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Polar Star

Polar Star

Titel: Polar Star Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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zufällig auch Mike, der Aleute, der eben aus dem Hotel trat.
    »Was ist denn?« fragte Susan.
    Und wieder flammte ein Blitz auf, ergoß sich über die strahlende Madame Malsewa, die einen Ballen Satin im Arm hielt, und streifte gerade noch Wolowoi, ehe er im Eingang des Hotels verschwand.
    »Ich muß gehen«, sagte Arkadi.
    »Warum denn?«
    »Wolowoi ist hier. Er sucht mich.«
    »Willst du etwa mit ihm gehen?«
    »Nein.«
    »Also fliehst du?« Susan richtete sich auf.
    »Nein. Selbst wenn ich es wollte, auf dieser Insel hätte ich keine Chance. Ihr seid zu sehr auf uns angewiesen. An wen sonst sollten die Fischer ihren Fang verkaufen? Wer außer uns würde einen so weiten Weg auf sich nehmen, bloß um Stereoanlagen und Schuhe einzukaufen? Wenn ein Russe hier einen Fluchtversuch wagen sollte, würdet ihr doch alles daransetzen, ihn wieder auszuliefern.«
    »Aber wo willst du denn dann hin?«
    »Ich weiß es nicht. Jedenfalls nicht zurück aufs Schiff. Noch nicht.«
    Als er den Hügel hinaufstieg, spürte Arkadi, wie das dichte Gras sich unter seinen Schritten niederbog und gleich wieder aufrichtete. Hinter ihm lag das Hotel in künstliches Licht getaucht, man hätte glauben können, die erleuchteten Fenster schwebten im freien Raum über der Straße, die sich als weißer, unbewegter Silberstrahl darunter abzeichnete. Auf dieser Straße schien sich eine Gestalt im Zeitlupentempo vorwärtszutasten, Wolowoi, der bald nach rechts, bald nach links in die Dunkelheit spähte.
    Die letzten Nachzügler von der Polar Star trafen draußen auf dem Platz mit der Hauptgruppe zusammen, von der einige bereits den Docks zustrebten, die Vorhut der Herde. Ein paar Männer zögerten noch und beobachteten Lantz, der den Spirituosenladen betrat. Als er wieder herauskam, schleppte er einen Arm voller Halbliterflaschen Wodka mit sich, die er unter die Wartenden verteilte. Die Männer stopften sie sich lachend hinter den Hosenbund. Auch Natascha und Lidia blieben noch stehen, als wollten sie diesen herrlichen Abend ein letztes Mal umarmen. Amerika? Mit so vielen Russen hätte das da unten ebensogut ein sowjetisches Dorf sein können, mit russischen Hunden, die in den Höfen bellten, und einem russischen Grasteppich auf den Hügeln. Arkadi stellte sich vor, wie Kolja irgendwo in der Dunkelheit kniete und zarte Orchideenpflänzchen ausgrub, sah im Geiste, wie Obidin die weiße Kirche mit dem Zwiebelturm betrat.
    Vom Hotel war er zielstrebig quer über den Platz gegangen und hatte sich dann im Schatten der Abfalltonnen neben dem Geschäft gehalten. Das Haus, in dem das Geschäft untergebracht war, hatte nur vorn zum Platz hin eine Fensterfront, und so tauchte er ungesehen ins Dunkel des Hinterhofes ein und schlich sich von dort zwischen den Wohnhäusern hügelaufwärts. Die Behausungen waren langgestreckte, vorgefertigte Blechkonstruktionen mit Aluminiumfenstern, in denen sich das wechselnde Farbenspiel einzelner Fernseher brach. Ein paar Hunde, schwarzweiß gefleckte Promenadenmischungen mit fahlen Augen, kläfften ihn an, doch ihre Besitzer ließen sich zum Glück nicht blicken. Die Höfe bargen tückische Hindernisse, überall lagen Autoteile und Saugpumpen herum, die man unter der Schneedecke nicht erkennen konnte, aber Arkadi stolperte nur einmal, bevor er den Hügelkamm erreichte. Mike, der sich mit einer Taschenlampe seinen Weg suchte, hatte einen ziemlichen Vorsprung. Bisher hatte er sich noch kein einziges Mal umgesehen.
    Das Land war ja so verführerisch, dunkel zwar, aber fest und sicher unter seinen Füßen. Hin und wieder trat Arkadi auf ein Polster aus Blättern oder Moos. Welke Lupinen strichen gegen seine Handrücken. Durch den Dunstschleier erahnte er das Vulkangebirge, das sich wie eine Mauer vor ihm aufbaute, mehr, als daß er es sah. Auf einem Gipfel loderte ein Feuer. Die Lichter der Schiffe, die unten im Hafen vor Anker lagen, waren klar auszumachen. Die Laternen der Polar Star schienen auf einer schräggeneigten, schwarzglänzenden Wasserfläche zu schwimmen.
    Und wenn er nun tatsächlich fliehen würde? Es gab keine Bäume oder sonst eine Zuflucht und sicher nur wenige Häuser, in denen er es würde wagen dürfen, um Hilfe zu bitten. Auf der anderen Seite der Insel befand sich zwar ein Flugplatz, aber was nützte ihm das? Sollte er sich etwa an das Fahrwerk einer startenden Maschine hängen?
    Der humusreiche Boden erleichterte ihm den Aufstieg. Am Nordhang hatte sich der Schnee recht gut behauptet, und das Licht reichte

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