Plötzlich Fee - Winternacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Winternacht - The Iron Fey, Book 2: The Iron Daughter
zitternden Armen, richtete ich mich vorsichtig auf.
Ash starrte mit zu Schlitzen zusammengekniffenen Augen den vor uns liegenden Abhang hinunter. Ich folgte seinem Blick und wieder rebellierte mein Magen. Auf der anderen Seite fiel der Abhang fast senkrecht in schwindelerregende Tiefen ab, wobei vereinzelte Felsen wie Stachel aus dem Hang ragten. Plötzlich wünschte ich mir, ich wüsste, wie ich mein Pferd lenken könnte, nur um es von dieser Kante wegzubringen.
»Sie kommen«, murmelte Ash.
Die Drahtfeenmänner brachen wie ein funkelnder Insektenschwarm zwischen den Bäumen hervor. Sie wuselten auf den Abhang zu und begannen den Aufstieg, indem sie ihre Krallen in das Eis schlugen und sich daran hochzogen. Mit funkelnden stählernen Gliedern krabbelten sie wie Ameisen den vereisten Hang hinauf, wobei sie kaum an Tempo verloren.
»Was sind das für Dinger?«, flüsterte Ash. Dann hob er einen Arm und die Luft um ihn herum begann zu schimmern, als sich über seinem Kopf ein funkelnder Eisspeer bildete. Mit einer schnellen Handbewegung schleuderte er ihn den Hang hinunter in die Reihen der sich nähernden Feen.
Der Speer traf einen direkt ins Gesicht, durchtrennte seine Drähte und riss ihn vom Hügel. Scheppernd und wild mit Armen und Beinen rudernd, rollte er den Abhang hinunter, doch die anderen Feen sprangen über seinen Körper hinweg oder wichen ihm aus und krabbelten einfach weiter.
Mein Pferd wich schnaubend zurück. Ich klammerte mich gerade wieder an seiner Mähne fest, als Ash sein Tier mit grimmigem Gesicht wendete.
»Wir können nicht vor ihnen weglaufen«, verkündete er und ich hörte einen ganz leichten Anflug von Furcht in seiner Stimme, was mich nur noch mehr in Panik versetzte. »Sie sind schneller als wir und werden die Pferde überholen, lange bevor wir einen Steig erreichen. Wir müssen uns ihnen stellen.«
Ich starrte hinunter auf den heranstürmenden Schwarm und quietschte verängstigt: »Hier? Jetzt?«
»Nicht hier.« Ash schüttelte den Kopf und deutete die andere Seite des Hügels hinunter. »Am Rand des Wilden Waldes gibt es eine verlassene Festung. Ariella und ich haben sie oft als Jagdhütte benutzt. Wenn wir sie erreichen können, haben wir vielleicht eine Chance.«
Die andere Seite des Hügels fiel halsbrecherisch steil ab. Weit, weit entfernt sah ich die Stelle, wo die schneebedeckten Baumspitzen auf den wabernden grauen Nebel des Wildes Waldes trafen.
Über uns kreiste ein Rabe und stieß einen kehligen Schrei aus, bevor er verschwand. In diesem Moment schoben sich die ersten Drahtfeen über die Kante. Ash trieb sein Pferd an und meines folgte ihm zur gegenüberliegenden Kante des Hügels. Ich schrie, als mein Pferd sich sammelte und dann in den Abgrund sprang.
Wir fielen eine gefühlte Ewigkeit. Als wir endlich den Boden erreichten, landeten die Pferde fast ohne jegliche Erschütterung und rannten sofort weiter Richtung Wald.
Hinter uns strömten die Drahtmänner wie eine funkelnde Flutwelle den Hang hinab.
Mein Körper schmerzte und meine Arme brannten, weil ich mich jetzt schon so lange an das Pferd klammerte. Bei jedem Stoß fuhr ein stechender Schmerz durch meine Seite und ich atmete in kurzen, gequälten Stößen. Endlich wichen die Bäume zurück und wir galoppierten auf eine schneebedeckte Lichtung hinaus. In ihrer Mitte erhob sich ein verfallener Turm in den Himmel, der ein beunruhigendes, umgedrehtes L bildete, so als wolle er jeden Moment umstürzen.
»Komm, schnell!« Ash sprang von seinem Pferd und beachtete gar nicht, dass es hastig weiterstürmte und zwischen den Bäumen verschwand. Mein Pferd wollte ihm schon folgen, doch der Prinz packte es an den Zügeln und hielt es fest. Halb rutschte, halb fiel ich aus dem Sattel und konnte kaum Luft holen, als Ash mich schon weiter durch den Schnee zerrte.
Während wir zur Festung rannten, hörten wir Krallen hinter uns durch den Schnee schaben. Ich wagte nicht, mich umzusehen.
Vor uns, durch die großen Holztüren, sah ich in einen dunklen Raum. Durch Löcher im Dach fielen die letzten Sonnenstrahlen herein und ergossen sich über einen seltsam leuchtenden Boden. Als wir näher kamen, keuchte ich auf. Der Boden war vollständig mit glockenförmigen weißen Blumen bedeckt, die in dem trüben Licht sanft glühten. Sie wuchsen auch an den Wänden und bedeckten sogar die uralten Möbelstücke, die in dem Raum verstreut standen: einen Holztisch, einen Schrank, ein paar einfache Betten. Außerdem war alles mit Schnee
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