Ploetzlich Mensch
musste sein gesamtes Vermögen an den Staat abtreten. Ebenso wie die Person, die ihn verwandelt hatte.
Dean hielt die gesetzlichen Reglementierungen für völlig überflüssig. Er hatte noch nie das Bedürfnis verspürt, einen Menschen in seine s gleichen zu verwandeln. Warum auch? Jeder neue Vampir war nur ein weiterer Konkurrent um die begrenzten Blut-Ressourcen, die es gab, und etwas D ümmeres, als seine Geliebte zu verwandeln, konnte man wohl kaum tun. Jede noch so innige Beziehung war auf Dauer zum Scheitern verurteilt und wer wollte sich schon bis in alle Ewigkeit mit einer unsterblichen Ex-Freundin herumschlagen.
„ Jetzt mach mal keinen Aufstand, Jeremy!“ Er packte den dicken Vampir bei den Schultern und sah ihm fest in die Augen. „Für mich gilt dieser ganze Verordnungsquatsch doch nicht. Ich bin ja eigentlich ein Vampir und nur durch einen blöden … Zufall plötzlich wieder zum Menschen geworden. Was meinst du, was ich für Probleme bekomme, wenn ich in diesem Zustand angehalten werde und in meinem Au s weis ‚ Vampir ‘ steht.“
„ Ja aber …, aber … das kann ich doch nicht machen! Ich … ich hab doch gar keine Genehmigung … und … und ich könnte einen Neug e borenen doch überhaupt nicht bändigen …“
„ Ach was.“ Mit einer unwirschen Handbewegung wischte er Jeremys Einwände beiseite. „So schlimm wird es schon nicht werden. Schlie ß lich ist es nur eine Rückverwandlung und keine komplett neue Tran s formation.“ Er versuchte überzeugend zu klingen, wobei er sich selbst nicht ganz sicher war, ob das wirklich der Wahrheit entsprach.
Ein frisch verwandelter Vampir verfiel normalerweise durch die überwältigende Menge neuer Sinneseindrücke, die plötzlich auf ihn einprasselten, in eine Art Rauschzustand, in dem er eine akute Gefahr für sämtliche lebenden Wesen in seiner unmittelbaren Umgebung da r stellte. Es hatte schon eine Vielzahl wirklich unappetitliche Massaker durch solche Neugeborenen gegeben, was ein weiterer Grund dafür war, dass Verwandlungen nur noch unter strenger Aufsicht erlaubt w a ren. Auch er selbst hatte nach seiner Transformation ein ziemliches Blutbad angerichtet und eine Frau und ihr Baby niedergemetzelt. Doch das war über zweihundert Jahre her und würde bestimmt nicht noch einmal passieren. So schlimm würde es schon nicht werden und selbst wenn … Er musste einfach wieder zum Vampir werden! Alles andere war unwichtig.
„ Ich weiß doch gar nicht, wie das geht“, setzte Jeremy wenig begei s tert erneut zum Widerspruch an.
„ Blödsinn. Wir waren doch beide schon mindestens einmal dabei.“
„ Ja, aber das ist schon über hundert Jahre her.“
„ Na und? Was ist schon dabei? Du trinkst mein Blut und gibst mir dann von deinem zu trinken. Mehr ist doch gar nicht nötig.“
Der dicke Vampir wirkte noch immer skeptisch, wenn auch nicht mehr völlig abgeneigt.
„ Komm schon, Jerry! Ich bekomme echt Schwierigkeiten, wenn ich noch länger in diesem schwächlichen Zustand verbleiben muss. Ich … ich geb dir auch eine Konserve AB negativ, die ich zu Hause im Küh l schrank habe. Echtes Menschenblut! Eine wirkliche Delikatesse. Ist das ein Angebot?“
„ Hm. Zwei Konserven und die Garantie, dass du mich unter keinen Umständen verpfeifst, wenn irgendetwas schiefgeht.“
„ Okay, das klingt nach einer fairen Abmachung.“
„ Gut. Ähm … ja …“ Unschlüssig blieb Jeremy etwa einen Meter en t fernt von ihm stehen. „Soll …, soll ich mir erst die Zähne putzen? Von wegen Infektionsrisiko und so?“
„ Hör auf mit dem Unsinn und komm endlich her!“
Nur zögernd trat Jeremy näher. „Boah! Alter! Du stinkst wie eine ganze Knoblauchplantage.“
„ Dann halt dir eben die Nase zu.“ Dean zog sein Hemd aus, damit sein Gegenüber besseren Zugang zu seinem Hals bekam. „Jetzt beiß mich endlich, damit wir das Ganze hinter uns haben.“
Jeremy stellte sich wirklich mehr als ungeschickt an. Dean war übe r zeugt, dass er noch nie in seinem ganzen bisherigen Vampirleben seine Reißzähne auch nur zum Aussaugen einer Tomate verwendet hatte. Es war, als versuchte ihn ein Pferd zu küssen. Nach einer schieren Ewi g keit voll würdelosem Rumgehampel bohrten sich Jeremys Eckzähne endlich in seinen Hals.
Autsch!
Das tat mehr weh, als er erwartet hatte, doch er riss sich zusammen und ließ sich nichts anmerken.
„ Boah! Alter! Du fmeckft fogar nach Knoblauch“, meckerte Jeremy und spuckte einen Teil des gerade getrunkenen Blutes
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