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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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Krachen von sich, und das unheimliche Licht löste sich allmählich auf.
    »Ich glaube, das war’s«, hörte ich Terry sagen, ehe ich aus der Beobachtungskabine stürzte.
    Im Flur sah ich, wie sich die Tür öffnete und leuchtend
rote und gelbe Energie über den Boden floss, während Cara aus dem Raum stolperte. Ihre Wange blutete. Ich ging auf sie zu, kam jedoch in der plötzlichen Welle übernatürlicher Kraft, die ihr gefolgt war, ins Wanken. Die beiden Welten prallten aufeinander. Eine unglaublich schwere Last lag auf einmal auf meinen Schultern. Ich glaubte, nach unten gepresst zu werden, während ich versuchte, der heißen Welle aus dem Grau zu entkommen. Stolpernd konzentrierte ich mich auf Cara Stahlqvist, die dahinter stand.
    »Cara«, sagte ich und streckte die Hand aus, um sie am Arm zu fassen. Der Energiesturm fühlte sich nicht wie der wütende Geist von Bertha Knight Landes an, der sich auf Cara gestürzt hatte, um sie als falsche Nichte zu bestrafen. Es war ein viel brutalerer, ein schrecklicher Sturm.
    Meine Glieder waren so schwer geworden, dass ich sie kaum bewegen konnte, und ich hatte das Gefühl, knietief durch Schlamm zu waten. Fangarme eines gierigen Horrornebels griffen nach mir. Ich zitterte am ganzen Körper und zwang meinen Arm dazu, sich zu bewegen.
    Cara stieß mich beiseite und eilte an mir vorbei. Ich stolperte zurück, als ob sie mich mit einem Knüppel erwischt hätte, und rang nach Luft. Auf einmal schmeckte ich Eis und verbrannte Erde gleichzeitig. Ich lehnte mich mit der Schulter an die Wand, um mich so vom blitzenden, zornigen Rand des Grau abzustoßen. Endlich gelang es mir, mich zu befreien. Ich war zwar nur wenige Sekunden in dieser Hölle gewesen, fühlte mich aber so matt, als ob ich minutenlang in einem tobenden Meer gegen die Strömung gekämpft hätte. Vor Erschöpfung war mir ganz schwindlig.
    Die Energie, die aus der Tür geflossen war, hatte sich in kleine Farbstrudel aufgelöst und verebbte. Das, was vom Poltergeist übrig blieb, hinterließ ein ekliges, abstoßendes
Gefühl – wie giftige Efeuranken, die versuchten, einen zu umschlingen und niederzureißen.
    Diesmal hatte der Poltergeist keine eindeutig auszumachende Form gehabt, aber ich war mir sicher, dass ich ihn spürte, als ich mich vom Rand des Grau losriss. Er war viel schlimmer gewesen als am Tag zuvor bei Patricia. Irgendetwas stimmte mit Tuckmans Gespenst nicht. Es war eindeutig zu stark. Der Grund dafür mochte die Energieleitung sein, die durch den Séance-Raum führte und eigentlich gar nicht hätte da sein sollen. Doch selbst das erklärte nicht, warum das Wesen einen derartigen Ekel in mir auslöste. Selbst jetzt noch, nachdem es verschwunden war, spürte ich ihn deutlich.
    Während ich mich noch mit gesenktem Kopf an die Wand lehnte und versuchte, wieder zu Atem zu kommen, stürzten einige der anderen Teilnehmer in den Gang hinaus. Sie schienen alle verwirrt zu sein. Schließlich kam Tuckman mit seinem Assistenten aus der Beobachtungskabine.
    Ich trat zu Terry, während der Professor sich darum bemühte, seine Leute zu beruhigen.
    »Ich brauche die Aufzeichnungen«, erklärte ich. Terry sah mich aus schmalen Augen abschätzig an.
    »Wer glauben Sie eigentlich, dass ich bin? Ihr Boy?«
    Diese Äußerung verblüffte mich. Ich wurde an einem einzigen Nachmittag mit den beiden Seiten des Rassismus konfrontiert. Selbst Rassismus war nicht so eindeutig auszumachen, wie es auf den ersten Blick meist schien. »Wollen Sie damit sagen, dass ich Sie degradieren will, nur weil ich nach den Aufnahmen frage?«
    »Sie hätten genauso gut Tuck fragen können«, zischte er wütend.
    »Tuckman ist aber nicht für die Überwachung und die
Aufnahmen zuständig. Das sind Sie. Aber wenn Sie nicht in der Lage sind, über Ihren Schatten zu springen und ganz einfach Ihren Job zu machen, dann sollte ich vielleicht wirklich besser Tuckman fragen.«
    Terry starrte mich finster an. In der zornigen Pause, die folgte, hörten wir, was hinter uns gesprochen wurde.
    »Wir hätten nicht an Mark denken sollen«, jammerte Patricia. »Wahrscheinlich haben wir dadurch seinen Geist gerufen, und jetzt ist er wütend auf uns.«
    Ich warf einen Blick über die Schulter und sah, dass Tuckman die Lippen zusammenpresste. »Sie sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen, Patricia. Ich kann Ihnen versichern, dass es bestimmt nicht Mark gewesen ist. Den Messungen nach ist alles wie immer verlaufen«, schwindelte er. »Das haben allein Sie erzeugt.

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