Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
Vom Netzwerk:
zwei laute Schläge erklingen, die weder von Mark noch von Terry stammten.
    Ken runzelte die Stirn und knabberte an seiner Unterlippe. Er sah etwas beunruhigt aus. »Es gefällt dir also wirklich nicht?«
    Zwei weitere laute Klopfgeräusche ertönten.
    »Okay, ich verstehe. Und was gefällt dir nicht daran? Die Haare?«
    Die Mitglieder der Gruppe begannen nun allesamt Fragen über Celias Aussehen zu stellen, während Ken versuchte, mit einigen Buntstiften das Bild so lange zu verändern, bis der Geist zufrieden war. Die antwortenden Klopfgeräusche kamen stets ohne Zögern.
    Obwohl die Gruppe sich nicht sicher war, wie Celia aussah, so schien Celia es hingegen sehr genau zu wissen. Die Haare waren ihr zu dunkel, das Kleid zu sexy, und sie war auch nicht mit den üppigen Kurven einverstanden, die Ken ihr verpasst hatte. Die waren ihr zu übertrieben.

    Am Ende der Sitzung zeigten sich alle überzeugt, dass Celia wirklich existierte. Die Leute verließen das Zimmer beschwingter als sonst, aber auch nachdenklicher.
    Als Ken in der kommenden Woche mit einem neuen Portrait ankam, sprang und hüpfte der Tisch begeistert auf und ab. Der Künstler war zufrieden, ja erleichtert, als er diese Antwort erhielt. Von diesem Zeitpunkt an wurde der Tisch immer aktiver und schien sich besonders auf Ken zu konzentrieren. Manchmal jagte er ihn wie ein freundlicher Hund durch das Zimmer, wobei klar war, dass die Kontrollfunktionen der Kabine solche Bewegungen nicht hervorrufen konnten.
    Ken schien die ganze Angelegenheit auch etwas ernster zu nehmen als zuvor. Immer wieder sah man ihn mit konzentriertem Blick und nachdenklich auf seiner Unterlippe kauend am Tisch sitzen.
    Tuckman versuchte Ken zu isolieren, um herauszufinden, ob er vielleicht für die veränderten Phänomene verantwortlich war. Der Tisch gab zwar auch dann Zeichen von sich, wenn Ken einmal nicht anwesend war, aber er wirkte wesentlich zurückhaltender. Wenn die Gruppe aus weniger als vier Mitgliedern bestand, meldete sich Celia überhaupt nicht. Dann war weder ein Klopfen noch ein Flackern der Lichter zu sehen, wobei es anscheinend ganz egal war, welche Gruppenmitglieder anwesend waren und welche nicht.
    Professor Tuckman probierte alle möglichen Kombinationen aus. Einmal mussten sogar Terry und Denise, die Institutssekretärin, anwesend sein. Doch ganz gleich, welche Leute präsent waren – der Tisch blieb regungslos und die Lichter erloschen, solange sich weniger als vier Menschen im Raum aufhielten. Erst wenn es mehr wurden, konnte
man wieder darauf zählen, dass sich der Geist in unterschiedlicher Heftigkeit meldete.
    Die Stärke der Erscheinungen schien nicht davon abzuhängen, wie viele Teilnehmer genau im Raum waren – solange es sich um mehr als vier handelte. Das Einzige, was auffiel, war die Tatsache, dass sich der Tisch verstärkt auf Ken konzentrierte und zwar eine ganze Weile lang. Terry und Denise hingegen ignorierte er zum Beispiel völlig.
    Nachdem ich mir mehrere Stunden lang die DVDs angesehen und noch immer nicht alle durch hatte, konnte ich mich nicht mehr länger konzentrieren. Es war sowieso schon spät. Ich gab auf und fuhr nach Hause.
    Auf der Fahrt nach West Seattle dachte ich über das Projekt nach. Ich konnte gut verstehen, warum Tuckman die ungewöhnlich starken psychokinetischen Reaktionen, die von der Gruppe ausgingen, beunruhigend fand. Es war ziemlich schwer zu verdauen, wenn man sich überlegte, dass es eines ziemlich willensstarken menschlichen Geistes bedurfte, um überhaupt einen Gegenstand zu bewegen – von einem zwanzig Kilo schweren Tisch einmal ganz abgesehen. Quinton hatte mir bewiesen, dass die elektronische Ausrüstung in den Räumen nicht die Stärke besaß, das Möbelstück derart heftig in Bewegung zu bringen, wie ich das miterlebt hatte. Wenn mir nicht jemand anders zeigte, wie man so etwas mechanisch schaffte, musste ich annehmen, dass der Tisch sich von selbst bewegte – oder zumindest durch die mentalen Kräfte der Gruppe dazu gebracht wurde.
    Außerdem beschäftigte mich die Tatsache, dass die Energieleitung, die ich im Grau entdeckt hatte, offensichtlich nicht Teil des normalen Netzwerks war, sondern sich aus eigener Kraft dorthin begeben zu haben schien. Normalerweise verliefen Verbindungen dieser Größenordnung unten
am Boden. Ich verstand nicht, warum es in diesem Fall nicht so war. Warum schwebte dieser Ball unter dem Tisch? Möglicherweise verschaffte die Netzwerkverbindung den Phänomenen ja auch

Weitere Kostenlose Bücher