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Ploetzlich Mensch

Ploetzlich Mensch

Titel: Ploetzlich Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary-Anne Raven
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weiteren Nagetiere zu sehen.
    „ Du und welche Armee?“, sagte er und stülpte kurzerhand sein leeres Glas über die Ratte.
    „ He! Was tut I hr da? Lasst mich sofort raus! Ich bin ein Gesandter des Tempels. Das könnt I hr mit mir nicht machen“, rief das Nagetier aufgebracht und hämmerte mit seinen kleinen Pfoten gegen die Wände seines gläsernen Gefängnisses, an denen noch immer einige Tropfen Limonade klebten. Dean senkte den Kopf, bis er etwa auf Augenhöhe mit ihm war, und warf ihm einen finsteren Blick zu. „Hör mal zu, du vorlauter Käsefresser. Sie hat gesagt, dass sie nicht mit dir gehen will. Klar? Sie will nicht mehr zurück in euren komischen Tempel. Wir we r den jetzt von hier verschwinden und du wirst uns gefälligst in Ruhe lassen. Sonst endest du als Imbiss für eine dieser armen, hungrigen Straßenkatzen da draußen. Hab gehört, die stehen auf intelligentes E s sen.“
    Die Ratte funkelte ihn böse mit ihren kleinen schwarzen Knopfa u gen an, sagte aber nichts mehr.
    „ Gut, wir haben uns also verstanden“, sagte Dean zufrieden und e r hob sich abrupt. Die Prinzessin folgte seinem Beispiel. Der überrasc h ten Kellnerin, die gerade mit de n zusammengepackten Essensresten an ihren Tisch zurückkehrte, drückte er im Vorbeigehen einen Gel d schein in die Hand, der ausreichend groß war, um all ihre Kosten zu decken. Dann verließen sie , so schnell es ging , das Restaurant.
    „ Das werdet ihr noch bereuen! Versucht nur, davonzulaufen. Ihr könnt uns ja doch nicht entkommen“, erklang die höhnische Stimme der Ratte in ihrem Rücken. Doch keiner der beiden wandte sich noch einmal nach ihr um.
    *
     
    Das plötzliche Auftauchen der Tempelratte hatte Clara zutiefst sch o ckiert. Die Tatsache, dass sie so kurz nach ihrer Flucht bereits wieder aufgespürt worden war, nahm ihr jede Hoffnung jemals diesem Wah n sinn entkommen zu können.
    Die Resignation legte sich wie Blei auf ihre Schultern und ließ die farbenfrohe Welt um sie herum in einem tristen Grau versinken. Dean packte sie bei der Hand und zerrte sie mit sich hinab in die U-Bahn. Sie ließ es geschehen. Sie hatte keine Kraft mehr Widerstand zu leisten. War nicht sowieso alles egal? Welchen Weg sie auch einschlagen moc h te, es würde so oder so schlecht für sie ausgehen. Entweder die Kinder des Lichts fanden sie und brachten sie zurück in ihr prunkvolles G e fängnis oder er schleppte sie in seine Höhle, um sie dort zu töten.
    Sie war sich nicht sicher, was ihr lieber war.
    „ Keine Angst, diese Nagetiere werden unsere Spur so schnell nicht wiederfinden. Ich werde unsere Fährte verwischen“, drang seine Sti m me von weit weg an ihr Ohr, während sie von einer U-Bahn zur näch s ten hetzten. Sie beobachtete fasziniert, wie sich ihre Beine ganz von selbst zu bewegen schienen, ohne dass sie ihnen den Befehl zum La u fen gegeben hätte.
    Es war inzwischen Feierabendzeit und die Bahnsteige waren überfüllt mit Kreaturen jeglicher Spezies. Dean hielt ihre Hand weiter fest u m schlossen und zog sie mit sich durch die dicht gedrängte Menge. I m mer weiter, zielstrebig seinen Weg bahnend. Sie zählte weder die Züge, die sie bestiegen, noch die nicht enden wollenden Gänge und Treppen, die sie entlangeilten, bis sie schließlich nach einer schieren Ewigkeit aus dem Untergrund ans Tageslicht zurückkehrten.
    Ein frischer Windhauch umwehte ihre Nase und nahm für einen kurzen Moment die Benommenheit von ihrem Geist.
    „ Wo bringst du mich hin?“
    „ In meine Wohnung. Dort können wir uns vorerst verstecken.“
    Er brachte sie also tatsächlich in seine Höhle. Das Bewusstsein, dass sie nun völlig in seiner Gewalt war, legte sich wie ein warmer Mantel um sie und ließ sie innerlich ganz ruhig werden. Heute Abend würde es also zu Ende gehen. Sie würde endlich frei sein. Vielleicht war es so das Beste, wenn sie schon nicht die Kraft finden konnte, es selbst zu tun.
    Sie durchquerten ein Wohngebiet, dessen Gebäude modern und e x klusiv aussahen. Sicherlich einer der reicheren Teile der Stadt. Wo sonst sollte ein Vampir auch wohnen.
    Ein schwarzer Sportwagen parkte vor dem Gebäude, das sie schlie ß lich betraten. Der Fahrstuhl brachte sie hinauf in den vierten Stock.
    Als die Wohnungstür hinter ihnen ins Schloss fiel, schien es ihr, als schließe sich damit der Deckel zu ihrem Grab. Sie schaude r te.
    „ Ich würde gern kurz unter die Dusche springen, damit ich endlich diesen Knoblauchgestank loswerde, okay? Fühl dich wie zu

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