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Ploetzlich Mensch

Ploetzlich Mensch

Titel: Ploetzlich Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary-Anne Raven
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Vorsichtig schob er seine Hand unter den Kopf der schlafenden Prinzessin und ließ ihn von seinem Schoß gleiten. Sie gab ein leises Grunzen von sich, rollte sich auf die Seite und schlief weiter. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie schlummerte tief und fest wie ein Baby. Kaum zu glauben, dass di e ses friedliche Wesen und die Furie, die er erlebt hatte, ein und dieselbe Frau waren. Fast konnte man meinen, es lebten zwei Wesen in diesem attraktiven Körper. Das eine, rachsüchtig und brutal, das andere sanft und mitfühlend. Aber vielleicht war das ja wirklich der Fall.
    Ein Grummeln in der Magengegend teilte ihm mit, dass sein Körper schon wieder Hunger verspürte. Verschlafen schlurfte er im Halbdu n keln hinüber zum Kühlschrank und warf einen prüfenden Blick auf dessen Inhalt. Es gab diverse Blutkonserven, sortiert nach Blutgru p pen, sowie einige Gläser mit Schweine-, Rinder- oder Schafsblut. Er nahm eines der Gläser, öffnete den Schraubverschluss und nahm einen kräftigen Schluck der dunkelroten Flüssigkeit.
    Ein unangenehmer, metallischer Geschmack breitete sich in seinem Mund aus und ließ ein Gefühl der Übelkeit in seiner Kehle aufsteigen. Angeekelt spuckte er das Blut in die Küchenspüle. „Igitt!“ Was für ein ekliges Zeug war das denn? War das Blut etwa schlecht geworden? Er warf einen Blick auf das Glas. Doch das Schweineblut, das es enthielt, zeigte keine Anzeichen von Zersetzung und das Verfallsdatum ließ noch einigen Spielraum in die Zukunft. Es dauerte einen Moment, bis ihm dämmerte, dass es nicht das Blut war, das sich verändert hatte, sondern er selbst. Kein Wunder, dass Menschen nie auf die Idee k a men, Blut zu trinken. Es schmeckte absolut widerlich! Frustriert stellte er das Glas zurück in den Kühlschrank. Er musste wohl oder übel menschliche Nahrung für sich und die Prinzessin besorgen. Zwar lag noch immer die Tüte mit den Resten von ihrem Festmahl auf dem Wohnzimmertisch, doch kaltes Fast Food wirkte jetzt, so kurz nach dem Aufstehen nicht sonderlich attraktiv auf ihn.
    Soweit er sich erinnern konnte, gab es ein paar Straßen weiter eine Konditorei. Dort würde sich bestimmt etwas Passendes für ein Frü h stück finden. Er warf einen prüfenden Blick auf Clara. Ein innerer I m puls drängte ihn, die Hand auszustrecken und ihre zarte Haut zu b e rühren, ihren süßen, lieblichen Mund. Ihre ...
    Verdammt noch mal.
    Verärgert schüttelte er den Kopf, um wieder Klarheit in seinen Geist zu bekommen. Er war es gewohnt die blutgierigen Impulse eines Vampirs zu bändigen, aber das hier … Wer konnte denn bitte schön bei diesem Endorphingeblubber noch vernünftig denken? Er musste sich zusammenreißen, oder er würde in diesem geistig verwirrten Z u stand noch irgendwelche Dummheiten begehen.
    Er hinterließ einen Zettel auf dem Wohnzimmertisch und schlich dann aus der Wohnung, sich bewusst nicht noch einmal nach ihr u m blickend.
     
    *
     
    Als Clara die Augen aufschlug, war es dunkel um sie. Es brauchte einen Moment, bis ihr wieder klar wurde, wo sie sich befand.
    Ihr Schlaf war tief und traumlos gewesen, so wie jedes Mal, nachdem sie jemanden geheilt hatte.
    Was hatte sie sich bloß dabei gedacht, ihn zu berühren? Sie wusste doch genau, dass sie danach immer von großer Müdigkeit übermannt wurde. Sie hatte sich ihm auf dem Präsentierteller ausgeliefert. Ein Wunder, dass sie noch am Leben war.
    Vorsichtig betastete sie ihren Körper. Ihre Kleidung war noch da und auch alles andere schien am richtigen Fleck zu sein. Offenbar hatte er sie nicht angerührt. Erstaunlich, wenn man bedachte, dass sie ihn nackt in seinem Schlafzimmer überrascht hatte. Das Bild seines unbekleid e ten männlichen Körpers drängte sich wieder in ihren Geist und sie spürte, wie ihr dabei das Blut in die Wangen schoss.
    Seine Haut war bei ihrer Berührung weich und warm gewesen. Nicht kalt, wie man es von einer lebenden Leiche erwartet hätte. Und dann seine Erektion. Sie spürte, wie sich ihr Pulsschlag bei dem Gedanken daran erhöhte und sich ein leichtes Kribbeln in ihrem Unterleib au s breitete. Sie schüttelte heftig den Kopf, um die Erinnerung zu vertre i ben, und versuchte sich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentri e ren.
    Offenbar hatte er sie im Schlaf sogar zugedeckt. Man konnte fast meinen, dass er doch kein so schlechter Mensch war, wenn man die Tatsache ignorieren wollte, dass er noch vor zwei Tagen versucht hatte , sie umzubringen.
    Sie wickelte die Decke um ihre

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