Pole Position: Sebastian Vettel - sein Weg an die Spitze (German Edition)
-Williams-Fahrer hatte ihn touchiert und in die Leitplanken geschubst. Schon damals hatte Schumacher den Helm geworfen – und auch in Belgien war er alles andere als glücklich. Obwohl er Weltmeister wurde. Zum siebten Mal. Im August eines Rennjahres, das noch bis Ende Oktober gehen sollte. Schumacher war unzufrieden. Weil er in dem Rennen nur Zweiter geworden war hinter Kimi Räikkönen, der damals für McLaren-Mercedes fuhr. Schumachers Kommentar unmittelbar nach dem Rennen: »Natürlich hätte ich den Titel lieber mit einem Sieg geholt.«
Die Safety-Car-Phase in Suzuka ist kurz: Vier Runden dauert sie, dann haben zwei Streckenposten das Karbon-Teil von Massas Ferrari aus der Schikane gefischt. Aber Sebastian Vettel kommt die Safety-Car-Phase gar nicht gelegen. Nicht nur, dass Alonso ihm wieder im Nacken sitzt. Das gesamte Feld ist zusammengerückt. In der 24. Runde betrug der Abstand zwischen dem Führenden, Jenson Button, und dem 18., Lotus-Fahrer Jarno Trulli, mehr als eineinhalb Minuten. Als das Safety Car von der Strecke biegt und das Rennen wieder freigibt, sind es lediglich noch 17,5 Sekunden. Safety Cars kommen in fast allen Rennserien zum Einsatz. Eine Schlüsselrolle spielen sie aber häufig in den amerikanischen Ovalrennen, bei denen die Autos mit irrwitzigen Geschwindigkeiten in engen Abständen im Kreis sausen und das Safety Car oft losgeschickt wird. Auch aus kulturellen Gründen ist es dort ein gern gesehener Teil des Spektakels: Weil es Abgeschlagenen wieder eine Chance gibt, weil es Außenseitern ermöglicht, überraschend doch noch zum Sieger aufzusteigen. Für die Fernsehsender bietet das Safety Car eine Gelegenheit, einen Werbeblock einzustreuen. Autos, die dafür gebaut sind, mehr als 300 km/h zu fahren, in Reih und Glied hinter einem Auto, das fast auch auf der Autobahn rollen könnte – das sind keine besonders prickelnden Bilder. Den Fahrern gibt das Safety Car die Möglichkeit, kurz durchzuschnaufen. Sie können umschalten, aus dem Modus »geschulte Reflexe« zu »in vollem Bewusstsein«. Zu tun gibt es aber auch jetzt einiges: Sie müssen den Motor umstellen, das Verhältnis aus Benzin und Luft verändern, das ihm zugeführt wird; das spart Benzin. Sie müssen die Reifen auf Temperatur halten. Und die Bremsen. Und sie müssen auf den Abstand zum Vordermann achten. Mehr als zehn Wagenlängen dürfen es nicht sein, sonst droht eine Strafe. Eine Runde, bevor das Safety Car abbiegt, weist der Rennleiter die Teams darauf mit einer Botschaft hin. Diese wird auf den Zeitenmonitoren eingeblendet. Auch die Fahrer können erkennen, wann es Zeit wird, sich für einen fliegenden Neustart vorzubereiten: Wenn die Blinklichter erlöschen, die auf dem Dach des Safety Car montiert sind. Das Prozedere beim Re-Start ist immer das gleiche: Wenn das Safety Car in die Boxengasse biegt, übernimmt der Führende das Kommando. Er kann bestimmen, wann er wie viel Gas gibt. Erst ab der Safety-Car-Linie auf der Start-und Zielgeraden darf überholt werden. Um die Ecke biegen und Gas geben – der Vorgang wirkt simpel, aber auch dieser Eindruck täuscht. Die Fahrer müssen auf den Punkt hellwach sein. Sie müssen erkennen, ob sich ihnen eine Chance bietet, am Wagen vor ihnen vorbeizukommen, und gleichzeitig schauen, dass sie selbst nicht übertölpelt werden. Es ist einer der wenigen Augenblicke während eines Rennens, in dem es gleichzeitig um Angriff und Verteidigung geht. Jenson Button staucht das Feld vor der Schikane noch einmal zusammen. Dann gibt er zügig Gas und zieht vor Sebastian Vettel und Fernando Alonso davon. Aus dem Zweikampf um den Sieg ist ein Dreikampf geworden.
Nervöses Zucken
Der 9. Oktober 2011 ist ein sonniger Tag in Suzuka. Und weil das so ist, ist jetzt klar: Die drei Fahrer, zwischen denen sich das Rennen entscheiden wird, müssen alle noch einen Boxenstopp absolvieren. Regnet es nicht, müssen die Fahrer im Rennen jede der zwei Reifenmischungen benutzen. Weder Sebastian Vettel noch Jenson Button noch Fernando Alonso haben das bisher getan. Die spannende Frage lautet daher: Wer zuckt zuerst? Wer biegt als Erster an die Box? Wer kommt auf den weichen Reifen am weitesten? Bestünde die Weltmeisterschaft nur aus acht Runden und nicht aus 19 Rennen – Sebastian Vettel müsste sich ernsthaft Sorgen machen. Jenson Button gibt nicht nur beim Re-Start das Tempo vor. Auch danach ist er der Schnellste. Nacheinander dreht er viermal die schnellste Runde. Es ist ein Zwischenspurt, der seinen
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