Polifazios Vermächtnis (German Edition)
herausfinden, was in der verwunschenen Burg vor sich geht? Lass uns diesem Treiben auf den Grund gehen!“ sprudelte es schließlich aus ihm heraus.
Mugel musste lauthals lachen. Doch als er merkte, dass Himbi es durchaus ernst meinte, verstummte er schlagartig wieder.
„ Hast du noch alle Sinne beisammen? Hast du mir gerade gar nicht zugehört? Dieser Reiter, wenn ich es nicht besser wissen würde, dann würde ich sagen es sei der Tot persönlich. Er sah aus wie irgend so ein kranker Totenbeschwörer aus Derramoth. Mich bringen keine zehn Pferde wieder dort hin zurück!“ protestierte Mugel energisch.
„ Aber Mugel, was haben wir denn zu verlieren?“ fing Himbi wieder an.
„ Unser Leben vielleicht?“ fiel ihm Mugel ins Wort. „Ach Mugel, mich hält sowieso nichts mehr in dieser Stadt, warum also nicht ins Abenteuer ziehen? Und du, du bist ein Dieb. Kein Schloss, dass du nicht knacken könntest. Das hast du doch selber gesagt! Und außerdem hast du denn noch niemals von dem Gold der drei Magier gehört, die damals in der Burg gelebt haben sollen? Es wurde bis heute nicht gefunden!“ versuchte Himbi Mugel zu locken.
Dieser hörte bei dem Wort Gold auf einmal ganz genau hin. Himbi konnte das Glänzen förmlich in seinen Augen sehen.
„Ja, davon habe ich natürlich auch schon gehört. Aber trotzdem, ich für meinen Teil verfüge gar nicht über ausreichende Mittel, um mich für ein solches Abenteuer passend auszurüsten. Wir bräuchten Proviant, Seile, Fackeln, einen Karren oder so etwas.“ versuchte Mugel sich herauszureden.
Himbi lächelte ihn an.
„Also wenn es weiter nichts ist!“, sagte er und holte den prächtigen Bergkristall aus seinem Rucksack.
Mugels Augen begannen zu leuchten. Er konnte sie gar nicht mehr von dem Kristall lösen.
„ Das dürfte für eine Ausrüstung mehr als ausreichen!“ lachte Himbi, der fasziniert von Mugels Goldgier war. „Also, was meinst du? Da wo wir hingehen, da gibt es solcher Dinge noch weitaus mehr! Ich weiß, wir kennen uns jetzt erst ein paar Stunden, aber wir sind vom gleichen Schlag, soviel steht fest. Was meinst du, willst du mit mir in dieses Abenteuer ziehen?“
Mugel schaffte es schließlich seinen Blick von dem Kristall zu lösen und blickte Himbi an.
„Also gut, aber wenn mir die Sache zu gefährlich wird, dann bin ich sofort weg. Ich bin kein Krieger. Ich bin nicht sonderlich geschickt im Umgang mit der Axt oder dem Schwert. Meine Waffen sind Dietriche und Drähte!“ antwortete er ernst.
„ Also gut, dann lass es uns wagen!“, sagte Himbi freudig.
Dann besiegelten die beiden ihr Vorhaben durch einen kräftigen Händedruck. Anschließend beschlossen sie, am nächsten Tag alles Notwendige für ihre Reise zu besorgen. Für heute hatten sie jedenfalls genug. Völlig betrunken schleppten sie sich auf ihre Zimmer, die sie zuvor in der Kneipe gemietet hatten. Himbi konnte an gar nichts anderes mehr denken, als die Stadt zu verlassen und all seine schlechten Erinnerungen hinter sich zu lassen. Das Starkbier machte seinem Namen wirklich alle Ehre und so dauerte es nicht lange, bis Himbi und Mugel in einen steinernen Schlaf fielen.
Besorgungen, Pläne und ein Esel
Als Himbi am nächsten Morgen aufwachte, stand die Sonne bereits weit am Himmel. Völlig verkatert rappelte er sich auf. Als er sich in seinem Bett aufsetzte, wurde es ihm für einen kurzen Moment pechschwarz vor Augen. Als sein Sehvermögen schließlich wiederkehrte, spürte er einen dumpfen, hämmernden Schmerz in seinem Schädel. Himbi verfluchte das teuflische Bier des Wirtes, das ihm schon so manch einen fetten Kater beschert hatte. Ganz vorsichtig und ohne jegliche überflüssige Bewegung stand Himbi schließlich von seinem Bett auf und zog sich an. Von unten aus der Kneipe hörte er bereits mächtiges Getöse. Hier klapperte jemand mit seinem Geschirr, dort unterhielten sich einige angeregt und immer wieder das Aufschreien eines Kunden, wenn dieser etwas bestellen wollte. Und als er langsam etwas wacher wurde, vernahm er den köstlichen Geruch von frischem Brot, Aufschnitt und gebratenem Speck mit Eiern. Himbi lief das Wasser im Munde zusammen. Er konnte es kaum erwarten, etwas Zünftiges gegen seinen Kater zu essen. So schnell es sein Kopf zuließ, trat er aus seinem Zimmer und ging die schmale knarrende Treppe nach unten in die Kneipe. Unten angekommen blickte er sich in dem gesamten Raum suchend um. Doch denjenigen, den er suchte, war
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