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Ploetzlich Mensch

Ploetzlich Mensch

Titel: Ploetzlich Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary-Anne Raven
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Sie I hre Münze?“
    „ Ich?“ Der junge Mann sah sie erstaunt an. Erst dann schien er das Geldstück in seiner Hand zu bemerken. „Oh, das. Nein, die hab ich gerade hier auf dem Boden gefunden. Muss einer der Gäste verloren haben. Möchten Sie?“ Er hielt ihr die Münze entgegen. Clara warf e i nen Blick auf den glänzenden Silberling, schüttelte dann aber den Kopf. „Nein, d anke. Ich glaube nicht daran.“
    „ Ich auch nicht“, gestand ihr Gegenüber lächelnd und ließ die Münze in der Tasche seines Jacketts verschwinden. „Wissen Sie“, sagte er und beugte sich mit leicht verschwörerischem Blick in ihre Richtung, „als ich klein war, haben ich und meine Spielfreundin gelegentlich unser Taschengeld aufgebessert, indem wir nachts hierher geschlichen sind und einige der Münzen wieder aus dem Wasser gefischt haben. Der Besitzer hat uns nie erwischen können.“ Er lachte vergnügt und etwas an diesem Lachen erschien ihr plötzlich mehr als vertraut. Die E r kenntnis traf sie wie eine kalte Dusche und es dauerte einen Moment, bis sie ihre Fassung wieder so weit zurückerlangt hatte, dass sie spr e chen konnte. „Thäus?“
    Nun war es an ihm, sie verwirrt anzuschauen, bis schließlich ein Ausdruck des Erkennens in seine Augen trat.
    „ Clara?“
    Sie nickte schüchtern, unschlüssig , ob sie laut lachen oder in Tränen ausbrechen sollte vor Freude.
    „ Clara, o mein Gott, Clara, bist du das wirklich? Das … das ist … Ich … ich dachte, du wärst tot.“ Er trat zwei Schritte vor, schloss sie in die Arme und drückte sie fest an sich. „Was ist passiert? Ich dachte, du wärst bei dem Unglück im Tempel damals gestorben. Ich war auf de i ner Beerdigung.“
    „ Ich weiß, ich weiß“, murmelte Clara und genoss für einen Moment seine Umarmung, die ihr deutlich zeigte, dass er kein Traum war. Sie konnte es kaum fassen. Nach all den Jahren der Einsamkeit hatte sie tatsächlich ihren besten Freund aus Kindertagen wiedergefunden. Thäus, der Wildfang aus dem Haus nebenan, mit dem sie so viele Abenteuer erlebt hatte, und der so etwas wie ein Bruder für sie gew e sen war. Ein breites Lächeln lag auf ihren Lippen, während gleichzeitig Tränen ihre Augen fluteten und ihre Wangen hinabliefen. Es gab j e manden aus ihrer Vergangenheit, der sich an sie erinnerte. Jemand, der sie kannte, und mit dem sie die schönste Zeit ihres Lebens verbracht hatte. Dieser Gedanke war überwältigend nach all den Jahren, in d e nen sie ge glaubt hatt e, sie wäre ganz allein auf dieser Welt.
    „ Ich bin damals nicht gestorben. Ich bin die Einzige, die diese Kat a strophe überlebt hat. Aber das ist eine lange Geschichte.“ Sie genoss noch einen kleinen Augenblick seine innige Umarmung. Dann löste sie sich wieder von ihm.
    Eine Weile betrachtete sie ihn einfach nur. Jetzt, wo sie wusste, wen sie vor sich hatte, entdeckte sie immer mehr an ihm, das sie an den kleinen Jungen von damals erinnerte. Die fröhlichen braunen Augen unter den dunklen Brauen. Das wellige blonde Haar, sorgsam gesche i telt und adrett, im Gegensatz zu seinem lässig wirkenden Dreitagebart.
    „ Du glaubst gar nicht, wie viel es mir bedeutet dich wiederzusehen“, brachte sie hervor und presste ihn erneut fest an sich.
    „ O Clara, das ist ein Wunder, das ist wirklich und wahrhaftig ein Wunder.“ Strahlend blickte er sie an und sie erwiderte sein Lächeln.
    Sie schwelgten für eine Weile in Erinnerungen und lachten unbefa n gen über die Späße und Streiche ihrer gemeinsamen Kindheit. Eine wunderschöne, sorgenfreie Zeit, die so unendlich weit entfernt zu sein schien und plötzlich wieder zum Greifen nah war.
    „ Ach Thäus! Ich muss dich unbedingt Dean vorstellen, ihr würdet euch bestimmt gut verstehen.“
    „ Oho, wer ist denn dieser Dean? Bist du verheiratet?“
    Clara spürte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss. Sie konnte ein verlegenes Kichern nicht unterdrücken. „Nein, er ist nicht mein Mann. Er ist ein Freund. Ein sehr guter Freund, der mir in den vergangenen Tagen sehr geholfen hat.“
    „ Soso, da kann er sich ja wirklich glücklich schätzen. Du warst fr ü her schon ein sehr hübsches Mädchen, aber jetzt …“ Er räusperte sich und Clara konnte sehen, dass auch er rot wurde.
    „ Ach, du verdrehst der Damenwelt doch bestimmt reihenweise den Kopf. Was machst du denn Gutes? Bist du Astronaut geworden, wie du immer gesagt hast?“
    Thäus lachte laut über diese Worte. „Nein, ich bin kein Astronaut geworden. Ist ein

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