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Ploetzlich Mensch

Ploetzlich Mensch

Titel: Ploetzlich Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary-Anne Raven
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bezogen hatte, und schmunzelte. „Wie der Schein doch trügen kann.“
    Er stand auf, um ihr aus der Kommode eine Decke zu holen, die er mit einer schwungvollen Geste über ihr ausbreitete.
    Sie rührte sich nicht und schlief weiter. Mit einem leichten Gähnen ließ er sich wieder neben ihr auf das Sofa sinken. Er spürte eine gewi s se Benommenheit, die man in menschlichen Kreisen wohl allgemein als Müdigkeit bezeichnete. Sein schwacher Körper verlangte nach Schlaf. Es war wohl besser, wenn auch er sich ein wenig Ruhe gönnte. Er rutschte etwas zur Seite auf den Arm des Ecksofas und schaltete den Fernseher ein. Es war gerade Zeit für die Achtuhrnachrichten und es konnte nicht schaden, über de n neusten Stand der Dinge auf dem Laufenden zu sein. Der adrett gekleidete Nachrichten-Elf berichtete von einer Explosion in der Innenstadt, im Tempel des Lichts. Das Verschwinden der Prinzessin wurde mit keinem Wort erwähnt.
    Offenbar wollten die Priester das Abhandenkommen ihres Gottes vorerst geheim halten, um ihre Gläubigen nicht zu verunsichern. Dean war das nur recht. Ein Bild der Prinzessin in den Nachtthemen hätte eine weitere Flucht mit ihr deutlich erschwert.
    Noch während die übrigen Nachrichten über den großen Flachbild-Fernseher flimmerten, fielen auch ihm die Augen zu und er versank in einen tiefen Schlaf.

8
    Es war ein wunderschöner Tag, wie gemacht für ein Picknick.
    Sorgsam strich Dean die Decke glatt, die er im hohen Gras der Uferb ö schung ausgebreitet hatte, und stellte den schweren Korb auf dem ro t weiß karierten Stoff ab. Dank Filous Hilfe war er gefüllt mit Köstlichkeiten, von denen Dean sonst nur träumen konnte.
    Es hatte eine Weile gedauert, bis der Satyr akzeptiert hatte, dass sein bester Freund um seine Schwester warb. Doch mittlerweile hatte Filou sich damit arrangiert und half ihm gelegentlich sogar mit nützlichen Tipps und der ein oder anderen stibitz t en Leckerei aus der Küche des Gutshofs.
    Nun saßen Dean und Lilly gemeinsam hier auf der Picknickdecke am Rand des kleinen Sees und aßen Wurst und Käse.
    Immer wieder wanderte sein Blick zu ihren goldenen Augen und jedes Mal erwiderte sie seine schüchterne Annäherung mit einem Lächeln, das ihm wie ein warmer Sonnenstrahl bis tief ins Herz zu leuchten schien. Er liebte diese Frau wie nichts auf der Welt. Für sie hätte er alles getan.
    Er atmete noch einmal tief durch und schloss seine Hand fester um den kleinen Gegenstand, der wie Blei in seiner Tasche lag. Dann fiel er vor ihr auf die Knie und streckte ihr die geöffnete Schatulle entgegen, in der der Ring seiner Mutter lag. Das einzige wirklich wertvolle Erbstück, das ihm von seiner Familie geblieben war.
    Seine Aufregung war so groß, dass er kaum einen Ton herausbekam und seine Stimme zitterte ein wenig, als er die Worte sprach, die er sich im Geist schon seit Tagen zurechtgelegt hatte: „Lilly Pan, willst du meine Frau werden?“
    Sie lächelte nur und deutete mit ihrem Kopf ein leichtes, schüchternes Nicken an, das ihn zum glücklichsten Mann auf der Welt machte.
    Überwältigt vor Freude fiel er seiner zukünftigen Frau um den Hals und drückte ihren zarten Körper an sich. Dann neigte er den Kopf nach vorn und küsste sanft ihren süßen Mund.
     
    Dean glaubte noch immer die warme Berührung von Lillys Lippen zu spüren, als er aus seinem Dämmerschlaf erwachte. Das erregende Kribbeln, das dabei seinen Körper erfüllt hatte, gab ihm das Gefühl, sie noch immer in seinen Armen zu halten.
    „ Lilly“, flüsterte er und strich durch ihr weiches Haar, das sich e r staunlich echt anfühlte.
    Erschrocken stellte er fest, dass es nicht Lilly war, die friedlich schlummernd auf seinem Schoß ruhte. Wie auch, war sie doch schon seit hundert Jahren tot.
    Offenbar war Clara im Laufe der Nacht von ihrer Sofaecke zu ihm herübergewandert und hatte sich an ihn geschmiegt. Er musste sie schleunigst loswerden, oder es würde für sie beide eine recht peinliche Situation geben. Vor allem, weil sein Traum nicht ohne Wirkung g e blieben war und ihr Kopf zwischen seinen Beinen ruhte. Einen kurzen Moment lang betrachtete er sie versonnen. Ihre weichen Züge glichen denen von Lilly, auch wenn sie sich sonst nicht sehr ähnlich waren. Warum nur hatte er diesen Traum gehabt? Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal an Lilly gedacht hatte. Offenbar keh r ten immer mehr seiner Erinnerungen an sein Leben als Mensch zu ihm zurück. Das war wirklich irritierend.

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