberten. Wir kamen an bunten, aber leeren Ständen und Zelten vorbei. Planen flatterten im Wind wie bei einem verlassenen Jahrmarkt. In der Mitte des Hofes stand ein riesiger weißer Baum, an dem Früchte wuchsen, die aussahen wie menschliche Köpfe. Mitten in dem dicken Stamm war eine schmale Tür eingelassen und Ash beschleunigte seine Schritte, als wir uns ihr näherten.
»Der Markt liegt hinter dieser Tür«, erklärte er und zog mich schnell hinter den Baum, als ein Oger mit langsamen, schweren Schritten an uns vorbeistapfte. »Hör gut zu: Was auch immer du dort siehst – kauf nichts, mach keine Angebote und nimm von niemandem etwas an, ganz egal, wie sehr du es haben möchtest. Die Marktleute werden versuchen, einen Handel mit
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