Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
glaube, ich habe es geschafft«, meinte ich schließlich.
»Pol«, sagte mein Vater, nachdem Bormik seine langatmige Verlautbarung abgeschlossen hatte.
»Eine Minute, Vater«, winke ich ab. Dann schaute ich mir Luanas nunmehr gerade blickenden Augen noch einmal genau an. »Geschafft«, teilte ich ihr leise mit. »Darf ich sie mir ansehen?«
»Natürlich. Ihr habt sehr schöne Augen, Luana. Falls sie Euch zusagen, werdet ihr dann Euren Teil der Vereinbarung einhalten?«
»Und wenn es mich das Leben kosten würde«, antwortete sie inbrünstig. Dann ging sie zu dem Spiegel an der gegenüberliegenden Wand. »O Lady Polgara!« rief sie aus, und aus ihren nunmehr gerade blickenden Augen rannen Tränen der Freude. »Ich danke Euch!«
»Ich bin froh, daß sie Euch gefallen, Liebes«, sagte ich. Ich erhob mich. »Ich sehe beizeiten nach Euch, Luana. Gehabt Euch wohl.« Dann folgte ich Vater nach draußen.
»Ich glaube, ich verwandele Hatturk in eine Kröte«, murrte Vater.
»Wozu um alles auf der Welt?« Dann runzelte ich die Stirn. »Können wir das wirklich?«
»Ich weiß nicht genau. Vielleicht ist dies der passende Zeitpunkt, um es herauszufinden. Hatturk ist das perfekte Versuchsobjekt. Durch die Dummheit dieses Menschen haben wir mehr als die Hälfte der Prophezeiung verloren.«
»Ganz ruhig, Vater«, riet ich ihm. »Wir haben kein Fitzelchen verloren. Luana wird an unserer Statt dafür sorgen. Es ist schon alles in die Wege geleitet.«
»Was hast du gemacht, Pol?« wollte er wissen.
»Ich habe ihre Augen gerichtet. Sie wird mich dafür entlohnen, indem sie Schreiber anstellt, um die ganze Prophezeiung auf Papier festzuhalten.«
»Aber ein Teil ist uns bereits durch die Lappen gegangen.«
»Beruhige dich, Vater. Luana weiß, wie sie Bormik dazu bringen kann, das bereits Gesagte noch einmal zu wiederholen. Wir bekommen die ganze Prophezeiung.« Ich legte ein Pause ein. »Der andere ist in Drasnien, nicht?«
Er gaffte mich mit offenem Mund an.
»Mach den Mund zu, Vater. Sonst siehst du wie ein Idiot aus. Also, machen wir uns jetzt auf den Weg nach Drasnien oder nicht?«
»Ja«, erwiderte er in wütendem Tonfall, »wir gehen nach Drasnien.«
Ich lächelte ihn mit diesem zuckersüßen Gesichtsausdruck an, der ihn immer absolut rasend macht. »Hast du ein Schiff gemietet?« fragte ich ihn, »oder möchtest du lieber fliegen?«
Einiges von dem, was er daraufhin sagte, eignet sich nicht zur schriftlichen Wiedergabe.

K APITEL 8
    Der Golf von Cherek ist in vieler Hinsicht ein alornischer See. Der Hauptgrund dafür ist die Meerenge von Cherek, da nur Alorner tapfer – oder dumm – genug sind, eine Durchfahrt durch diesen tosenden Mahlstrom zu wagen. Rückschauend gebe ich zu, daß die verhältnismäßige Abgelegenheit des Golfs in der Vergangenheit einem Zweck diente. Ihr verdankten die Alorner einen Platz, wo sie unbehelligt spielen und in den übrigen Königreichen des Westens nichts anstellen konnten.

Die Hafenstadt Kotu an der Mündung des Mrinflusses war, wie alle alornischen Städte jener Zeit, weitgehend aus Holz gebaut. Mein Vater hat wegen der Brandgefahr etwas gegen Städte in Holzbauweise, wohingegen mein Einwand ästhetischer Natur ist. Ein Holzhaus ist häßlich, und wenn man es recht betrachtet, sind die Ritzen zwischen den Baumstämmen nichts anderes als getrockneter Kot. Kotu lag auf einer Insel, so daß es wenig Platz hatte, sich auszubreiten. Die Straßen waren eng, schmutzig und krumm, und die Häuser drängten sich dicht aneinander, wobei ihre Obergeschosse vorragten wie angriffslustig gerunzelte Brauen. Der Hafen, wie jeder Hafen der Welt, roch wie eine offene Jauchegrube.
    Das Schiff, das uns von Darine nach Kotu brachte, war ein cherekischer Kauffahrer, das bedeutet, daß die schweren Kriegsmaschinen nicht offen an Deck zur Schau gestellt wurden. Wir erreichten Kotu am Spätnachmittag eines besonders trüben Tages, und König Dras Stiernacken erwartete uns – zusammen mit einer erklecklichen Anzahl von farbenfroh gekleideten jungen drasnischen Adligen, die die Reise nach Boktor offensichtlich nicht unternommen hatten, um die landschaftlichen Schönheiten der Sümpfe zu bewundern. Ich erkannte mehrere von ihnen wieder, da sie bei Beldarans Hochzeit zugegen gewesen waren. Sie hatten ihren Freunden offenbar von mir erzählt.
    Wir verbrachten die Nacht in einem lauten alornischen Gasthof, der nach verschüttetem Bier roch. Am nächsten Tag war der Morgen schon weit fortgeschritten, als wir flußaufwärts

Weitere Kostenlose Bücher