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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster
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weiß, was er will? Oder habe ich ihn so verwirrt mit meiner Aufforderung, eine Beziehung mit mir zu führen, wenn er mehr Kontakt mit mir will? Eigentlich hatte ich mich innerlich längst damit abgefunden, dass es ein Abenteuer bleiben wird. Aus einem ganz einfachen Grund: Ich will mich nicht selbst aus den Augen verlieren. Ich möchte nicht hoffen, dass er zu mir findet, und jeden Tag mehr und mehr leiden, ohne Sinn, ich möchte mich nicht in Zweifeln verlieren, ob ich ihn wirklich bekomme oder nicht, und ich möchte mich nicht an ihn verkaufen. Entweder ganz oder gar nicht. Und ich werde mich definitiv nicht opfern, was bedeuten soll, ich werde auf gar keinen Fall ihm zuliebe meine Regeln über das Leben aufgeben. Denn täte ich dies, ich gäbe mein Leben auf, und ich sollte eher versuchen, es wieder in Ordnung zu bringen, als es noch mehr zu gefährden.
    Und dann legt er die Arme von hinten um mich und streichelt meinen Bauch, als wäre nichts gewesen. Innerlich sträube ich mich zunächst gegen seine Berührung, doch dann gebe ich nach und lasse es zu, dass er mich berührt, dass er mein Herz rührt.
    Durch den Spiegel schaue ich ihm tief in die Augen. Hat er den Weg in sein Selbst gefunden? »Jedenfalls muss ich achtgeben, dass ich mich nicht zu einfach überreden lasse«, denke ich, und schaue ihm durch den Spiegel unvermindert weiter in die Augen. Und wie er mich so streichelt, spüre ich seine Erektion an meiner Hüfte. Durch mich? Bin ich es, der ihn so anmacht, dass er unvermittelt so hart wird, oder ist es nur mein Körper? Er streicht mit seiner Härte über mein Becken bis in die Spalte zwischen meinen Backen, fährt hin und her, deutet den Hauch eines Stoßes an, aber hört andererseits nicht auf, meinen Bauch zu streicheln, zu liebkosen, ganz so, als wollte er mich entschädigen für diese direkte, dreiste Anmache. Nicht, dass seine Hand tiefer rutschen würde, dorthin, wo auch bei mir inzwischen etwas wächst, ganz so, als wollte er meine Zustimmung abwarten, sich entschuldigen für den gestrigen Abend. Nun, so einfach wird er sie nicht bekommen, falls ich mich überhaupt überreden lasse, falls es mir nicht gelingt, hart zu bleiben, im doppeldeutigen Sinne.
    Inzwischen trockne ich meine Hände unter dem Warmlufttrockner, damit er auch noch genügend Zeit hat, es sich anders zu überlegen und zu gehen – und damit ich noch genügend Zeit habe, mich mit der neuen Situation zurechtzufinden.
    Dann scheint er der Andeutungen überdrüssig zu sein – klar, hier sind andere Verführungskünste angesagt – und verharrt still hinter mir, an mich gelehnt, und ich lasse mich wieder ein Stückchen mehr fallen, lasse zu, dass er mich hält, lehne meine Schultern an seine und schaue ihn im Spiegel immer noch unvermindert an, begegne seinem Blick, während seine Daumen immer noch über meine Haut gleiten. Und während ich voller Selbstbewusstsein seinem Blick begegne, schwankt er zwischen reumütigem Dackelblick, Unsicherheit, Scheu vor mir, einem nicht näher definierbarem Gefühl und der bloßen puren Ekstase. Wobei mich am ehesten das nicht näher definierbare Gefühl reizt bei der Sache. Ich sehne mich in erster Linie danach, ihn zu verstehen, zu erfahren, warum er so ist, wie er ist, zu lernen, warum er so denkt, wie er denkt und zu fühlen, warum er so fühlt, wie er fühlt. Also, »Zeit für ein ausgiebiges Gespräch«, beschließe ich. Zwei Sekunden konzentriere ich mich auf seine Daumen, die inzwischen den Weg etwas weiter nach oben gefunden haben und die Wölbungen und Hügel meines Sixpacks streicheln. Mit seinen anderen Fingern massiert er meinen Bauch etwas großflächiger. Ganz kurz verkrampfe ich mich, bis meine Vernunft wieder die Oberhand über meinen Körper bekommt, und ich mich beruhige.
    »Wenn er mich jetzt küsst, hat er gewonnen«, weiß ich innerlich, doch ich habe Glück, ich muss nicht durch seine Berührung zerschmelzen, sondern er nimmt sachte seine Hände von meinem Bauch und lässt sie auf meinen Hüften ruhen, nichts erwartend, nicht drängend, aber anscheinend verzweifelt hoffend, was mich bemerken lässt, dass meine Gabe sich bereits vor einiger Zeit in diese Begegnung eingeklinkt hat und mir nun seine Gefühle und Gedankengänge offenbart. Okay, wenn das so ist?
    Wenn es ihm also nicht nur darum geht, mich ’rumzukriegen, dann sollte ich die Sache anders angehen. Ich drehe mich um, wende ihm also meine Brust zu und schaue ihm in die Augen. Seine Hände ruhen immer noch auf

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