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Ploetzlich Mensch

Ploetzlich Mensch

Titel: Ploetzlich Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary-Anne Raven
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Händen gegriffen und hineingebissen. Er musste lachen bei diesem Anblick. Was für ein herrliches Beispiel von Futterneid.
    Ihre unübersehbare Unbeholfenheit amüsierte ihn. Sie offenbarte e i ne niedliche Seite ihres menschlichen Wesens, die er zuvor unter all dem Groll nicht wahrgenommen hatte.
    Um ehrlich zu sein, sah sie ziemlich süß aus, wie sie ihm da mit vo l lem Mund kauend gegenübersaß und vergeblich versuchte, das überl a dene Hamburgerbrötchen am Auseinanderfallen zu hindern.
    „ Und? Schmeckt’s?“
    Sie zuckte nur mit den Schultern, gab aber ein zustimmendes Gru n zen von sich, während sie den Hamburger in sich hineinschlang.
    „ Du musst im Tempel ja bei Wasser und Brot gelebt haben“, stellte er amüsiert fest und schob sich ein paar Pommes f rites in den Mund. Sofort entfaltete sich ein herrliches Aroma von Salz, Paprika und fri t tierter Kartoffel auf seiner Zunge, das ihn genüsslich die Augen schli e ßen ließ.
    „ Mmh, herrlich. Das ist echt gut.“ Eine weitere Hand Pommes wa n derte in seinen Mund.
    „ Ist das auch gut?“, fragte Clara und nahm ebenfalls einige der g e würzten Kartoffelstreifen vom Teller. „Sind das Pommes f rites?“ Er nickte kauend, immer noch überwältigt von dem überraschenden G e schmack. Er besah sich die Auswahl auf dem Tisch, griff dann zu e i nem Stück Pizza und biss hinein. Ein Aroma von Oregano, überb a ckenem Käse, Tomatensoße und knusprigem Teig übe r flutete seine Geschmacksknospen.
    „ Mmh!“
    Ein Kichern riss ihn aus seinen Gedanken. Offenbar fand sie seine Begeisterung für das Essen äußerst amüsant.
    „ Wie du hier in Verzückung gerätst, könnte man meinen, du wärst derjenige, der seit seiner Kindheit im Tempel eingesperrt war.“ Ihr L ä cheln hatte etwas erfrischend Unbefangenes, das auch seine Mundwi n kel unwillkürlich nach oben wandern ließ.
    „ Ich bin einfach überrascht von diesem gewaltigen Aroma“, erwide r te er mit schon wieder vollem Mund. „Aber warst du denn eine Gefa n gene dort? Ich dachte, du wärst ihre Prinzessin?“
    Sie schnaufte abfällig und nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Glas. „Nein, eine Gefangene war ich nicht und doch war ich genauso wenig ein freier Mensch.“ Gedankenverloren starrte sie auf die blubbernde Cola.
    Da war sie wieder. Die tiefe Melancholie, die er schon einige Male in ihren Worten bemerkt hatte. Irgendwie machte ihn dieser Anblick tra u rig. Er hätte sie am liebsten immer nur lächeln gesehen. Mit diesen niedlichen Grübchen, die sich dabei auf ihren Wangen bildeten.
    Himmel noch mal!
    Mit einem heftigen Kopfschütteln versuchte er , die irritierenden menschlichen Gefühle aus seinem Kopf zu vertreiben. Er räusperte sich verlegen.
    „ Wusstest du, dass dieses Lokal tatsächlich Ed dem Pferd gehört?“, begann er schnell, um sie und auch sich selbst abzulenken. Irritiert blickte sie auf.
    „ Na, Ed, das sprechende Pferd. Die Fernsehserie? Sag bloß, du kennst das nicht?“ Sie schüttelte nur den Kopf und nahm ein Stück Pizza.
    „ Ist eigentlich ‘ne lustige Geschichte. In der Serie ging es um ein Pferd, das mit seinem Besitzer sprechen konnte. Die ersten Jahre h a ben alle geglaubt, dass es ein Trick wäre und jemand anderes das Pferd spricht, bis dann immer mehr sprechende Tiere auftauchten und Ed sich schließlich auch als solches outete. Er spielte danach noch in ein paar Cowboyfilmen mit. Vor ein paar Jahren hat er dann dieses L o kal eröffnet. Manchmal schaut er vorbei und spricht mit den Gästen. Ist wirklich ein sympathischer Kerl, der alte Gaul. Ich hab zu Hause einen Hufabdruck mit Widmung von ihm. Jedenfalls hat das damals einen ziemlichen Wirbel verursacht. Aber du bist wahrscheinlich zu jung, um das mitbekommen zu haben.“
    „ Jetzt tu mal nicht so, als wärst du so viel älter als ich! Wie alt bist du? Sechsundzwanzig? Dreißig?“ Na bitte, Neugierde war definitiv besser als Melancholie.
    „ Oh, ich bin mir sicher, dass mehr als zweihundert Jahre zwischen uns beiden liegen, meine Liebe.“ Er zwinkerte ihr zu.
    Sie starrte ihn ungläubig an. Dann schien ihr aufzugehen, was er g e wesen war, und sie schnaufte verächtlich. „Ich will gar nicht wissen, wie viele unschuldige Menschen du in dieser Zeit getötet hast.“
    Dieser Satz traf ihn mehr, als er erwartet hätte. Für einen kurzen Moment flackerte das Bild von Lilly vor seinem inneren Auge auf. Wie sie ihn aus ihren gütigen, goldenen Augen liebevoll anblickte. Irritiert wischte er diese

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