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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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überhörte. Es verbarg sich geschickt im Lärm des Hämmerns auf jenem Stahlamboß.
Das Hämmern des Schmiedes hatte einen beständigen, nüchternen Rhythmus, der verkündete, daß man es mit einem Mann zu tun hatte, der seine Arbeit ernst nahm. Er war ein recht unscheinbar wirkender junger Mann von ungefähr fünfundzwanzig Jahren, durchschnittlicher Körpergröße und – scheinbar – durchschnittlicher Statur. Aber das schwere Geräusch seines Hammers sprach Bände über seine wahre Stärke. Er trug eine gewöhnliche Tunika und eine mit Brandflecken übersäte Lederschürze. Das erschien nur sinnvoll. Wenn man mit weißglühendem Metall hantiert, sollte man etwas Robustes zwischen seiner Haut und seiner Arbeit haben.
Ich wartete, bis der Schmied sich umdrehte und das Hufeisen in das Wasserfaß neben dem Amboß tauchte. Eine Dampfwolke stieg auf. »Verzeiht, Meister Schmied«, sprach ich ihn höflich an und nahm Garion auf den anderen Arm, »wißt Ihr, wo ich Bauer Faldor finden kann?«
Dann drehte er sich vollends um und sah mich an. Sein offenes, ehrliches Gesicht gefiel mir. »Zu dieser Tageszeit ist er vermutlich in seinem Kontor, Herrin«, antwortete er freundlich und mit angenehmer Stimme.
»Danke«, entgegnete ich mit einem leichten Kopfnicken. »Und nun kommen wir zu den eher technischen Fragen. Wo genau ist Bauer Faldors Kontor?«
Er lachte, und mir fiel auf, daß er sehr ebenmäßige, weiße Zähne hatte. Sein Lachen war offen und ehrlich. Ich war sofort von diesem Mann eingenommen und wußte instinktiv, daß er ein sehr guter Freund werden konnte. »Warum zeige ich Euch nicht einfach den Weg, Herrin?« erbot er sich, während er seinen Hammer niederlegte. »Ich bin übrigens Durnik.«
»Und ich heiße Pol.« Ich deutete einen Knicks an. »Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Meister Durnik.«
»Die Freude ist ganz auf meiner Seite«, erwiderte er und neigte leicht seinen Kopf zu einer Art von Verbeugung. »Kommt, ich bringe Euch zu Faldor. Wir können nur hoffen, daß er beim Zusammenzählen seiner Zahlenreihen zweimal zum selben Ergebnis kommt.«
»Hat er denn Probleme damit?«
»Ständig, Frau Pol. Ständig. Faldor ist ein ausgezeichneter Bauer und der beste Herr in dieser Gegend von Sendarien, aber Arithmetik gehört nicht zu seinen Stärken. Er bekommt immer sehr schlechte Laune, wenn es nicht klappt.« Durnik zeigte auf das Hauptgebäude. »Seine Wohnung liegt oben über der Küche und dem Eßzimmer. Ich beneide ihn nicht darum. Die Gerüche, die in letzter Zeit aus der Küche aufsteigen, sind alles andere als verlockend.«
»Darüber möchte ich mit ihm reden, guter Mann.«
»Seid Ihr etwa Köchin?« Ein hoffnungsvoller Ausdruck trat in seine braunen Augen.
»Ich kann Wasser zum Kochen bringen, ohne daß es anbrennt, wenn Ihr das meint.«
»Den Göttern sei Dank«, versetzte er inbrünstig. »Die arme Nala schafft selbst das nicht mehr. Könnt Ihr Euch vorstellen, wie angebranntes Wasser riecht?«
Wir lachten beide, als wir den Hof überquerten und die große Küchentür durchschritten. »Warte hier«, wies ich meine Ziege an. Ich wußte, daß ich mir die Worte hätte sparen können. Sie würde auf Entdeckungsreise gehen, kaum daß ich außer Sicht wäre. Aber ich wußte, daß ich sie wiederfinden würde.
Die Kücheneinrichtung war zweckmäßig, wie ich auf den ersten Blick sah, mit Arbeitstischen und Schneidebrettern in der Mitte, Öfen und Herden an der Wand und Speisekammer und Stellagen im rückwärtigen Teil. Es herrschte jedoch ein ziemliches Durcheinander. Messer und Pfannen lagen wild verstreut auf den Tischen und Schneideflächen, anstatt ordentlich an der Wand zu hängen, wo sie hingehörten. Hier gab es eindeutig ein Problem, und es befand sich in einem Sessel neben dem Herd und schnarchte. Obwohl der Nachmittag schon recht weit fortgeschritten war, hatte man die Vorbereitungen fürs Abendessen nicht einmal ansatzweise in Angriff genommen. Die Küche war ein einziges Chaos. Die Hilfsköche wanderten ziellos umher, während die Oberköchin schlief. Es lag auf der Hand, daß Frau Nala ihre Arbeit nicht mehr sehr ernst nahm.
Bauer Faldor war ein großer, hagerer Mann mit Pferdegesicht, einer langen Nase und einem noch längeren Kinn. Wie ich bald herausfinden sollte, war er ein zutiefst frommer Mann, der es für seine Pflicht hielt, sich um das leibliche wie seelische Wohl seiner Angestellten zu kümmern. Als ich ihn das erstemal sah, plagte er sich mit einer Zahlenkolonne ab. Ein

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