PopCo
Hobbydetektive aufgenommen, und eigentlich ist sie auch nur etwas für Kinder.Man befestigt einen Umschlag in einem anderen und versteckt die Botschaft in dem so entstehenden Geheimfach. Der Empfänger
weiß, dass er bei Erhalt des Briefs den Umschlag aufschneiden muss, um die geheime Botschaft zu finden. Lässt sich das vielleicht
in diesem Fall anwenden? Mist. Weil mir nichts Besseres einfällt, schreibe ich schließlich «KidTec, Seite 14» auf ein Post-it
und pappe es von außen an meine Zimmertür. (Dass es auf Seite 14 steht, weiß ich so genau, weil es beim Setzen des Buches
einige Layout-Probleme mit der Abbildung des Umschlags gab und ich auf meinem Bürorechner einen ganzen Ordner mit Mails habe,
deren Betreff:
Probleme Seite 14
lautet.)
Dann drehe ich ein paar Runden durch mein Zimmer, öffne schließlich die Tür und entferne das Post-it wieder. Das ist viel
zu auffällig. Jeder, der vorbeikommt und es liest, kann schließlich nachschlagen, was auf Seite 14 des KidTec-Buches steht,
und daraus schließen, dass ich irgendetwas mit doppelten Umschlägen vorhabe. Um das interessant zu finden, braucht man nicht
einmal der Feind zu sein. Nicht, dass ich wüsste, wer dieser Feind ist. Ich knülle das Post-it zusammen und werfe es in den
Abfall, dann fische ich es wieder heraus und verbrenne es stattdessen. Der Rauchmelder oben an der Decke lässt sein rotes
Lämpchen blinken. Vielleicht sollte ich lieber damit aufhören, hier drinnen ständig Papier in Brand zu stecken.
Beim Frühstück verteilen Kieran und ein anderer Typ kleine Schachteln mit Karten. Die Schachteln sind aus dicker, weicher,
orangefarbener Recycling-Pappe und werden mit einem Stück Schnur und einem Knopf verschlossen, wie man ihn an Dufflecoats
findet. In meiner befinden sich fünf Karten, die mir wie eine eigentümliche Mischung aus Tarot- und Sammelkarten vorkommen.
Die Symbole darauf erscheinen zugleich bekannt und fremd. Auf einer Karte ist ein Männerkopf abgebildet, derganz und gar aus Blättern und Pflanzenteilen besteht. «Grünmann» steht darunter. An den Rändern der Karte befinden sich Zahlen;
sie entsprechen den Himmelsrichtungen Nord, Süd, Ost und West, die ihrerseits wieder in dem halb durchsichtigen Kompass hinter
dem Kopf des Grünmanns auftauchen. Norden hat auf meiner Karte den Zahlenwert 31, Osten den Zahlenwert 15, Süden den Wert
1 und Westen den Wert 25. Es sind noch vier andere Karten dabei. Eine zeigt eine Armbrust und hat an allen Rändern die Zahl 4. Auf der zweiten ist ein geflügelter Drache abgebildet, und sie weist die Werte 5, 6, 12 und 4 für Norden, Süden, Osten und
Westen auf. Die anderen beiden Karten sind praktisch identisch und zeigen irgendwelche Waldgeister. Eine scheint jedoch mehr
wert zu sein als die andere, weil sie am Westrand den Wert 10 aufweist und an allen anderen Rändern den Wert 3, während die
zweite neben den Dreiern am Westrand eine 7 verzeichnet.
«Viel Spaß!», ruft Kieran, während alle anfangen, sich ihre Karten anzuschauen und sie zu vergleichen. Ich sitze mit Ben,
Chloë, Dan, Esther, Grace und Richard am Tisch. Richard, Dan und ich essen Muffins mit verlorenen Eiern, die anderen frühstücken
Müsli oder Toast.
«Zeig deine Karten nicht her», sagt Ben zu mir.
«Wieso denn nicht?»
«Wenn keiner weiß, was du für Karten hast, ist das ein Spielvorteil. Vor allem die da solltest du unbedingt verstecken.»
«Welche?» Ich betrachte die Karten, die vor mir auf dem Tisch liegen. Der Grünmann liegt zuoberst, weil er mir am besten gefällt.
«Die.» Ben deutet auf die Grünmann-Karte. «Das ist eine sehr mächtige Karte. Es ist besser, wenn keiner weiß, dass du sie
hast.»
«Aha. Na gut.» Ich schiebe den Grünmann unter die übrigen Karten. «Woher weißt du denn das alles?»
«Kieran redet schon seit Tagen von nichts anderem. Das ist sein ganz großer Wurf.»
«Wie, für junge Mädchen?»
«Um Himmels willen, nein, das interessiert ihn doch überhaupt nicht. Nein, das ist sein Online-Sammelkartenspiel. Er hat sich
überlegt, es erst mal mit ein paar Leuten offline zu testen, um zu sehen, wo noch Fehler sind und so.»
«Aha. Dann … dann interessiert er sich also gar nicht für diese Teeniegeschichte?»
Ben schüttet noch etwas Müsli in seine Schüssel und gießt Milch aus einer blauen Kanne auf dem Tisch dazu.
«Ich glaube nicht», sagt er.
«Aber warum ist er dann hier? Warum geht er nicht einfach zurück zur
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