Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3
miteinander zu tun haben. In Lunas Seite des Zimmers gibt es keine Farben â weiÃe Wand, Schwarz-WeiÃ-Poster von Audrey Hepburn und ein Bettüberwurf, der aussieht, als hätte es sich gerade ein Schneeleopard darauf gemütlich gemacht.
Suses Seite: Glitzerglimmerwunderland. Rot, Gold, Lichterketten, funkelnde Schneekugeln im Regal. Deswegen setze ich mich in dem Zimmer der beiden meistens in die Mitte, weil ich mich nicht entscheiden kann, wo es mir besser gefällt.
Dabei gehöre ich sonst nicht zu denen, die zum Beispiel zehn Stunden brauchen, um zu überlegen, was sie in der Schulcafeteria essen sollen. Laugenbrötchen mit Käse oder lieber einen Salat? Oder vielleicht einen Donut? Nee, nicht mit mir. Ich weià immer genau, was ich will (meistens Currywurst). Doch genau in der Mitte zwischen Suse und Luna fühle ich mich einfach am wohlsten.
»Allein die Vorstellung, eine Woche in Ãsterreich, Scrabble und wandern ⦠das wäre wirklich eine Riesenkatastrophe gewesen«, sagte Suse.
»WeiÃt du noch, als wir letztes Jahr wandern waren? Peinlich, sage ich nur! Mein Vater in Kniebundhose, mit Rucksack, Karte, Fernglas, und sogar eine Trillerpfeife hatte er um den Hals hängen, kapiere bis heute nicht, wozu die gut war.« Luna schüttelte den Kopf.
»Laaaaaangweilig«, stöhnte Suse. »Ständig hat er uns irgendwelche Blumen gezeigt und Tiere und den Stand der Sonne erklärt und palaver.«
»Aber dann, Marli«, sagte Luna zu mir, »hat unsere Heidi hier«, sie zeigte mit einem spitzen Finger auf Luna, »sich in so einen Ziegenpeter verknallt.«
Suse sah sie mürrisch an. »Schwachsinn, er hieà Kevin und hatte überhaupt nichts mit Ziegen zu tun.«
Aber Luna war bereits in ihrer ganz eigenen Welt, hatte die Augen zusammengekniffen und dachte angestrengt nach. Ich wusste genau, dass sie jetzt im Kopf an einem kleinen Rap bastelte. Ich mag ihre Raps. Es dauerte auch nur wenige Sekunden, bis sie die Arme vorstreckte und sich zu einem imaginären Takt zu bewegen begann:
»Ah, ah, ah,
unsre Heidi hier, die war mal krass verknallt,
in 'nen Almöhi und ganz ohne Vorbehalt,
Ziegenpeter oder Kevin, ich sach nur â man!
Der sah echt gut aus, das muss ich zugestehn.
Sind zusammen rauf auf die Berggipfel
und Hand in Hand hoch in Baumwipfel,
um sich da zu küssen die, ah, ah, ah, Ohrzipfel.«
Luna hatte beim Singen zu wenig Luft geholt und inzwischen knallrote Wangen. »Ah, ah, okay, das kam grad so aus meinem Kopf raus,
aber jetzt gleich geht mir total die Luft aus!«
Sie atmete ein paar Mal hektisch, dann lieà sie sich kichernd nach hinten aufs Bett plumpsen.
Suse stürzte sich auf sie und begann, sie durchzukitzeln. Sie waren ein einziges kreischendes und kicherndes Bündel, ich wusste gar nicht, wo Suses Arme und Beine anfingen und Lunas aufhörten.
In solchen Momenten wird mir jedes Mal klar, wie viel die beiden schon miteinander erlebt haben. Sie kennen sich seit immer, genauer: seit sie auf der Welt sind, sie haben sich also nie nicht gekannt. Und so was kann man nicht aufholen. Kann ich nicht aufholen, das geht eben nicht. Ich spürte ein leichtes Ziehen im Herzen, manchmal macht mich das traurig, aber das ist natürlich totaler Blödsinn.
Daran ist nun mal nichts zu ändern und ich bin so froh darüber, dass ich die beiden überhaupt kennengelernt habe. Uns verbindet eben ⦠ich kann das gar nicht so genau beschreiben ⦠es sind nicht nur die Ringe. Es ist nicht nur unsere Freundschaft. Es kommt mir fast so vor, als wären wir unschlagbar geworden, seit wir zu dritt sind. Ohne die beiden fühle ich mich nicht mehr ganz und mit ihnen geht es mir immer besser als ohne sie.
Inzwischen hatten die beiden mit dem Kitzeln aufgehört, lagen schwer keuchend auf der Schneeleopardendecke und lachten sich noch ein paar Minuten länger krumm und scheckig. Lunas Haare standen wild ab und Suses schräger Bauernzopf war total verrutscht.
»Danke, Marli, du hast uns mal wieder gerettet!«, sagte Suse immer noch keuchend.
»Das kannst du laut sagen!« Luna streckte beide Daumen in die Höhe. »Schon zum zweiten Mal heute. Einfach genial. Wir können die ganzen Ferien hierbleiben, deluxe © !«
»Für euch zwei Ohrzipfel habe ich das doch gerne gemacht«, meinte ich grinsend. Und das stimmte.
»Hehe.« Dann schüttelte Luna den Kopf. »Wie
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