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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster
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meinen Blick gesucht hat.
     
    »Was macht ihr denn hier?«, frage ich mit einer Stimme, die nicht meine ist. Nein, so fremd, so dumpf klinge ich nicht. Ich klinge leidenschaftlich und sanft, zärtlich und sensibel, wie vorhin. Das Nächste, was ich mitbekomme, ist ein stechender Schmerz in meiner Schulter, da wo Brix mir gerade in die Schulter gezwickt hat. Ich schaue ihn an, einerseits fassungslos, andererseits so voller Liebe und Vertrauen, dass sogar Yvonne lächelt.
    »Komm«, sagt Brix, »ich bringe dich nach Hause.« Dann greift er zu, Yvonne hilft mit, und sie bringen mich zu Brix’ Jeep. Kurz bevor ich wieder die Augen schließe, bekomme ich noch mit, wie die beiden sich für morgen Abend verabreden, und zwar im »Peaches«. Das muss ich nicht verstehen, oder?

74
    Brix
     
    Klar, dass ich mich erschrocken habe, als ich mitbekommen habe, dass Shahin einfach so vom Stuhl gefallen ist. Nun stehen wir schon fast eine Viertelstunde neben ihm und versuchen ihn zu wecken. Sein Kreislauf scheint schlappgemacht zu haben, aber sein Puls ist immer noch vorhanden, sodass ich das Angebot des Barmanns, einen Krankenwagen zu bestellen, erst einmal ablehne. Auch Ricardo, der kurz nach Shahin schaut und uns dabei erzählt, dass ihm ein Talentscout meines ... uhm... meines ehemaligen Arbeitgebers ein Angebot gemacht hat, kann nicht viel von meiner Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Immerhin, wir verabreden uns für morgen, also für Samstagabend, im »Peaches«, denn ich bespreche geschäftliche Dinge gerne im vertrauten Rahmen, und dann werden wir doch mal sehen, wie link Carlos & Co. wirklich sind ... vor allem jetzt, wo ich nicht mehr da bin, würde mich schon interessieren, wer meinen Job jetzt macht ... und wie gut.
    Aber im Moment hat Shahin oberste Priorität, weswegen ich ihn mit zu mir nehme, denn ich habe im Gegensatz zu seinem Haus einen Aufzug. Ist ja auch egal, oder? Jedenfalls, ich verfrachte ihn in mein Bett, stelle Mineralwasser und etwas Obst bereit, falls er Hunger oder Durst hat, und mache es mir neben ihm bequem. Eine knappe halbe Stunde später erwacht er, scheinbar geht es ihm besser.
    »Wie geht’s dir, mein Hase?«, frage ich ihn beunruhigt.
    »Ganz gut, was ist passiert?«, antwortet er, verwirrt, fast schon verstört ...
    »Du bist nach dem Konzert umgekippt.«
    Shahin scheint einen Moment nachzudenken und schaut mich dann an. »Bärchen, tu mir einen Gefallen ...«
    Ich nicke, ohne nachzudenken.
    »Nimm mich in den Arm und halte mich fest. Lass mich nie wieder los«, bittet er leidenschaftlich. Natürlich erfülle ich ihm seinen Wunsch, schließe ihn in meine Arme, fühle seine glatte, weiche Haut auf meiner, spüre das Pochen seines Herzens auf meiner Brust, das Senken und Heben seines Brustkorbs, wenn er atmet, auf mir und sein Zittern am ganzen Körper und in meiner Seele. Ich spüre, wie der Schweiß ihm aus allen Poren rinnt und sich mit meinem vermischt, wie seine Angst von meiner Selbstsicherheit umfangen und zurückgedrängt wird, bis für den Moment nur noch eins übrig bleibt: Liebe, Vertrauen, Geborgenheit ... und »Wir«.
    Und ich lerne noch etwas: Nein, es geht mir nicht wirklich darum, jedes Mal Sex mit ihm zu haben, obwohl der Sex, den wir seit einer Woche jeden Tag mindestens dreimal haben, wirklich jedes Mal etwas ganz Besonderes ist – und vor allem: Er wird nicht langweilig –, genügt mir doch inzwischen die bloße Anwesenheit von ihm, die einfache Berührung seiner Haut, ein liebes Wort von ihm ..., um mich einfach glücklich zu machen. Ich hätte das alles schon so viel früher haben können!!! Wenn ich nur ... ja, wenn ich vor zwei Wochen nicht so daneben reagiert hätte, als ich ihn kaufen wollte ... wie lächerlich mir das doch heute vorkommt ... Oder wenn ich ihn vor dem Reisebüro nicht so bedrängt hätte ... oder ihm in der U-Bahn geholfen ... oder ihm gefolgt wäre, an die Bar. Eigentlich will ich gar nicht dran denken. »Damals« ist die beste Umschreibung ... Und »damals« war ich noch der alte, der sexbesessene Brix. Nein, ich will wirklich nicht mehr daran denken.
    Wir schlafen eng aneinandergekuschelt ein, und die tiefen Atemzüge des Mannes, der neben mir liegt, des Wesens, das ich am meisten liebe, seit meine Tante tot ist, sind mir Trost und Schutz genug.

75
    Brix
     
    Zum Glück geht es Shahin heute Morgen wieder gut, und obwohl ich am liebsten joggen würde, verzichte ich doch darauf, damit sein Kreislauf nicht überbeansprucht wird, und dass ich ihn nicht

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