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PolyPlay

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Titel: PolyPlay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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was? VEB, PGH oder was sonst? Auf dem Dach oder am First des Firmensitzes war nichts zu sehen, und wenn Kramer nicht neben der Haustürklingel ein Messingschild mit der simplen Prägung »NATA« gesehen hätte, hätte er geglaubt, es mit einer ganz anderen »Firma« zu tun zu haben. War es nicht Gesetz, dass die Gesellschaftsform eines Betriebes genannt wurde? Machten es nicht alle so?
    »Bitte nehmen Sie den Aufzug. 3. Stock.«, sagte eine Stimme aus der Wechselsprechanlage, noch bevor er sich vorgestellt hatte.
    Als sich die Türen des Aufzugs öffneten, dachte Kramer noch einmal kurz an das Gespräch mit Pasulke. Lungenkrebs, dachte er. Aber wie passt das zu Uwes irrer Botschaft? Das war nicht alles, das war nicht alles! Der Aufzug hielt butterweich. Kramer spürte das Gewicht des blauen Kästchens in seiner Jackentasche.
    »Oberleutnant Kramer, nehme ich an«, sagte der Direktor für Absatz. »Was führt Sie zu uns?« Gut aussehend. Mitte vierzig. Überfester Händedruck. Der Blick aus seinem Bürofenster ging auf den Grunewald hinaus.
    Kramer zog die Schachtel aus seiner Jackentasche, bevor er sich setzte, und packte den Silberdaumen aus.
    »Können Sie mir sagen, was das ist?«
    Karau nahm das Fundstück in die Hand und betrachtete es kritisch.
    »Wo haben Sie das her?«, fragte er.
    »Ich habe es gefunden.«
    »Das ist Firmeneigentum. Ich werde es behalten müssen.«
    Kramer dachte, er habe sich verhört.
    »Wohl kaum. Es handelt sich um ein Beweisstück in einem ungeklärten Mordfall. Ich möchte von Ihnen nur wissen, was für eine Funktion dieses Ding hat.«
    »Sie können machen, was Sie wollen. Das ist Firmeneigentum. Vor ein paar Wochen sind aus unserer Entwicklungsabteilung einige Gestaltungsstudien gestohlen worden. Ich bin mir sicher, dass dies hier«, er hielt den Silberdaumen in die Höhe, »ein Teil der Beute ist. Ihre Kollegen arbeiten an dem Fall. Möglicherweise werden Sie selbst dazu Auskunft geben müssen, wo Sie es herhaben.«
    Kramer verschlug es die Sprache. Wie sicher dieser Kerl sich seiner Sache war. Sein Blick war völlig frei von Zweifeln oder Angst. Was sollte er tun? Seine Waffe ziehen und die Herausgabe der »Gestaltungsstudie« verlangen? Stattdessen legte er seine Hand auf die blaue Schachtel.
    »Schauen Sie«, sagte er in dem Tonfall, den er bei hartnäckigen Kriminellen während eines Verhörs verwendete, »das ist ganz einfach. Wir beide werden diesen Raum nicht verlassen, bevor Sie mir das Beweisstück nicht zurückgegeben haben.«
    Karau lächelte dünn. »Sie können mir nicht drohen, Herr Oberleutnant. Nicht nur das Recht ist auf meiner Seite. Sondern auch die besseren Argumente.«
    Es klopfte an der Tür.
    »Herein«, sagte Karau.
    Als Kramer sich in seinem Sessel zur Tür umdrehte, betraten zwei Männer das Büro. Sie waren recht groß und trugen blauschwarze Uniformen, wie Kramer sie noch nie gesehen hatte, und außerdem schwarze Baretts mit dem silberfarbenen Firmenabzeichen daran. Das waren keine Betriebsschutz-Polizisten und keine Betriebskampfgrüppler. Das waren Schläger in den Privatuniformen der NATA. Sie stellten sich rechts und links von Kramers Stuhl auf, und er bemerkte, dass beide schwarze Lederhandschuhe trugen. Er steckte die blaue Schachtel in seine Jackentasche.
    »Meine Herren«, sagte Karau gut gelaunt. »Oberleutnant Kramer möchte uns jetzt verlassen. Bitte begleiten Sie ihn zur Haustür.«
    Kramer stand auf. Hier war Ende der Fahnenstange, und er gab sich geschlagen.
    »Falls es Sie beruhigt, Herr Kramer, kann ich Ihnen versichern, dass die Gestaltungsstudien bisher völlig funktionslos waren. Studien eben. Es ist uns ein Rätsel, warum sie gestohlen wurden, und wir würden dieses Rätsel gerne lösen. Vielleicht haben Sie uns dabei ein wenig weitergeholfen. Ich danke Ihnen.«
    Die zwei Sicherheitstypen packten ihn rechts und links an den Armen. Karau stoppte sie mit einer Handbewegung.
    »Begleiten, hatte ich gesagt.«
    Kramer hielt die Faust um die Schachtel in seiner Jackentasche geballt. Als er die Villa verließ, bemerkte er die Videokamera über der Haustür. Sie surrte leise, während er zur Straße ging.
     
    Wütend. Mehr als wütend war er, als er am Rathaus Steglitz vorbeifuhr. Das gibt's doch nicht!, dachte er. Serviert mich ab wie einen Schulbuben! Und was waren das überhaupt für Typen gewesen, die Karau ins Büro gerufen hatte? Seit wann gab es denn private Sicherheitskräfte, die mit irgendwelchen Phantasieuniformen in der Gegend

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