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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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nicht der richtige Teil von Asien. Wenn jemand dunkelhäutiger ist als er, dann ist er in seinen Augen auch schmutziger. Ich darf mit einem Weißen oder einem Asiaten ausgehen, aber mit jemandem, der braun ist? Das käme nicht in Frage. Noch schlimmer wäre es natürlich, wenn ich mit einem Schwarzen zusammen wäre. Dann würde er kein Wort mehr mit mir sprechen. Meine Schwester
hatte eine Zeit lang einen schwarzen Freund, und das hat er ihr noch immer nicht verziehen. Er würde durchdrehen, wenn er wüsste, dass sie sogar miteinander geschlafen haben.«
    »Das kommt mir aber alles reichlich übertrieben vor.«
    »So ist mein Vater eben.« Sie sah mich finster an. »So … jetzt wissen Sie, warum ich weiterhin zu den Séancen gehe, obwohl es sicher das Beste wäre, damit aufzuhören. Ich wünschte, das Leben wäre einfacher. Warum können wir nicht einfach nur alle glücklich sein? Wenn wir schon einen Poltergeist erschaffen können, warum dann nicht auch Glück?«
    Ich nutzte die Gelegenheit, um zum Thema zurückzukehren. »Sind Sie sich denn sicher, dass Sie einen Geist erschaffen haben?«
    »Ja.« Sie nickte mit großer Bestimmtheit. »Ich bin Chinesin. Wir kennen uns mit Geistern aus. Sie sind einfach überall und leben durch uns. Unser Poltergeist ist also ganz real, auch wenn wir ihn erzeugt haben.«
    »Was meinen Sie mit ›sie leben durch uns‹?«
    »Ich meine damit, dass wir ihnen Kraft geben. Energie. Wir erinnern uns an sie, und sie existieren weiter. Deshalb ist es auch wichtig, sich an die Vorfahren und die Familie zu erinnern, denn sonst verschwinden sie einfach. Oder sie werden wütend, und das ist gar nicht lustig. Wir haben unseren Geist geschaffen und halten ihn durch unsere Gedanken am Leben. Wenn wir aufhören, an Celia zu glauben, wird sie einfach verschwinden.«
    »Woher wissen Sie, dass es sich nicht um einen Schwindel handelt? Dass nicht einfach jemand in der Gruppe falsche Erscheinungen erzeugt und sie so echt wirken lässt?«
    »Das würde Celia sehr wütend machen. Es kann sich
nicht um einen Schwindel handeln. Es würde überhaupt nicht gehen, dass uns ein Einzelner so hinters Licht führen könnte. Der Teil, der real ist, würde außerdem wissen, dass jemand das Ganze manipulieren will. Wie würden Sie sich fühlen, wenn jemand vorgeben würde, Sie zu sein? So erginge es auch Celia, und dann würde sie bestimmt versuchen, sich zu rächen.«
    »Und wie wäre das mit Ihnen?«, fragte ich und lenkte den Wagen auf den westlichen Parkplatz der PNU.
    Ana sah mich überrascht an, und sie hob ihre dünnen, gezupften Augenbrauen. »Wie wäre was mit mir?«
    »Wenn Sie herausfinden würden, dass jemand Ihnen etwas vorgaukelt? Wären Sie dann auch wütend?«
    »Ja, natürlich wäre ich dann wütend.«
    »Und würden Sie sich dafür rächen wollen?«
    Sie sah mich belustigt an. »Nein. Ich würde demjenigen sagen, dass er damit aufhören soll. Celia wäre diejenige, die sich dafür rächen würde, wenn das nötig wäre.«
    »Glauben Sie, dass sie dazu in der Lage ist?«
    Sie runzelte die Stirn und starrte nachdenklich vor sich hin. »Ich weiß nicht. Keine Ahnung.« Dann blickte sie auf. »Ach, wir sind schon da. Gut. Danke fürs Mitnehmen«, fügte sie hinzu, öffnete die Tür und stieg aus. »Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen.«
    »Ja, das konnten Sie durchaus.«
    »Cool. Bis bald vielleicht.« Sie warf die Tür zu und ging auf das St.-John-Gebäude zu. Jetzt konnte ich den hellen, gelben Faden sehen, der auch um sie gewickelt war. Er zeigte auf die heiße gelbe Quelle im Fenster von Zimmer zwölf, fast wie eine Kompassnadel.
    Ich blieb noch eine Weile im Auto sitzen und dachte nach, während ich darauf wartete, dass auch die anderen Mitglieder
der Gruppe eintrafen. Ich wollte nämlich möglichst unbemerkt in die Beobachtungskabine schlüpfen.
    Nach einigen Minuten sah ich, wie Gartner Tuckman auf das Gebäude zu eilte. In der Hand hielt er eine Aktentasche. Er gab wieder ganz den finsteren Professor, der schwarz gekleidet grimmig um sich blickte. Ich folgte ihm ins Haus, achtete aber darauf, dass ich weit genug hinter ihm blieb. So hatte er die Möglichkeit, eventuell noch Séance-Mitglieder einzusammeln, die auf dem Gang auf ihn warteten.
    Oben auf der Treppe lag ein unheimlicher Nebel, der von innen heraus hell leuchtete. Seltsame Spuren wirbelten durch das Grau. Ich betrachtete sie für einen Moment, verstand aber noch immer nicht, worum es sich handeln könnte. Eigentümliche Farben

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