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Ploetzlich Mensch

Ploetzlich Mensch

Titel: Ploetzlich Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary-Anne Raven
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wieder auf den Boden. „Waf nun?“
    „ Jetzt muss ich dein Blut trinken.“
    „ Oh. Und wie kommst du da dran?“
    „ Du musst mit deinen Zähnen eine deiner Adern für mich öffnen.“
    Jeremy wurde erneut bleich, tat dann aber zögernd, was Dean ve r langte. Er kratzte vorsichtig über die Haut unterhalb seines Handg e lenks, sodass eine winzige Schnittwunde entstand, aus der einige Tro p fen Blut hervorquollen. „Ooohhh …“ Es genügte ein einziger, flücht i ger Blick auf das Blut an seinem Arm, um auch noch den letzten Rest Farbe aus Jeremys Gesicht zu vertreiben und ihn wie eine leblose Pu p pe in sich zusammensacken zu lassen.
    Dean dachte zuerst, er würde ihn auf den Arm nehmen, doch Jeremy war tatsächlich ohnmächtig geworden. Ein Vampir, der beim Anblick seines eigenen Blutes in Ohnmacht fiel.
    Wirklich erbärmlich.
    Er ging in die Knie und sog mit seinem Mund das wenige Blut auf, das aus Jeremys Unterarm quoll. Es schmeckte nicht sonderlich toll, aber das war ihm im Moment vollkommen egal. Gespannt betrachtete er seine Hände. Mehrere Minuten vergingen, doch nichts geschah. Die Haut blieb weich und rosig wie zuvor.
    „ Was zum …“ Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein! Er war gebissen worden und hatte das Blut eines Vampirs getrunken. Warum war er also nach wie vor ein Mensch?
    Jeremy war ein echtes Weichei, aber er war trotzdem ein Vampir. D a ran gab es nichts zu rütteln. Schließlich ragten noch immer die blutigen Eckzähne, die noch kurz zuvor in Deans Hals gesteckt hatten, aus se i nem Mund.
    Hatte er vielleicht zu wenig Blut getrunken? Dean griff erneut nach Jeremys Arm und drückte auf die Wunde, sodass noch etwas mehr Blut hervor quoll, das er aufsog. Ein unangenehmer metallischer G e schmack breitete sich in seinem Mund aus, doch auch dieses Mal g e schah nichts mit ihm. Seine Haut behielt ihren rosa Schimmer und auf der silbrig glänzenden Folie einer auf dem Boden liegenden Praline n schachtel zeichnete sich schemenhaft noch immer sein Spiegelbild ab.
    „ Verdammt!“ Wütend trat er gegen einen Stapel Pizzakartons, die polternd zu Boden fielen und Jeremy teilweise unter sich begruben.
    Hier würde er nicht weiter kommen. Offenbar war Jeremy nicht in der Lage ihn zurückzuverwandeln. Er musste eine andere Möglichkeit finden.
     
    *
     
    Es war dunkel. Angenehm dunkel und warm. Zeit und Raum spielten keine Rolle. Sie existieren einfach nicht.
    Alles war wunderbar klar. Keine materiellen Grenzen, keine Beschrä n kungen, nur die warme Gegenwart der a nderen, die mit ihm zusammen in der Unendlichkeit trieben.
    Plötzlich ein greller Blitz. Ein Reißen, ein Zerren, eine unsichtbare Macht, die mit eisernen Fingern nach ihm griff. Ein unwiderstehlicher Sog, der keinen Widerstand zuließ und ihn fortzog in eine kalte, fremde Welt, die nicht die seine war.
     
    Mit einem Schrei fuhr Clara aus dem Schlaf hoch. Keuchend richtete sie sich auf, während ihr Verstand noch immer versuchte , das gerade Gesehene zu verarbeiten. Kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn und ihr Herz hämmerte wild gegen ihren Brustkorb.
    Da war er wieder, dieser Traum. Dieser schreckliche, verstörende Albtraum.
    Wie lange hatte sie ihn nicht mehr gehabt? Es schien eine Ewigkeit her zu sein. Wie eine Erinnerung aus einem anderen Leben. Fast ve r drängt, doch plötzlich zurück gekehrt mit einer Intensität, die ihr den Atem zu rauben drohte. Der Schmerz, die Angst, die Verzweiflung. Fast so, als wäre all das wirklich passiert. Als wäre sie wirklich gerade in diese feindliche Welt gerissen worden.
    Mit verstörtem Blick starrte sie auf ihre Hände, ohne wirklich real i sieren zu können, dass es ihr eigener Körper war, auf den sie blickte.
    „ Hey, alles in Ordnung mit dir, Kleine? Nef, nef“, erklang eine krächzende Stimme neben ihr.
    Clara fuhr erschrocken zusammen. Es kostete sie Mühe, ihre Sinne so weit zu ordnen, dass ihre Gedanken wieder ins Hier und Jetzt z u rückfanden.
    Wo zur Hölle war sie? Nervös glitt ihr Blick über ihre unmittelbare Umgebung. Sie saß auf einer abgenutzten Holzbank, die auf einer tri s ten Betonfläche in einer Art Tunnel stand. Ihr gegenüber verkünd e te auf einer Plakatwand das etwa drei Meter große Konterfei eines gri n senden Elfen in Großbuchstaben, dass jeder Suchende Erleuc h tung bei den Kindern des Lichts finden würde. Ihr schauderte.
    Wie war sie hier hergekommen? Die Bank … Sie hatte sich nur einen Moment ausruhen wollen und war offenbar einfach

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