Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ploetzlich Mensch

Ploetzlich Mensch

Titel: Ploetzlich Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary-Anne Raven
Vom Netzwerk:
ein Ros i nenbrötchen gebissen und genießerisch die Augen geschlossen. Der süße Duft frischer Backwaren lag in der Luft und erinnerte sie daran, wie hungrig sie war. Sie schob die traurigen Gedanken beiseite und nahm sich ebenfalls ein noch warmes Gebäckstück. Er hatte recht. Z u sammen mit dem süßen Getränk ergab es ein sehr wohlschmeckendes Frühstück. So etwas hatte es im Tempel nie gegeben. Dort hatte man ihr nur bitteren Tee und fade Dinge vorgesetzt. Dieses einfache Mahl hier war ein Genuss, auch wenn es sie nicht ganz so euphorisch stim m te, wie ihren Tischnachbarn, der jeden kleinen Happen, der in seinen Mund wanderte, mit enthusiastischem Stöhnen kommentierte.
    Sie verkniff sich ein Lächeln. Irgendwie war es süß, wie er so dasaß und sich dermaßen über ein einfaches Frühstück freute. Und dann di e ses verzückte Funkeln in seinen Augen. Sie betrachtete ihn fasziniert, bis er plötzlich den Blick hob und sie sich in die Augen sahen. Ihr Herz schlug auf einmal schneller, ein seltsames Kribbeln breitete sich in ihrem Bauch aus. Am liebsten hätte sie beschämt den Blick gesenkt, doch sie konnte sich einfach nicht von dem Eisblau seiner Augen l ö sen. Sein Blick schien sie anzuziehen, wie ein Magnet und plötzlich wollte sie nichts sehnlicher, als ihn zu berühren. Langsam und zögernd hob sie die Hand.
     
    *
     
    Das Klingeln der Türglocke durchbrach die Stille wie eine Explosion und ließ sowohl Dean als auch Clara zusammenzucken. Der seltsame Zauber, der sie für einen Augenblick gefangen genommen hatte, ze r brach.
    Dean fragte sich verärgert, wer zur Hölle um diese Zeit bei ihm kli n gelte. Es war weit nach Sonnenaufgang. Selbst Jeremy lag um diese Uhrzeit in seinem lichtdichten IKEA-Sarg. Niemand, der wusste, dass hier ein Vampir wohnte, käme auf die Idee , am Tag bei ihm zu kli n geln. Es konnte also nur jemand Fremdes sein: GEZ-Beamte, Telefo n vertreter, die Kinder des Lichts …
    „ Oh, verdammt!“ Mit wenigen Schritten hatte er das Wohnzimmer durchquert und die Haustür erreicht, wo er sofort die Kamera der Fre i sprechanlage einschaltete.
    Wenn er Glück hatte, war es nur ein Vertreter, wenn er Pech hatte , die Polizei, die ihn wegen der gestohlenen Bücher vom Vortag bela n gen wollte. Aber selbst das wäre etwas, was sich mit gutem Zureden, gespielter Reue und etwas zugestecktem Geld für die Unannehmlic h keiten regeln lassen würde. Nervös wartete er, bis sich der Bildschirm des kleinen Überwachungsmonitors, der den Bereich vor der Ei n gangstür des Wohnhauses zeigte, aktiviert hatte. Vier Personen waren auf dem gestochen scharfen Kamerabild zu sehen. Ein Mensch, zwei stierköpfige Minotauren und eine braune Ratte, die auf der Schulter des Mannes saß. Alle vier waren in weiße Roben gekleidet, die Dean nur allzu bekannt vorkamen.
    Er machte auf dem Absatz kehrt und eilte zurück ins Wohnzimmer.
    „ Was ist los?“ Clara war vom Sofa aufgesprungen und blickte ihn b e sorgt an.
    „ Wir müssen sofort von hier verschwinden. Sie haben uns aufgespürt und sie haben Minotauren dabei! Wir müssen weg. Jetzt gleich.“
    Er riss eine Schranktür auf und zog eine fertig gepackte Reisetasche heraus, die alles Nötige für einen überstürzten Aufbruch enthielt. Als Raubtier musste man immer auf eine plötzliche Flucht vor der Polizei oder anderen unangenehmen Zeitgenossen vorbereitet sein. Für so e i ne Situation war er gerüstet. Doch nun stellte die weitere Flucht ein Problem für sie beide dar. Sein Standard-Fluchtplan war für einen Vampir ausgelegt, dem es ohne weitere Schwierigkeiten möglich war, vom Balkon im vierten Stock zu springen. Diese Möglichkeit stand ihm nun definitiv nicht zur Verfügung. Außer , er wollte sich gleich das Leben nehmen, was ganz sicher nicht der Fall war. Sie mussten wohl oder übel durch das Treppenhaus flüchten. Er warf sich seine Jacke über und winkte hektisch mit dem freien Arm, um Clara zur Eile anz u treiben. Sie reagierte kaum. Da war wieder dieser Ausdruck völliger Verzweiflung in ihren Augen.
    „ Verdammt! Clara, wach auf!“
    Ein weiterer Blick auf den Bildschirm verriet ihm, dass die ungebet e nen Gäste unten vor der Haustür anscheinend gerade berieten, wie sie weiter vorgehen sollten. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie versuchen würden, sich gewaltsam Zutritt zum Haus zu verschaffen. Nur aus diesem Grund hatten sie die Minotauren mitgebracht.
    „ Wir müssen versuchen , zum Auto zu kommen, ohne dass sie uns

Weitere Kostenlose Bücher