PopCo
ich meinem
Sohn Transformer-Figuren, Ninja-Schildkröten, PowerRangers und weiß Gott was noch alles kaufen musste, bis er endlich zu alt
dafür war.
Wenn Sie Ihr scheußliches Plastikspielzeug also erst einmal so weit gebracht haben, dass alle Welt es haben will, hat sich
der Trend verfestigt. Um das zu erreichen, müssen Sie dem Produkt aber eine Funktion beigeben, die es ihm erlaubt, Netzwerke
zu infiltrieren und so weit wie möglich selbständig zu wuchern. Wie schafft Ihr Produkt es nun, sich nicht nur innerhalb von
Freundescliquen, sondern auch darüber hinaus zu verbreiten? Erinnern Sie sich: Eine einzige infizierte Ratte an Bord eines
Schiffes reichte schon aus, um ein ganzes Land mit der Pest zu verseuchen. Sobald sich die Pest im lokalen Rattennetzwerk
etabliert hatte, kam sie von allein weiter. Vielleicht bietet das Fernsehen ja die Möglichkeit, ein Spielzeug auch in den
entlegensten Knoten des Netzwerks bekannt zu machen. Oder Sie machen es wie die anderen Spielzeughersteller – das entnehme
ich zumindest meiner Sonntagszeitung – und verschenken Ihr Spielzeug an die beliebtesten Kinder aller Schulen.Wenn Sie die Schnittstellen infizieren, an denen die meisten Verbindungen zusammenlaufen, kommen die übrigen Knoten ganz von
selbst nach! Auf diese Weise werden Sie zum Verbindungselement zwischen verschiedenen Netzwerken. Sie dürfen allerdings nicht
vergessen, dass jedes Spielzeug oder Produkt, bei dem es um Kommunizieren, Tauschen, Verschenken, Vergleichen etcetera geht,
auch über einen impliziten automatischen Übertragungsmechanismus verfügt. Stellen Sie sich Ihre hässliche Plastikfigur also
vor wie die Schirmchen einer Pusteblume, die sich im Wind zerstreuen. Sie könnten nicht fliegen, wenn sie nicht genau für
diesen Zweck geschaffen worden wären. Noch Fragen?»
Kierans Hand schießt in die Höhe. «Wer hat die Pusteblumenschirmchen denn entworfen?», fragt er. «Gott kann es ja wohl nicht
gewesen sein, Sie sagten doch gerade …»
«Die Gestalter», antwortet Blackman versonnen. «Die ursprünglichen Mathematiker.»
«Na, cool! Dann …»
Mac steht auf und geht dazwischen. «Ich denke, wir haben Mr. Blackmans Zeit jetzt lange genug in Anspruch genommen. Ein höchst faszinierendes Thema. Vielen Dank.» Er schaut auf die Uhr.
«Ich glaube, ihr müsst euch jetzt auch bald zur nächsten Segelstunde einfinden. Die genauen Zeiten für jedes Team stehen draußen
am Schwarzen Brett. Ich bringe Sie noch zur Tür, Mark.»
***
Tagsüber ist alles gut, und solange es hell ist, kann ich auch ganz gut allein sein. Aber nachts brauche ich Leute um mich
rum. Die Vorstellung, nachts allein zu sein, ist einfach viel zu schrecklich. Was ich wohl machen würde, wenn es tatsächlich
geschehen und ich mich plötzlich allein im Dunkelnwiederfinden würde? Vermutlich schreien, so lange, bis ich ohnmächtig würde oder jemand käme. Mir ist klar, dass diese Angst
in vieler Hinsicht völlig unsinnig ist. Alleinsein bedeutet ja zwangsläufig, dass mir keiner etwas tun kann, weil Alleinsein
schließlich heißt, dass niemand anders da ist. Aber in den Momenten größter Panik wäre es mir sogar lieber, den Feind dort
im Dunkeln bei mir zu haben.
Den Feind
. Der Feind ist ein Mann mit zwei Köpfen. Manchmal sind es auch zwei Köpfe auf einem Insekten- oder Spinnenkörper. Das kann
ich aber keinem erklären. Ich kann auch nicht erklären, dass seit dem Vorfall an der Bushaltestelle die beiden Männer in meinem
Kopf irgendwie überlebensgroß geworden sind. Nur ich begreife, wie aus einem Schnurrbart vier werden konnten, wie blaue Augen
plötzlich rot leuchten und ein höhnisches Grinsen zur geifernden Grimasse mit Reißzähnen geworden ist – Reißzähne, an denen
noch Blut und andere Überreste kleiner Kinder kleben. Und trotzdem wäre es mir noch lieber, sie wären da, als dass ich im
Dunkeln allein bin. Vielleicht würde ich das mit dem Sterben ja lieber gleich hinter mich bringen anstatt weiter auf das Unvermeidliche
zu warten, allein, ohne etwas sehen zu können. Und deshalb schlafe ich im Zimmer meiner Großeltern.
Meine Angst – meine Großeltern sagen «Phobie» dazu, das ist auch eine Art Angst, nur irgendwie viel wichtiger – hat ziemlich
interessante Folgen. Weil die Nächte so potenziell furchterregend sind, so gedankenverwirbelnd, herzschlagstockend grauenvoll,
wird alles, was sich außerhalb dieser Menge der «Dinge, vor denen ich
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