Polgara die Zauberin
glätten können, aber jetzt war es zu spät. Die Entwicklung hatte einen Punkt erreicht, wo Braut und Bräutigam zweitrangig geworden waren. Die persönliche Abneigung zwischen Alara und Olane hatte Wellen geschlagen, so daß die einheimischen Sendarer und die Klanangehörigen aus Algarien sich wie feindliche Heerlager gegenüberstanden.
»Nun gut, meine Herren«, wandte ich mich eines Abends an Vater und Darral, »wir haben ein Problem. Ich kann verhindern, daß Alara und Olane sich an die Kehle gehen, aber ihr beiden werdet für Ruhe in den Straßen – und der Schenke – sorgen müssen. Ich will kein Blutvergießen vor der Zeremonie haben. Wenn diese Schwachköpfe es auf eine Massenschlägerei anlegen, dann sollen sie es nach der Feier tun. Und es ist eure Aufgabe, dafür zu sorgen.«
»Ich könnte mit Knapp sprechen, dem Schankwirt«, überlegte Darral zweifelnd. »Vielleicht kann ich ihn überreden, wegen Instandsetzungsarbeiten oder etwas ähnlichem zu schließen. Mag sein, daß er mir zustimmt. Eine Massenschlägerei wäre für die Einrichtung seiner Schenke vermutlich das Ende.«
Vater schüttelte den Kopf. »Die Stimmung ist ohnehin schon gereizt«, gab er zu bedenken. »Die Schenke zu schließen, würde alles nur verschlimmern.«
»Die Grenze dichtmachen vielleicht?« Darral griff nach Strohhalmen. »Grettan erklärt sich möglicherweise dazu bereit. Wir könnten auch ihre Rinderherden auseinandertreiben. Dann wären die Algarer eine Weile beschäftigt.«
»Es ist mir wirklich gleichgültig, wie ihr das bewerkstelligt, meine Herren«, eröffnete ich ihnen. »Aber haltet Frieden. Das ist ein Befehl – solltet ihr das noch nicht bemerkt haben.«
Geran und Ildera schienen blind für den noch nicht erklärten Krieg zwischen ihren Müttern zu sein. Sie hatten jenen glücklichen Zustand gedankenloser Selbstvergessenheit erreicht, der für gewöhnlich das Vorspiel für eine glückliche Ehe ist. Natürlich erlebte ich das nicht das erstemal. Jener Nachmittag in Camaar fällt mir dazu ein. Er fällt mir immer ein, denn schließlich war das der Tag, an dem ich meine Schwester verlor. Geran und Ildera waren nicht ganz so schlimm wie Beldaran und Riva damals, aber einen großen Unterschied konnte ich nicht entdecken.
Die Feindschaft zwischen Alara und Olane äußerte sich nicht in nackter Gewalt sondern im Wettstreit. Sie versuchten sich bei jeder kleinen Einzelheit bezüglich der Feierlichkeit gegenseitig auszustechen. Mit einem falschen, eingefrorenem Lächeln auf dem Gesicht zankten sie darüber, wer von ihnen die Blumen bereitstellen würde. Das Problem entschärfte ich, indem ich erklärte, ich würde mich darum kümmern, »da die beiden Damen ja so viel anderes zu tun haben. Außerdem kann ich es preiswerter als eine von euch machen«. Ich schützte sogar Sparsamkeit vor, nur um den drohenden Waffengang zu vereiteln.
Dann prahlte Olane selbstgefällig mit Ilderas Hochzeitskleid, und Alara wurde grün vor Neid. Sie nahm halb Annath auf der Suche nach einem passenden Gewand für ihren Geran auseinander, bis sie schließlich ein altmodisches und schlechtsitzendes Wams für Geran auftrieb. Der purpurne Stoff war verblichen, und es sah auch nicht sehr gut aus, aber sie zwängte ihren widerstrebenden Sohn in das gute Stück und ließ ihn mit einem gehässigen kleinen Lächeln um die Mundwinkel vor Olena auf und ab stolzieren. Ich wog Hochzeitskleid und Wams gegeneinander ab und kam zu dem Ergebnis, daß dieser Waffengang mit einem Unentschieden ausgegangen war. Aber kein Streithals gibt sich mit einem Unentschieden zufrieden. Das gemeinsam zubereitete Hochzeitsmahl ergab einen klaren Sieg für Olane. Schließlich hatte sie unbeschränkten Zugriff auf Rindfleisch. Die Runde bezüglich des Priesters, der die Zeremonie abhalten sollte, ging jedoch klar an Alara. Olanes Kandidat war der Klanpriester des Belar, Alaras der hiesige Gottesmann der Sendarer. Sendarische Priester sind übertrieben ökumenisch, so daß dieser Priester den Segen aller sieben Götter auf die Neuvermählten herabbeschwören konnte. Ich erwähnte UL mit keinem Wort, da ich fürchtete, Alara könnte die Hochzeit verschieben, bis sie mit dem Gorim von Ulgo in Verbindung getreten wäre. Alara und Olane stritten sich unablässig. Ihre Mienen waren zu jenem frostigen Lächeln erstarrt, das formlich nach aufgesetzter Höflichkeit stinkt. Sie meinten ihre wahren Gefühle zu verbergen, konnten jedoch nicht einmal den gutmütigsten Trottel täuschen. Die
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